Greding
Ein Sommermärchen

Die Band schadd.net um den Gredinger TSV-Vorsitzenden Michael Schön trotzt dem Regen

16.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:27 Uhr

Es schadd net, wenn man aus Greding kommt: Tobias Walter, Michael Schön, Thomas Heindl – allesamt gebürtig oder wohnhaft in Greding – sowie Winfried Siegl aus Paulushofen (von links) liefern als Band schadd.net furiose Gitarrenmusik im Rathaus ab. - Foto: Batz

Greding (HK) Aus der lauen Sommernacht im Hof hinter dem Gredinger Rathaus ist nichts geworden. Aber die Band schadd.net zauberte mit ihrer Musik auch im Inneren eine sommerliche Atmosphäre.

Die Entscheidung von schadd.net und der Kulturamtsleiterin Bettina Kempf, vom Rathaushof in das historische Foyer umzuziehen, erwies sich als richtig: Pünktlich zum Konzertbeginn um 20 Uhr öffneten einige dunkle Wolken über Greding ihre Schleusen, sie hätten das geplante Open-Air-Konzert buchstäblich ins Wasser fallen lassen. Doch glücklicherweise hatte man eine Alternative im Trockenen parat: Mehr als 160 Besucher waren der Einladung von Bandleader Michael Schön (Gitarre, erste Gesangsstimme) und seinen Kollegen Thomas Heindl (Gitarre), Winfried Siegl (Gitarre, zweite Gesangsstimme) und Tobias Walter (Cajon, Schlagwerk) ins Rathaus gefolgt, um sich dicht gedrängt von einem perfekten Musikprogramm für einen Sommerabend begeistern zu lassen.

Schon bei den ersten Takten von Werner Schmidbauers Song „An am Abend so wia heit“ sah man die Besucher nicht nur auf den Stühlen, sondern auch auf den rundum besetzten Fensterbänken und auf dem Boden sitzend, mitsingen und -wippen. Schadd.net hatte schon in den ersten Konzertminuten nicht nur den Regen draußen gänzlich an die Wand gespielt, sondern auch das Gredinger Publikum mit musikalischem Sommerfeeling abgeholt.

Michael Schön führte mit humorvollen Kommentaren und dem einen oder anderen markigen Spruch durch das Programm, das in seiner Bandbreite von Austro-Pop bis zu Rock- und Folk-Klassikern aus den 1970er, 1980er und 1990er Jahren reichte. Gänsehaut bekam man nicht nur bei Simon & Garfunkels „Mrs. Robinson“, die aus 160 Kehlen mitgesungen wurde; auch die inoffizielle Nationalhymne Österreichs aus Reinhard Fendrichs Feder wurde mit „I am from Bavaria“ gefühlvoll ins Bayerische adaptiert. Hier wurde es während des Liedes erst still im Rathausfoyer, dann folgten frenetischer Beifall und Bravorufe, die sich über das gesamte Konzert hinweg fortsetzen sollten.

Spätestens als schadd.net den sehr emotionalen Song „Camminando“ von Pippo Pollina intonierten, war auch dem letzten Konzertgast klar, dass diese Band etwas ganz Besonderes zu leisten vermag: Mit ihren Liedern schaffen es die vier aus Greding und Umgebung stammenden Musiker, ihre Zuhörer in die Musik regelrecht hineinzuholen: Die Gedanken gehen plötzlich auf die Reise nach Süden, überqueren wie im Flug den Brenner und finden sich schließlich in irgendeinem Straßencafé einer italienischen Altstadt wieder – Urlaub im Kopf, wie er schöner nicht sein kann.

Nach einer kurzen Pause rief Michael Schön im Beisein von Bürgermeister Manfred Preischl und Pfarrer Richard Herrmann das Publikum dazu auf, dem guten Zweck des Konzerts Genüge zu tun: Man wolle Spenden sammeln für die Sanierung des in die Jahre gekommenen Gredinger Wahrzeichens, der Basilika St. Martin. Kurzerhand wurde ein ausrangierter Kochtopf durch die Besucherreihen geschickt. Warum ein Topf? Auch dieser Umstand war rasch von Michael Schön mit einem Augenzwinkern geklärt: „In einem Topf hört man die Münzen, die einer reinwirft, scheppern. Und sobald’s scheppert, hören wir auf zu spielen.“

Dass schadd.net eine Band ist, die soziales Engagement in ihrer Heimatregion sehr ernst nimmt, zeigte sich im BAP-Song „Noh Gulu“, der sehr eindringlich die Flüchtlingsthematik in Uganda aufgreift. Michael Schön zog nicht nur die Parallele zu Lampedusa in Italien, sondern auch zu den in Greding lebenden Asylbewerbern aus Pakistan, Äthiopien und Somalia. Der Bandleader, der selbst im Gredinger Helferkreis Asyl aktiv ist, rief die Stadtbewohner dazu auf, bewusst den Kontakt zu den Asylbewerbern zu suchen – denn für jedes offene und freundliche Wort komme sehr viel von ihnen zurück.

Das zweite Konzertdrittel stand jedoch nicht nur im Zeichen des Miteinanders, sondern vor allem auch im Zeichen zweier besonderer Gastmusiker. Maria Siegl, Tochter des schadd.net-Gitarristen Winfried Siegl, und Jonas Pfeiffer aus Berching beeindruckten mit zwei Songs: Nur mit einer Akustikgitarre begleitet erklang mit Maria Siegls ebenso sicherer wie weicher Stimme „Give me love“ von Ed Sheeran. Siegl bewies als Musikerin, die erst am Anfang ihres Weges steht, nicht nur eine fantastische Bühnenpräsenz, sondern auch den Mut zur eigenen Interpretation. Nachdem die beiden Nachwuchsmusiker eine Unplugged-Version des Liedes „Demons“ von den Imagine Dragons präsentiert hatten, wurden sie nicht nur mit einem wahren Begeisterungssturm des Publikums belohnt, sondern auch mit einem Kommentar des Bandleaders: „Ich wollt, ich könnt’ so singen“, sagte Michael Schön.

Die Altmeister von schadd.net spielten noch einige Klassiker, sehr zur Freude des Publikums: Bei „Sommer in der Stadt“ von der Spider Murphy Gang oder „Applaus, Applaus“ von den Sportfreunden Stiller hatte auch der letzte Gast die prasselnden Regentropfen vor der Tür vergessen.

Emotionale Höhepunkte zum Ende des Konzerts waren die Songs „Wish you were here“ von Pink Floyd und „Nothing else matters“ von Metallica. Und es stimmte: Nichts anderes hatte an diesem außergewöhnlichen Abend in Greding in der Tat gezählt außer Sommer, Musik und einfach nur schadd.net. Mit Westernhagens „Lass uns leben“ und „Gute Nacht, Freunde“ von Reinhard Mey verabschiedete sich schadd.net von seinem Publikum und ein Konzert fand sein Ende, das seine Zuhörer wirklich in den Bann gezogen hatte.