Ein umtriebiger Weichensteller wird 75

26.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:15 Uhr

Die Ehrenurkunde der SPD überreichen Ortsvereinsvorsitzender Gerhard Grau und Roths Altbürgermeister Hans Weiß dem langjährigen SPD-Mitglied Ernst Rossmeissl. - Foto: Tschapka

Roth (tis) Der Mann, der von vielen als das "soziale Gewissen" der Stadt Roth" bezeichnet wird, ist 75 geworden. Die Rede ist von Ernst Rossmeissl, der Rother AWO-Vorsitzende, stellvertretende Kreisvorsitzende und langjährige SPD-Bezirkstagsabgeordnete.

Im Rother Sozialzentrum der AWO herrschte am Samstag Betriebsamkeit. Unzählige Kommunalpolitiker, Wegbegleiter und Freunde gaben sich ein Stelldichein, um Rossmeissl an seinem Ehrentag gebührend zu gratulieren, seine jahrzehntelangen Leistungen zu würdigen, und nicht zuletzt mit ihm ordentlich zu feiern.

Oft unbequem

Der AWO-Kreisverbandsvorsitzende Edgar Überall blickte in seiner Ansprache auf das bewegte Leben des im Sudetenland geborenen Rossmeissl zurück, der seit 1946 in Roth lebt und seit dieser Zeit vieles in Bewegung gesetzt hat. Eine der größten Begabungen Rossmeissls sei laut Überall seine Fähigkeit, Sachverhalte genau zu analysieren, was ihm vor allem bei Diskussionen und Verhandlungen zu einem harten Gesprächspartner mache. "Du bist zwar auch oft unbequem, aber bequeme Menschen gibt es schon genug", sagte Überall, und wünschte dem Autor diverser Bücher, die sich mit der Stadt Roth oder der Vertreibung beschäftigen, dass er so bald kein Buch mit dem Titel "Ich bin dann mal weg" schreiben möge.

Er danke dem umtriebigen Rossmeissl für seine langjährige Arbeit "am Menschen für den Menschen", sagte Bezirkstagspräsident Richard Bartsch und lobte vor allem seine Fähigkeit, sich über politische Grenzen hinwegzusetzen.

Landrat Herbert Eckstein betonte, dass heute nicht nur die vielen Ämter Rossmeissls, sondern in erster Linie der Mensch gefeiert werde, für den das Miteinander das wichtigste sei. Und Bürgermeister Erdmann zeigte sich beeindruckt von der geradlinigen und hartnäckigen Art Rossmeissls, seine Ziele zu verfolgen. Er habe erfolgreich sein Wissen aus der Privatwirtschaft, in der er früher als Manager tätig war, zum Wohle der AWO eingesetzt.

Schließlich hatte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Roth, Gerhard Grau, noch eine besondere Überraschung für Ernst Rossmeissl: Er überreichte zusammen mit dem Rother Altbürgermeister Hans Weiß dem langjährigen SPD-Mitglied eine Ehrenurkunde der SPD, die unter anderen von Franz Müntefering unterzeichnet ist. Rossmeissl gehörte 30 Jahre lang den Rother Stadtrat an, ebenso saß er 20 Jahre im mittelfränkischen Bezirkstag und sechs Jahre im Kreistag.

Etwas zurückgeben

Rossmeissl erläuterte seinen vielen Gästen in seiner Ansprache seine Beweggründe für sein Engagement sozial Schwächeren gegenüber. Zum einen habe er während seiner Vertreibung Armut hautnah kennen gelernt, habe von ganz unten anfangen und sich aus dem Nichts etwas aufbauen müssen. Zum anderen wolle er als Dank einen Teil an diejenigen Menschen zurückgeben, die sich auf der Schattenseite der Gesellschaft befinden.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei seine christliche Einstellung, die ihm dazu veranlasse, Schwächeren zu helfen, sagte Rossmeissl. "Das kann ich wunderbar in der AWO umsetzten, denn deren Ziele stimmen weitgehend mit meinen überein." Nicht zuletzt deshalb engagiere er sich seit rund 50 Jahren ehrenamtlich für die AWO, die er als seine Familie bezeichnete, die "einen auch in schweren Zeiten auffängt".

Er, so Rossmeissl, würde sich selbst am ehesten als einen "Weichensteller" bezeichnen, der sowohl im politischen, als auch im sozialen Bereich immer vorausschauend versucht habe, seine Ziele langfristig zum Wohle aller zu erreichen. Viel Gegenleistung erwarte er für seine Bemühungen jedoch nicht: "Wenn ich den Menschen in die Augen sehe und darin lese, dass es ihnen gut geht, reicht mit das völlig", sagte Rossmeissl bescheiden, ehe er das von der AWO-Selbsthilfefirma "Auf Draht" bereitgestellte Festessen eröffnete.