Schloßprunn
Ein Stück Prunner Geschichte zum Lesen

Wissenschaftler der Schlösserverwaltung haben sich im Buch "umb die veste prunn" der gut erhaltenen Burg angenommen

12.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:55 Uhr

 

Schloßprunn (DK) Die massiven Burgmauern von Burg Prunn sind nur der eine, der sichtbare Teil der aufwendig restaurierten Ritterfestung. Der andere, vielleicht noch spannendere Teil rund um die gut 800 Jahre alte Burg liegt nun nach Abschluss der Renovierungsarbeiten als Buch vor. „umb die veste prunn“ lautet der Titel des 220 Seiten dicken Bandes, in dem Uta Piereth, Sebastian Karnatz und Alexander Wiesneth erstaunlich vielschichtiges und facettenreiches um das Mauerwerk auf dem steilen Jurafelsen zusammengetragen haben.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen waren federführend in den gesamten Renovierungsprozess mit eingebunden und kennen die Burg zwischenzeitlich mindestens so gut wie ihre eigenen Wohnzimmer. Ihr Wissen über die pulsierende Geschäftigkeit der vergangenen Jahrhunderte, das sie zwischen den Steinen der Anlage gefunden haben, teilten sie in sechs Abschnitte ein.

Im ersten Teil widmet sich Uta Piereth den spannenden Lebenswegen der einflussreichen Burgherren in ihrer wechselvollen Geschichte ab dem ersten Adeligen Wernher de Prun aus dem Jahr 1037 bis zum Übergang in den Staatsbesitz. Alexander Wiesneth nimmt sich danach der Bauforschung an und erläutert in leicht verständlichen Worten die wichtigsten Phasen der Baugeschichte im Wechsel der Jahrhunderte und lässt dabei immer wieder die Erkenntnisse aus der Renovierung mit einfließen. Einen kleinen Einblick in die akribische wissenschaftliche Arbeit der Renovierer gibt Susanne Raffler in ihrem Beitrag, über die Analyse einer unscheinbaren Holztüre mit Eisenbeschlägen. Sie lässt die Leser in sachlich klarer und dennoch lebendiger Sprache verfolgen, welche erstaunlichen Schlüsse die Fachleute aus diesen wenigen Teilen, an denen die allermeisten Besucher sonst achtlos vorbei gingen, ziehen können. Die Wandmalereien, Ritzzeichnungen am Bergfried und erhaltenen Ausstattungsgegenstände hat Sebastian Karnatz in dem Kapitel „Bild und Herrschaft“ unter die Lupe genommen.

Auch hier erstaunt, welche Erkenntnisse die Historiker im Bezug zur damaligen Zeit, den Parallelen zu vergleichbaren Burgen und vor allem der Einbeziehung der weitverzweigten Verwandtschaftsbeziehungen der mittelalterlichen Prunner Herrscher ziehen können. Die Aussagen daraus vermitteln auch dem laienhaften Leser ein plastisches Bild der damaligen Lebensweise und des Zeitgefühls. Zahlreiche Fotografien, Kopien von alten Landkarten oder Gemälden und die detailreichen Planaufnahmen, die das Vermessungsamt Hemau im Jahr 1860 gefertigt hat, geben ungewohnte Einblicke.

Im letzten Kapitel widmet sich Sebastian Karnatz dem Nibelungenlied und den Umständen des Fundes auf Schloss Prunn durch Wiguläus Hund im Jahr 1582. Der Wissenschaftler versucht, im Kontext der damaligen Zeit und mit neueren Erkenntnissen Näheres darüber herauszufinden, wer wohl im frühen 14. Jahrhundert der Auftraggeber für den damals schon überaus wertvollen Prunner Codex war.

Im Anhang listen die Autoren sogar mit Teilen des Inventars aus der Zeit um 1567 die aussagefähigsten Gegenstände der Burg auf. Zum Vergleich folgt die Raumverteilung im Inventar von 1857. Kurze Zusammenfassungen nach jedem Kapitel bündeln die Erkenntnisse. „Wir haben gemerkt, dass es ein spannendes Objekt ist, die seriöse Forschung zu Schloss Prunn ist bisher nur recht dünn vorhanden“, sagt Uta Piereth zu dem auf wissenschaftlicher Basis erarbeiteten Werk, das sich durch verständliche Sprache und spannende Erzählung auch an die breite Öffentlichkeit richtet. Damit bleiben nach der Renovierung jede Menge spannende Informationen, aufschlussreiche Einblicke und eine unterhaltsame Lektüre als Ausbeute der Arbeiten.

Das Buch „umb die veste prunn“ ist zum Preis von 29 Euro an der Kasse von Burg Prunn erhältlich – oder unter der ISBN-Nummer 978-3-941637-15-3 im Fachhandel bestellbar.