Pfaffenhofen
Ein Stück Frankreich

Dritte "Weltreise durchs Wohnzimmer" mit Rotwein, Quiche und guten Gesprächen

13.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Die Teilnehmer lassen es sich bei Quiche, Rosé und Rotwein schmecken - kredenzt von Gastgeberin Isabelle Schwarz (links). - Foto: Paul

Pfaffenhofen (PK) Die "Weltreise durchs Wohnzimmer" ging am Mittwochabend in die dritte Runde. Diesmal machte die Veranstaltungsreihe in Frankreich Station. Gastgeber war Familie Schwarz.

Kurz vor Beginn ging über Pfaffenhofen noch ein schweres Unwetter nieder, der erste, für den Garten geplante Teil des Abends fiel buchstäblich ins Wasser. Doch sollte sich bei einem Teilnehmer deshalb womöglich die Laune kurz eingetrübt haben, dann sorgte Familienhund Fee für spontane Aufheiterung. Schwanzwedelnd, ausgiebig schnuppernd und um Streicheleinheiten bettelnd begrüßte er die Gäste.

Die Freude des Vierbeiners könnte aber auch mit dem Geruch der Delikatessen zusammenhängen, die Gastgeberin Isabelle Schwarz für die acht Besucher aufgetischt hatte: Zunächst gab es eine Quiche, dann verschiedene Sorten Käse mit Baguette und zum Nachtisch Schokoladenkuchen. Dazu natürlichen Rotwein, aber auch Rosé. Gutes Essen und Trinken sind schließlich elementarer Bestandteil der Wohnzimmerreisen.

Um Kulinarik drehten sich auch zunächst die Gespräche - logisch, ist das doch in Frankreich ein Teil der nationalen Kultur. Und nicht nur die Speisen selbst, auch das ganze Drumherum läuft in Frankreich dann doch ein wenig anders ab als in Deutschland, war zu erfahren. Zum Beispiel wird in Frankreich abends viel öfter warm gegessen - aber eben leicht, oft nur gegrilltes Gemüse. Denn die Vermutung, dass ein kaltes Abendessen weniger belastend sei, vertritt man eher hierzulande. Auch lang und ausgiebig miteinander zu tafeln - vor allem sonntags - ist in französischen Familien noch immer wichtig.

Isabelle Schwarz, die den Abend gemeinsam mit ihrer Freundin und Landsfrau Frédérique Ückert gestaltete, lebt seit 18 Jahren in Deutschland - "der Liebe wegen", wie sie lächelnd verriet. Ihren Mann hatte sie, damals noch Studentin, in London kennengelernt. Geflirtet wurde zunächst auf Englisch, so gut sprach dann doch keiner die Sprache des jeweils anderen.

Die beruflichen Perspektiven des Paares gaben dann den Ausschlag für den gemeinsamen Wohnort Bayern. "Deutsch habe ich dann richtig in einem viermonatigen Kurs des Goethe-Instituts in München gelernt", erzählt die Gastgeberin. "Aber geholfen haben mir auch die Nachmittagsserien im Fernsehen, unter anderem Verbotene Liebe: kein komplizierter Satzbau und eine schlichte Dramaturgie." Inzwischen haben die Eheleute drei Buben im Alter von 16, 14 und zehn Jahren. Nach Frankreich - die Heimat von Isabelle Schwarz befindet sich im Südwesten, mitten auf dem Land nördlich der Stadt Bordeaux - fahren sie aber noch immer gerne. Die Söhne verstehen zwar perfekt Französisch und könnten es auch sprechen - nur fehlt eben manchmal der notwendige Antrieb dazu, berichtete die Mutter.

Franzosen machen ohnehin gern Urlaub im eigenen Land - wo es freilich auch alles gibt, von schneebedeckten Bergen über die raue Atlantikküste und die Hochebenen des Zentralmassivs bis zu den Sandstränden und Palmen des Mittelmeers. Wie die Deutschen lange Flugreisen in möglichst ferne, exotische Weltgegenden zu unternehmen, fällt ihnen deshalb seltener ein. Oder wie es Frédérique Ückert formuliert: "Warum fahren die Leute aus Bayern denn nicht mal in den Thüringer Wald - da ist es doch auch schön!"

Ein weiteres Gesprächsthema, das bei den Anwesenden auf reges Interesse stieß, waren die Themen Schule und Kinderbetreuung. Wichtigster Unterschied zu Deutschland: Der Unterricht beginnt deutlich früher - verpflichtende Vorschule bereits im Alter von drei Jahren - und die Kinder sind länger in der Schule, meist bis 17.30 Uhr. Trotzdem, versicherte Isabelle Schwarz, wäre der Unterricht stressfreier. Berge von Hausaufgaben - in Deutschland nicht ungewöhnlich, angesichts des frühen Endes des Unterrichts -, seien weniger verbreitet. Nach 17.30 Uhr sei dann auch wirklich nur noch Freizeit angesagt.

Die deutlich stärker ausgeprägte Liebe der Franzosen zu ihrer Sprache wurde auch erörtert. So müssen etwa die Radiosender einen bestimmten Anteil an französischsprachiger Musik spielen. Auch dürfen Werbeslogans nicht auf Englisch verwendet werden, wenn eine sinnvolle Übersetzung in die Muttersprache möglich ist. Lob finden die beiden Französinnen dagegen für die Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen, die seien professioneller gemacht.

Auch die jüngsten politischen Ereignisse im Nachbarland der Deutschen blieben nicht unerwähnt. In Frankreich gibt es aus Angst vor Manipulationen bei der Präsidentenwahl keine Briefwahl mehr. Das bedeutet, dass alle Franzosen außerhalb Frankreichs persönlich im für sie zuständigen Konsulat vorbeischauen müssen, um ihre Stimme abzugeben. Im Fall von Isabelle Schwarz und Frédérique Ückert ist das München. Und das ist auch das Einzige für ganz Bayern. "Wir mussten bei der Stichwahl drei Stunden anstehen", so die beiden Frauen.

Ganz so lang dauerte der Abend nicht, nach etwa zwei Stunden war wie immer Schluss - und das nicht ohne einen ersten Vorgeschmack auf die nächsten Wohnzimmerreisen. Geplant seien, verrieten die Organisatoren, unter anderem Touren nach Marokko und in die Slowakei.