Eichstätt
Ein Spiel für die Geschichtsbücher

Am 20.Juli 1970 waren Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Gerd Müller und Co. beim VfB zu Gast

02.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr
Das Team von Bayern München, angeführt von Franz Beckenbauer (links), daneben Torwart Sepp Maier. Im Vordergrund VfB-Vorsitzender Adolf Kölle (links) sowie Eichstätts Zweiter Bürgermeister Anton Schmid. −Foto: Ettle

Eichstätt (EK) Wenn an diesem Dienstag die Sechzger und der VfB ihre fußballerischen Kräfte messen, weckt das bei vielen Eichstättern Erinnerungen an ein großes Spiel gegen eine andere Münchner Mannschaft. Am Montag, 20. Juli 1970, war der FC Bayern mit allen damaligen Stars wie dem Beckenbauer-Franz, dem "Bomber" Müller-Gerd, dem Breitner-Paul und dem Hoeneß-Uli zu Gast.

Die Torwartlegende Sepp Maier holte nach der kleinsten Bewegung seinen auf der Torquerlatte deponierten Kamm und bändigte seine üppige Haarpracht. Die Atmosphäre in der Stadt und auf dem VfB-Platz war schon von Respekt und Gänsehautgefühl bestimmt, und für den damals jungen Redakteur beim EICHSTÄTTER KURIER war es höchst aufregend, über das Ereignis schreiben zu können. In der Chronik "75 Jahre VfB Eichstätt" ist von 5000 Zuschauern die Rede. Wie die alle Platz gefunden haben? Sie wurden seinerzeit problemlos von ein paar Platzordnern und allerhöchstens einem oder zwei Landpolizisten in Schach gehalten - die "blaue" Stadtpolizei war knapp ein Jahr vorher aufgelöst worden.

Trainer Udo Lattek war mit allen 22 Spielern zu dem Jubiläumsspiel anlässlich der Gründung des Eichstätter Vereins für Bewegungsspiele vor 75 Jahren gekommen. Apropos Bewegung. Der Josef Kraus (Pip) hat Jahre nach dem Großereignis erzählt: "Bis wir uns einmal umgedreht haben, waren die längst auf und davon." Dem Hermann Stark hätte man eine größere Ehre nicht antun können: Das Kräftemessen für die Geschichtsbücher mit Bayern München war sein 500. Spiel für die Grünweißen. Das Urteil von Franz Beckenbauer ging den Altmühltalern wie Öl runter: Er lobte sie dafür, dass sie mutig nach vorn spielten und nicht mauerten.

Bei den Bayern kickten drei Fußballer mit, die gerade aus Mexiko zurückkamen, wo sie für die deutsche Mannschaft an der Weltmeisterschaft teilgenommen hatten. Für die VfBler war die Begegnung natürlich das Spiel des Lebens und ist unvergessen. Der Eichstätter Trainer Jürgen Tredt wechselte fleißig. Mit von der Partie waren auf jeden Fall: Eduard Steichele, Wolfgang Leesch, Gerhard Schmidt, Gerd Lehner, Karl Kretschmeier, Ludwig Graubmann, Hermann Stark, Egid Frey, Willi Kaiser, Rainer Reb, Pele Neumeyer, Kapitän Siegfried Silbermann, Josef Kraus, Peter Kaiser, Ulrich Richter, Manfred Albrecht sowie Werner und Erich Rehm. Das Resultat von 1:13 spielte für sie eine untergeordnete Rolle. Den Ehrentreffer schoss übrigens in der Nachspielzeit Siegfried Silbermann. Der immer zu einem Spaß aufgelegte Torwart Sepp Maier wollte dem Jubiläumsteam helfen und in der zweiten Halbzeit das VfB-Tor hüten, was aber nicht zugelassen wurde.

Noch nachzutragen ist, dass eine Bäuerin aus Schönfeld dem Franz Beckenbauer ein "Trumm Gselchts" mitbrachte. Das wurde von der Bayern-Elf samt "selberbachernem" Bauernbrot mit Genuss verputzt. Nach diesem Spiel im Glanz des großen Fußballtheaters kam es ein paar Jahre später noch einmal zu einem Treffen mit dem FCB in anderer Besetzung.