Großmehring
Ein Toter in der Klosterkirche

Der neue Regionalkrimi "Das Asam Vermächtnis" des Großmehringer Autors Rüdiger Woog spielt in Weltenburg

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:06 Uhr
Der Großmehringer Autor Rüdiger Woog schreibt gerne in seinem Garten. −Foto: Gülich

Großmehring/Weltenburg - Fast könnte man meinen, Rüdiger Woog hätte schon Bescheid gewusst: über die Aktualität von Verschwörungstheorien und Geheimnissen, die um jeden Preis gehütet werden sollen.

Lachend schüttelt der Großmehringer Autor beim Gespräch in seinem Garten den Kopf: "Das passiert mir zwar öfters, dass Dinge einfach wunderbar ineinandergreifen, aber letztlich war es einfach Zufall, dass mein Spiel mit solchen Themen in meinem neuen Buch gerade jetzt in der Corona-Zeit so aktuell ist. "

In seinem im Mai erschienenen Kriminalroman "Das Asam Vermächtnis" schickt Woog, der Germanistik und Romanistik studiert hat und als Sprachenlehrer und Lehrmittelautor arbeitet, zum dritten Mal seinen Kommissar Leo Dietz in den Kampf gegen das Verbrechen. Leos alter, längst vergessener Schulfreund Tim Gräber bittet ihn telefonisch um ein Treffen, aber ehe es dazu kommen kann, wird Gräber tot in der Klosterkirche von Weltenburg gefunden - mit wie bei einer Kreuzigung ausgebreiteten Armen und einer altertümlichen Lanze in der Brust. Geheimnisvolle Zusammenhänge lassen auf das Eingreifen eines mysteriösen Geheimordens schließen.

Woogs Krimi-Serie spielt im Altmühltal. Kommissar Dietz wohnt in Straubing und arbeitet in Kelheim, die Handlungsschauplätze im "Asam Vermächtnis" reichen vom Donaudurchbruch und den Hopfengärten der Gegend über den Hienheimer Römerturm bis nach Ihrlerstein, Kelheim und Regensburg.

Und wie es so ist bei Regionalkrimis: Das Sich-Wiederfinden an den Handlungsorten macht den eigentlichen Charme des Buchs aus. Die weite Sicht vom Hienheimer Römerturm? Der Blick auf die Befreiungshalle hoch oben über Kelheim? Oder gar ein Barock Dunkel im Weltenburger Kloster-Biergarten? Das Leser-Herz ist sofort dabei, man lächelt und genießt mit den Protagonisten.

Im Zentrum des Geschehens steht der Donaudurchbruch. "Die Asam-Brüder waren zu ihrer Zeit ja die absoluten Stars als Maler, Bildhauer und Architekten. Cosmas Damian Asam wurde in Rom vom Papst für seine Freskenmalerei ausgezeichnet. Da habe ich mich schon gefragt, was die Brüder ausgerechnet in Weltenburg machen. Zumal sie dort ja nicht nur ein paar Wände bemalt, sondern das ganze Kloster umgestaltet haben. Das hat mich sehr beschäftigt", berichtet Woog. So findet ein dänisches Touristen-Ehepaar die Leiche auch ausgerechnet, als es frühmorgens in der Klosterkirche die durch Asams geschickte Architektur weltberühmte Sonnenaufgangsstimmung fotografieren möchte.

Durch die vielen Regionalschauplätze hat das Thema Heimat eine zentrale Bedeutung in Woogs Büchern - obwohl er den Begriff nicht explizit erwähnt. Für Kommissar Leo Dietz ist Heimat vor allem dort, wo seine Frau und seine Tochter sind; manchmal packt ihn die kalte Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte. Auch für Autor Woog hat Heimat "nichts mit meiner Adresse zu tun", wie er sagt. "Das ist eher ein flexibler Begriff, letztlich kann jeder Ort zum Zuhause werden. Um es mit Tom Petty auszudrücken: ?You belong somewhere you feel free. ' Ich bin zuhause, wo ich mich frei und wohlfühle. " Mit sieben Jahren ist der Schriftsteller aus Schleswig-Holstein nach Bayern gekommen, im Altmühltal hat er seine Kindheit und Jugend verbracht. "Das prägt", hält er fest und fügt an: "Die Menschen sind hier so geerdet, leben mit einer Leichtigkeit und Unkompliziertheit, das mag ich sehr. Insofern sind meine Bücher auch Liebeserklärungen an meine Heimat. Es ist einfach wunderschön hier. " Gleichzeitig könne er als Autor vielleicht neue Blickwinkel auf Altbekanntes eröffnen, so der 49-Jährige.

Aber warum zehn Jahre Abstand zum letzten Krimi-Band? Woog denkt kurz nach, bevor er antwortet: "Die ersten beiden Bände ?Der Einschläfer' und ?Der letzte Gig', die bei den Lesern sehr gut angekommen sind, sind 2008 und 2010 erschienen, da war ich noch ein bisschen vor der großen Welle der Regionalkrimis. Als die dann so richtig übers Land gerollt ist, hatte ich Angst, dass ich aus der Schublade nicht mehr rauskomme. " Außerdem könne man in Kelheim seinen Kommissar ja nicht jedes Jahr einen schlimmen Fall lösen lassen, ergänzt er augenzwinkernd. Aber nun sei es - nach seinem Roman "Anna und der Winter" (2015) und dem Erzählband "Geschichten aus der Dämmerung" (2017) einfach Zeit gewesen.

DK

"Das Asam Vermächtnis" von Rüdiger Woog ist im Riccardi-Verlag erschienen und für 9,90 Euro als Taschenbuch oder für 4,99 Euro als E-Book im Buchhandel erhältlich.