Essen
Ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte

"Die Aldi-Brüder": Das Dokumentarspiel in der ARD beleuchtet heute Abend das Verhältnis der beiden Brüder Karl und Theo Albrecht

21.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:44 Uhr
Jeder kennt Aldi. Die Unternehmensgründer Karl (Christoph Bach) und Theo Albrecht (Arndt Klawitter, links) waren eher unbekannt. Ein Dokumentarspiel beleuchtet das Verhältnis der Brüder. −Foto: Schulz/WDR

Essen (DK) Erst vor einigen Wochen lief in der ARD Raymond Leys Film "Lehman: Gier frisst Herz", jetzt zeigt das Erste bereits sein neuestes Doku-Drama.

Auch darin geht es um jede Menge Geld. Allerdings nicht um den Verlust für viele Anleger durch die Bankenkrise, sondern um Lösegeld und zwei Geschäftsmänner, die zu Multimilliardären geworden sind: "Die Aldi-Brüder" widmet sich den legendären Gründern der bekannten und erfolgreichen Discountkette. Über Theo und Karl Albrecht weiß man nicht viel, die beiden 2010 und 2014 verstorbenen Brüder galten stets als extrem öffentlichkeitsscheu. Nur einmal stand Theo in den Schlagzeilen, denn am 29. November 1971 wurde er Opfer einer Entführung. Zweieinhalb Wochen war der Chef von Aldi Nord in der Gefangenschaft seiner beiden Entführer Heinz Joachim Ollenburg und Paul Kron. Erst durch die Zahlung von sieben Millionen Mark Lösegeld kam er frei. Die Zeit der Entführung beleuchtet Raymond Ley ausführlich in der für seine Arbeiten gewohnten Mischung aus Spielszenen und Interviews. Zudem erzählt er in den Rückblenden den Aufstieg des Handelsimperiums und dessen Aufteilung in Süd und Nord im Jahr 1961.

"Die Entführung stellt eine Zä-sur im Leben der Familie dar. Rund um die 17 Tage Gefangenschaft werfen wir ein Schlaglicht auf die zwei Milliardäre aus Essen. Die Ausnahmesituation ermöglicht den Einblick in das Leben der zurückgezogenen Aldi-Familie", sagt Ley. Der Filmemacher hat Zugang zu den Gerichtsakten bekommen und mit dem damaligen Vorsitzenden Richter Dr. Klaus Wygold gesprochen. Auch ehemalige Gefolgsleute der Albrecht-Brüder äußern sich. Walther Vieth, Geschäftsführer des ersten Aldi-Ladens, erinnert sich: "Die kleinen Läden, die die beiden Brüder nach dem Krieg aufgebaut hatten in den Arbeitersiedlungen, liefen nicht mehr. Der Aldi-Discount ist wirklich als Arme-Leute-Laden entstanden. "

Ley erzählt eine Wirtschafts-wunder- und eine Familienge-schichte. Da ist die Jugend der Brüder, das Aufwachsen in be-scheidenen, konservativ-katho-lischen Verhältnissen im Esse-ner  Arbeiterviertel Schonne-beck, die gemeinsame unzer-trennliche Zeit, dann die Tren-nung und erbitterte Rivalität. Überzeugend sind die Spielsze-nen mit Arndt Klawitter als Theo und Christoph Bach als Karl Al-brecht. Wirtschaftliche Gemein-samkeiten - beide waren beim Einkauf der Waren und der Ausstattung der Läden extrem sparsam -, aber auch charakterliche Unterschiede - Theo lebte kleinbürgerlich bieder, Karl leistete sich Villa mit Pool und Chauffeur - werden herausgearbeitet. Der Chauffeur gab letztlich - so ist es im Film zu vernehmen - den Ausschlag für die Gangster, Theo statt Karl zu entführen, da er nachts allein zu seinem Wagen ging und so besser zu kidnappen war.

"Die Aldi-Brüder" erzählt ein spannendes Kapitel deutsche Wirtschaftsgeschichte, auch wenn die Entführung als Rah-men für das Dokudrama etwas zu viel Platz einnimmt und der Film zudem darunter leidet, dass es nicht viele Gesprächspartner gab, die über die Albrecht-Brüder berichten konnten - oder wollten.

Die Aldi-Brüder, heute, Montag, um 20.15 Uhr in der ARD.

Volker Bergmeister