Obermässing
Ein unvergesslicher Schultag

An der Grundschule in Obermässing stehen gesundes Essen und Vorlesen auf dem Stundenplan

14.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:27 Uhr
  −Foto: Luff

Obermässing (HK) Ginge es nach den Kindern, dürfte wohl jeder Tag so aussehen wie der gestrige an der Grundschule Obermässing.

Denn da war sozusagen umfassende Entspannung angesagt. Dass die beiden Aktionen, die an diesem Tag vereint worden sind, einen durchaus ernsten Hintergrund haben, konnte man kaum bemerken. Es ging um die richtige Ernährung in Zeiten des Fast-Food-Konsums und um Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation in Zeiten des Daddelns an Handy und Spielkonsole. Hochgestochen ausgedrückt. Oder vereinfacht: Erst durften sich die Kinder die Bäuche mit leckeren Sachen vollschlagen, danach wurde ihnen vorgelesen.

Zahllose Brote lagen in der Aula bereit, belegt mit Marmelade, Eiern, Schnittlauch, Käse und Honig. Dazu haufenweise schön drapierte Spalten von Äpfeln, Birnen und Mandarinen neben Schüsseln voller Weintrauben und Kirschtomaten. Alles vorbereitet von Eltern um die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Marianne Heindl. Kein Wunder, dass Lehrer Gerhard Netter, der den erkrankten Rektor Christian Hobauer vertrat, lautstarken Protest von allen Seiten erntete, als er sagte: "Unsere Gäste dürfen anfangen - alle einen Meter zurück! " So konnten sich die Vorschüler des benachbarten Kindergartens "Heilige Familie" zuerst und in aller Ruhe am Büfett bedienen.

An sie gerichtet sagte Bürgermeister Manfred Preischl, er halte es für eine gute Sache, wenn die Vorschüler schon lange vor ihrer Einschulung mal in der Schule vorbeischauen könnten - umso mehr an solch einem besonderen Tag. Bevor es allerdings wirklich ans Essen ging, wollte Netter von den Schülern wissen, was genau gesund sei und warum: "Die zweite Klasse müsste es eigentlich wissen, sie hat das erst durchgenommen. " Prompt erhielt er die richtigen Antworten: Obst und Gemüse sind wertvolle Lieferanten von allerlei Vitaminen, Eier und Käse enthielten Eiweiß.

Das erste gesunde Frühstück in diesem Jahr - in Obermässing gibt es immer zwei pro Schuljahr - verbanden die Organisatoren gleich mit einem Aktionstag, der bundesweit eigentlich erst am heutigen Freitag stattfindet: dem Vorlesetag. Die Vorlesestudie 2019 hat gerade erst wieder gezeigt, dass 32 Prozent aller Eltern in Deutschland ihren Kindern zu selten vorlesen. Aber: "Lesen macht klug", wusste Gerhard Netter. Und zwar nicht nur das aktive, sondern auch das konzentrierte Zuhören. "Ihr braucht gar nichts zu tun, nur die Ohren spitzen", schärfte der Lehrer den Kindern ein. "Heute könnt ihr klug werden - mal sehen, ob's klappt. "

Gleich sechs Vorleser hatten sich in der kleinen Schule eingefunden, um quasi die Noten der Kinder zu verbessern. Darunter einer, der zum ersten Mal zum Vorlesetag an die Obermässinger Grundschule - die bei diesem zum dritten Mal mitmachte - kam und damit ein Versprechen einlöste: Landrat Herbert Eckstein. Er hatte im Februar sein Kommen zugesagt als Belohnung dafür, dass sich die Kinder bei der Herstellung des imposanten Kunstwerks aus Edelstahl und Kupfer in Zusammenarbeit mit dem Künstler Herbert Rohrmüller ins Zeug gelegt hatten. Dieses Bild verschönert seither die Schulaula.

Neben dem Kreischef lasen mit der ehemaligen Lehrerin in Obermässing, Christa Holzinger, und Marianne Heindl vom Elternbeirat zwei Leute, die der Schule nahe stehen. Wobei auch Marion Metzger, die Vorsitzende des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins, oft mit der Schule zusammenarbeitet. Für den Vorlesetag suchte sie sich ein Buch der Eichstätter Erfolgsautorin Margit Auer aus. Nicht aber aus der Bestseller-Reihe "Die Schule der magischen Tiere", die zurzeit verfilmt wird. Sondern den zweiten Band von "Verflixt verhext", der den Titel "Ausflug ins Hexendorf" trägt. Die Abenteuer der jungen Hexe Pina Moonwalk fanden nicht nur die Kinder spannend. "Oh, schade! ", kommentierte Metzger, als die Musik ankündigte, dass ihre Gruppe von Zuhörern in den nächsten Raum wechseln musste. "Wer hat an der Uhr gedreht", dudelte passend aus dem Lautsprecher im Klassenzimmer. "Das Buch gibt es in der Bücherei", schärfte die OGV-Vorsitzende den Kindern ein. Schließlich soll der Vorlesetag auch dazu animieren, dass Kinder das Lesen für sich entdecken.

Dass die Bücherei auch Sepp Linsmeiers Buch zum Ausleihen bereithält, ist zweifelhaft - obwohl er doch dort mit anpackt. Hat er "Das bunte Buch" vom Herausgeber Erwin Czerwenka doch selbst als Achtjähriger bekommen. "Jetzt bin ich 68", sagte er lachend. "Es ist also 60 Jahre alt. " Was nichts daran ändert, dass "Der Glücksklee" immer noch einen märchenhaften Zauber verbreitete. Logisch, berühren darin doch Elfen eine Kleepflanze, die mit ihren vier Blättern fortan den Menschen Glück bringen soll.

Bürgermeister Preischl hingegen setzte auf ein Bilderbuch mit wenig Text. "Der Löwe in dir" zeigt eine Maus auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein. Er wolle mit den Schülern über das Buch reden, sagte Preischl. "Mir geht es darum zu sehen: Was steht zwischen den Zeilen? "

Volker Luff