Riedenburg
Ein Streifzug durch die Bierstadt Riedenburg

Stadtarchivar Max Halbritter macht die Geschichte der Brauereien und Wirtshäuser lebendig

31.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:13 Uhr
Die umfangreiche Riedenburger Biergeschichte erläuterte Stadtarchivar Max Halbritter auf dem Marktplatz. Er sparte dabei nicht mit originellen Anekdoten. −Foto: Ehrlich

Riedenburg war schon immer eine Bierstadt. Über die Jahrhunderte hinweg gab es in der Stadt stets sieben oder acht Brauereien, in Spitzenzeiten sogar mehr als zehn Braustätten. Bei einem Vortrag und einer Führung macht Stadtarchivar Max Halbritter die Historie der Riedenburger Brauereien und Wirtshäuser lebendig.

Riedenburg (DK) Bier war früher ein wichtiges Nahrungsmittel und eine bedeutende Einnahmequelle. Der Staat kassierte den Bierpfennig, den Malz-aufschlag oder die Biersteuer. Auch die örtlichen Handwerker, wie zum Beispiel die Küfner, profitierten von den Brauereien.

All das erfuhren knapp 40 Zuhörer, die sich zu dem halbstündigen Vortrag von Max Halbritter eingefunden hatten. Danach ging es zu Fuß durch die Riedenburger Altstadt. Eine Hälfte der Teilnehmer kam aus Riedenburg, die andere Hälfte waren Touristen, die ebenfalls etwas über die Riedenburger Brauereien erfahren wollten. Die Tour war außergewöhnlich, denn Halbritter macht normalerweise keine Führungen.

Die Brausaison begann früher mit dem Fest Michaeli am 29. September und endete am 23. April zu Georgi. Es wurde ein Winter- und Sommerbier gebraut, das sogenannte "Braune Gerstenbier." Die Produktionsmenge war abhängig von der Größe des Sudkessels. So wurden zum Beispiel im Jahr 1787 insgesamt 96000 Liter Gerstensaft in Riedenburg gebraut. Der Bierpreis pro Maß lag in der Zeit zwischen den Jahren 1650 und 1700 bei zwei Kreuzern, dies entspricht nach heutiger Währung etwa zehn Euro. Bier war also ein nicht ganz preiswertes Vergnügen.

Die eigentliche Riedenburger Biertradition begann im Jahr 1555, als die Marktgemeinde Riedenburg das Blank'sche Brauhaus in der Au erwarb und es in eine Communbraustätte umgewandelt wurde. Gegen eine Abgabe brauten die einzelnen Brauer dann dort ihr Bier. Zuvor war hauptsächlich in den eigenen vier Wänden gebraut worden, was der Qualität des Bieres nicht immer förderlich war, meinte Halbritter. Das kommunale Brauhaus lag in der jetzigen Johannesgasse 5.

Im Jahr 1805 verkaufte die Stadt das Brauhaus an die fünf verbleibenden Bierbrauer. Es gab aber häufig Klagen über das schlechte Brunnenwasser und so wurde 1878 das kommunale Brauhaus abermals verkauft, abgerissen und durch ein Wohnhaus ersetzt. In den Jahren 1723 und 1727 wurde ein weiterer wichtiger Schritt in der Riedenburger Brauereigeschichte vollzogen. Die beiden führenden Brauer, der Schwarze Mohrenbräu und der Mäusl-bräu, erhielten die Konzession, um in ihren eigenen neu errichteten Sudstätten Bier zu brauen. Sie waren somit unabhängig vom Communbrauhaus.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Riedenburg noch fünf Brauereien. In der St. Anna-Brauerei, beim Oberkrieger und beim Posthalter wurde bis in die 1920er-Jahre gebraut. Bis heute übrig geblieben sind die Brauerei Riemhofer und die Brauerei Unterkrieger, das jetzige Riedenburger Brauhaus. Diese beiden traditionsreichen Braustätten sind seit 1841 beziehungsweise 1866 in Familienbesitz.

Halbritter erzählte einige Anekdoten. So mussten die Buben früher oft für ihre Väter das Bier in Krügen von den Brauereien holen. Diese Aufgabe war beim Nachwuchs aber äußerst beliebt, denn auf dem Rückweg konnte man meistens etwas von dem süffigen Gerstensaft probieren. Am Marktbrunnen wurde anschließend die fehlende Menge mit Wasser aufgefüllt. Zuhause schimpfte dann der Vater regelmäßig auf die Brauer und ihr verwässertes Bier.

Anschließend führte Halbritter, der die Geschichte Riedenburgs wie kein anderer kennt, die Teilnehmer zu den ehemaligen Brauereien und Wirtshäusern in der Altstadt. Gleich am Marktplatz wurde deutlich, wie viele Braustätten es in Riedenburg einst gab. Wo jetzt die Raiffeisenbank steht, war früher der Schwarze Mohrenbräu. Die Brauerei gehörte den "Reichen Strizl's." Sebastian Stritzl finanzierte im Jahr 1731 auch den Bau des Rathauses, das heute das Haus des Gastes ist. Nebenan waren der Sternwirt beziehungsweise der Ledererbräu. Dieses Gebäude gehörte über die Jahrhunderte hinweg vielen verschiedenen Besitzern, zurzeit befindet sich darin eine Pizzeria.

Ebenfalls ein Haus weiter, wo sich heute die Passage befindet, war der Mäuslbräu, der ab dem Jahr 1866 als Unterkrieger bezeichnet wurde. Ein Stück nach oben in Richtung Stadtpfarrkirche stand der Eselbräu, auch als Oberkrieger bekannt. Heute ist darin eine Apotheke untergebracht. Etwas weiter rechts lag der Bauernbräu, beziehungsweise Posthalter. Der Brauereigasthof besteht seit dem Jahr 1725 und ist heute als Gasthof zur Post bekannt. In der Hans-Wolf-Gasse 1 war der Kröpflbräu und in der Austraße 3 der Schambergerbräu.

In Riedenburg gab es auch mal einen Gasthof zum Bayerischen Löwen. Dieser lag in der Austraße 5. Hier findet man heute eine Tierarztpraxis. Zurück am Marktplatz erklärte Halbritter noch die Geschichte des Gasthauses zum Schwan. Über Jahrhunderte war dort der Aubäck ansässig. Im Jahr 1843 endete die Bäckertradition und der Bäcker Josef Kraus transferierte die Tavernengerichtigkeit vom vormaligen Kröpflbrau zum Aubäck und nannte das Anwesen fortan "Beim Schwan." Im Jahr 1874 erwarb der Nachbar und Schmerbräu Simon Riemhofer den Schwan und vereinte ihn mit seinem Anwesen und der Braugaststätte. Im Jahr 1906 übernachtete hier vom 16. auf den 17. Mai Prinz Ludwig von Bayern. Um sich dem Volk besser präsentieren zu können, wurde für den Monarchen eigens der jetzige Balkon zum Marktplatz hin gebaut.

Nach eineinhalb Stunden endete der Ausflug in die Riedenburger Biergeschichte und Halbritter erhielt für seine informative Führung viel Beifall und Zuspruch. Riedenburg ist eindeutig eine Stadt des Bieres und wie zum Beweis, waren an diesem lauschigen Frühsommerabend alle Tische am Marktplatz besetzt und die Einheimischen und Touristen ließen sich das gute Riedenburger Bier schmecken.

Bernd Ehrlich