Beilngries
"Ein Tanz voller Leidenschaft"

Der Beilngrieser Rudi Knebel gewährt Einblicke in die traditionelle Kunst des Schuhplattelns

21.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Auf die Oberschenkel und Waden wird beim Platteln kräftig geklatscht und zwischendurch darf auch ein jauchzender Jodler ertönen. Die Plattlergruppe unter der Leitung von Vorplattler Rudi Knebel (2. v. r.) pflegt die bayerische Tradition mit Begeisterung. ‹ŒArch - foto: Adam

Beilngries (HK) Platteln gilt als Inbegriff bayerischen Brauchtums. Kernige Männer stampfen mit eisenbeschlagenen Schuhen im Kreis, werfen ein Bein mal vor, mal hinter dem Körper in die Luft, schlagen sich kräftig auf Schenkel und Waden.

Und tanzen zwischendurch Walzer mit ihrem "Dearndl" aus der Damengruppe, die mit schwingenden Röcken um die Männergruppe dreht.

Rudi Knebel ist beim Beilngrieser Trachtenverein D'Hirschbergler Stamm Vorplattler. Er beherrscht zwölf verschiedene Plattler und widmet sich begeistert diesem Tanz. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt der 50-Jährige seine Aufgaben und das Brauchtum rund ums Platteln.

Herr Knebel, was macht ein Vorplattler?

Rudi Knebel: Er kümmert sich halt in erster Linie um die Plattlergruppe im Verein. Wir sind derzeit acht aktive Plattler, dazu drei jugendliche Nachwuchsplattler.

Und "kümmern" heißt?

Knebel: Zweimal im Monat treffen wir uns zur Probenstunde. Dann trainieren wir unsere Plattler, üben aber auch mal neue Schritte oder Tänze ein. Die Schrittfolgen weiterzugeben, auch an künftige Generationen, das sehe ich als meine Aufgabe. Wir haben sogar für den Verein und für den Gauverband ein Video gemacht und alle Schritte genau aufgeschrieben, denn in jedem Verein wird der gleiche Plattler etwas anders getanzt.

Für Zuschauer ist der Auftritt einer Plattlergruppe immer ein lautstarkes Spektakel.

Knebel: (lacht) Das soll es auch sein. Platteln heißt ja, um sein Deandl zu werben, indem die Männer den Tanz des Auerhahns imitieren. Wir balzen also sozusagen mit diesem Tanz, blasen uns auf, springen, lassen auch ein paar Juchzer und Jodler dabei los. Ein Plattler ist ein Tanz voller Leidenschaft um die Aufmerksamkeit der Herzensdamen . . .

. . . . die sich während der Balzerei um die Plattler drehen.

Knebel: Genau. Und mehrmals während eines Tanzes unterbrechen wir das Platteln, die Musik wechselt zum Walzer und dann holen wir uns unsere Dame, fangen sie ein und tanzen gemeinsam ein paar Runden. Bis es wieder zum Platteln übergeht. Das ist natürlich Teil des Werbens, aber ehrlich gesagt für uns auch kurze Erholung.

Platteln ist anstrengend?

Knebel: Und wie. Da kommt man gewaltig aus der Puste und ins Schwitzen, das Platteln ist wirklich Sport. Wer das nicht glaubt, kann gern zu unserer Probe ins Rosenstüberl kommen und mitmachen.

Was fasziniert Sie am Platteln?

Knebel: Dass es nicht einfach ist. Man muss sich anstrengen und mitdenken. Selbst wenn es für Zuschauer ähnlich aussieht, jeder Plattler hat andere Schritt- und Schlagfolgen. Am liebsten tanze ich den Haushammer, der sich gewaltig vom Partnachtaler unterscheidet, den ich mit am schwierigsten empfinde. Es muss jeder so getanzt werden, wie es Tradition ist.

Die Tradition ist Ihnen als Vorplattler wichtig?

Knebel: Sehr. Platteln ist natürlich eine Riesengaudi, für Tänzer und Zuschauer. Aber es darf nicht zum dummen Spektakel rein für die Show verkommen. Die Schritte sind auch heute noch genau die, die unsere Vorfahren getanzt haben. Und genau so wollen wir es an den Nachwuchs weitergeben.

Das Gespräch führte

Regine Adam.