Etting
"Ein Stück gelebte Solidarität"

KAB Etting feiert 120-jähriges Bestehen mit Festakt, Gottesdienst und auch kritischen Worten

07.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:53 Uhr
Fahnen und Banner präsentierten die Ettinger Vereine und die KAB-Ortsverbände aus dem Kreisverband der KAB Ingolstadt. Im Bild vorne links und rechts neue Mitglieder mit ihren Familien. Die Herren in der Mitte (von links): Siegfried Rauter, Werner Atz, OB Christian Lösel, Bürgermeister Albert Wittmann, Vorsitzender Helmut Kuntscher sowie Emil und Rosemarie Frank (seit 40 Jahren Mitglieder). −Foto: Bednarczyk

Etting (DK) Mit einem Jubiläumsabend, einem festlichen Gottesdienst und einem geselligen Beisammensein mit Umtrunk feierte die KAB ihr 120-jähriges Bestehen.

Der Schirmherr, Bürgermeister Albert Wittmann, würdigte in seiner Festrede die außerordentlichen Leistungen der KAB in seinem Ortsteil. "Danke an die vielen Menschen, die es geschafft haben, in diesen 120 Jahren die KAB Etting zum Blühen zu bringen", sagte er. Die KAB Etting sei "ein Stück gelebte Solidarität, eine gute Gemeinschaft und eine tragende Säule unseres Ortsteils". Seinen Dank sprach Wittmann auch Vorsitzendem Helmut Kuntscher für seinen "überragenden sozialen und gesellschaftlichen Einsatz in 50 Jahren Vorsitzendentätigkeit und allen Verantwortlichen für die vorbildliche Mitarbeit" aus.

In der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts, so der Referent, seien die Arbeitnehmer ohne Lobby hilflos den ersten Industriebossen ausgeliefert gewesen. Bischof Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler wurde ab 1848 unermüdlich zum Gründer und Motor für die Arbeitervereine und zum Arbeiterbischof für viele soziale Verbesserungen. "Hinter der KAB", so Wittmann, "steht ein Menschenbild, geprägt vom Evangelium und der Katholischen Soziallehre". Kernelemente seien Solidarität, die Subsidiarität mit der Eigenverantwortung und die Nachhaltigkeit mit der Bewahrung der Schöpfung und der Erhaltung der Arbeitsplätze. Für diese Ziele lohne sich der Einsatz, konkret für den arbeitsfreien Sonntag, für die Mütterrente und für den Schutz von Gottes Schöpfung.

Am Schluss betonte Wittmann die positive Entwicklung der Ettinger KAB. Ein Verband sei so stark wie die Summe seiner Mitglieder. Mit rund 310 Mitgliedern sei die KAB Etting mittlerweile der stärkste Ortsverband in der Diözese Eichstätt. Die zahlreichen Besucher, die den großen Pfarrheimsaal füllten, dankten dem Schirmherrn mit starkem Beifall.

Zuvor kommentierte Helmut Kuntscher in einem umfassenden Bildbericht die wichtigsten Ereignisse in der bewegten Geschichte. Am 27. Februar 1899 war der katholische Arbeiterverein unter Pfarrer Karl Buxdorfer gegründet worden. Der alte drachenfelsische Rittersaal beim Schlosswirt, so berichtete damals die "Ingolstädter Zeitung", war gut gefüllt. Zu einer Mitgliedschaft hatten sich spontan mehr als 50 Männer und Jünglinge bereitgefunden. Die Ziele der KAB stehen heute durchaus mit den Aufgaben der Gründerzeit vor 120 Jahren in Zusammenhang: Grundlagen der KAB-Gemeinschaft sind religiöse Veranstaltungen, aber auch kirchenkritische Themen wie der synodale Weg der Kirche in der aktuellen Kirchenkrise. Mit unzähligen Bildungsveranstaltungen versuchte der Verband, die Mitglieder für ihren Einsatz in Kirche, Familie, Betrieb, Politik und Gesellschaft zu befähigen. So wurden allein im letzten Jahr bei 31 Veranstaltungen, Aktionen und satzungsgemäßen Aufgaben rund 1800 Besucher erreicht. Die Katholische Soziallehre mit ihren Kernaussagen spiele eine wichtige Rolle beim Einsatz für den Mindestlohn, den arbeitsfreien Sonntag und für das Rentenmodell der KAB, wie es im Zusammenhang mit der Grundrente und im bayerischen Fernsehen in der Sendung "Jetzt red i", im März zur Sprache gebracht wurde. Dazu gehören die vielen Rentenberatungen durch Helmut Kuntscher in der KAB seit 1967, als Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung ununterbrochen seit 1981 tätig.

Besonders hervorzuheben sind - wie schon in den Jahrzehnten zuvor - die überaus gut besuchten geselligen Veranstaltungen. Und die Arbeit der Frauen der Handarbeitsrunde unter der Leitung von Monika Seemeier. Zum Schluss gab es ein großes Dankeschön für die Ortspräsides Joseph Zankl, Josef Mederer, Willibald Harrer und Reinhard Förster für die geistliche Begleitung. Besonders dankte Kuntscher Theresia Rottler, Monika Seemeier, Theresia Geier und Josefine Geisler, für die Vorsitzenden- bzw. Teamsprecherinnentätigkeit, Willi Neubauer für 35 Jahre Kassierdienst und vielen weiteren Aktiven, die als Stellvertreter, Schriftführer oder Beisitzer aktiv waren.

Zu einem Festschmaus wurde der von den Frauen vorbereitete Imbiss. Den Rotwein dazu hatte eine Delegation des Katholischen Verbandes der Werktätigen (KVW) aus Brixen-Milland aus Südtirol spendiert. Mit viel Beifall wurden die Gäste empfangen. Applaus gab es auch für die Grußworte des Vorsitzenden Siegfried Rauter aus Milland und für Werner Atz, der als Landesgeschäftsführer die 35000 Mitglieder des angesehenen Verbandes in Südtirol vertritt.

Mit der Ehrung für 40 Jahre Mitgliedschaft von Marianne und Moritz Brucklacher und Emil und Rosemarie Frank und der Verabschiedung des beliebten und sehr aktiven Volker Schlüter, der nach München zieht, beendete Pfarrer Reinhard Förster mit dem Dank an alle Beteiligten den offiziellen Teil der Veranstaltung. Viel Beifall erhielten die Ettinger Musikanten für die musikalische Umrahmung des Festaktes, die auch im zweiten geselligen Teil unermüdlich ihre Zugaben mit Begeisterung zu Gehör brachten. Christoph Lamm hatte die Jubiläumsveranstaltung moderiert.

Zum Höhepunkt am Sonntag wurde der Festgottesdienst in der voll besetzen Pfarrkirche mit Pfarrer Förster, dem Diakon und KAB-Kreispräses Raymund Fobes und dem Festprediger Monsignore Richard Distler mit 15 Fahnen- und Bannerabordnungen aus Etting und den Ortsverbänden des Kreisverbandes. Die festliche Umrahmung übernahmen die Augustinbläser und der Ettinger Kirchenchor. Distler hatte für seine Predigt spontanen, langanhaltenden Beifall bekommen. Die Devise "Vorsprung durch Technik" sei nur dann stimmig, wenn man in der Produktion industrieller Güter auch den "Vorsprung durch Ethik" setze, meinte er. "Auch die Generationen nach uns haben ein Anrecht auf eine intakte Umwelt, genauso auf gute Arbeitsplätze und auf eine Ökonomie, die sich mit der Ökologie verbündet. " Dies sei "eine gewaltige Aufgabe für alle. "