Ingolstadt
Ein symbiotisches Verhältnis

09.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:04 Uhr

Ingolstadt (hl) Eine Nahverkehrsgesellschaft ohne Busse und ohne Busfahrer: Die INVG ist mehr ein Verwaltungskonstrukt und jedenfalls nicht mit einem Busunternehmen zu verwechseln.

Sie plant und koordiniert mit einem kleinen Stab Verantwortlicher den Busverkehr in der Stadt Ingolstadt und in inzwischen 15 Gemeinden der umliegenden Landkreise. Hinzu kommt technisches und kaufmännisches Personal für die Leitstelle, für Abrechnungsmodalitäten und den Kundenkontakt an den Servicepunkten.

Der eigentliche Busverkehr läuft in Regie diverser größerer und kleinerer Unternehmen, die die Konzessionen zur Bedienung bestimmter Strecken besitzen. Sie stehen in einem Vertragsverhältnis zur INVG und rechnen ihre Leistungen ab. Unter anderem wegen dieser Symbiose von Privatwirtschaft und öffentlich-rechtlicher Dachgesellschaft dauern Verhandlungen und Entscheidungsprozesse oft länger als bei einem Unternehmen, das in einer Hand ist.

Bis 1988 hatte die Stadt ein Sachgebiet Nahverkehr mit kleiner personeller Besetzung gehabt, das Busunternehmen mit der Abwicklung des öffentlichen Nahverkehrs innerhalb Ingolstadts beauftragt hatte. Als sich gegen Ende der 80er-Jahre bei diesem System erstmals ein größeres Defizit auftat, wurden im Stadtrat die Weichen für eine Neuorganisation auf Basis einer grundlegenden Analyse des Fahrgastaufkommens gestellt. Nach einer Umstrukturierung des Liniennetzes und Einführung des Taktfahrplans zum Jahresende 1987 sowie Auswertung der Erfahrungen im ersten Jahr neuer Prägung kam es im November 1988 zur Gründung der INVG, der später auch einige Landkreisgemeinden beitraten.

Das tägliche Fahrgastaufkommen der Gesellschaft hat sich zunächst sehr gut entwickelt - von ca. 17000 unmittelbar vor der Gründung bis auf rund 55000 im Jahr 2002. Dann brachten massive Einschnitte in Netz und Takte im Zuge städtischer Sparmaßnahmen Anfang der 2000er-Jahre einen deutlichen Einbruch, so dass erst zuletzt wieder die Nutzerzahlen von 2002 erreicht werden konnten - allerdings bei inzwischen deutlich mehr Einwohnern. Ohne diese seinerzeit politisch gewollten Rückschritte könnten die Fahrgastzahlen nach Auffassung von Beobachtern heute deutlich höher liegen.