Vohburg
Ein Sommer, wie gemacht für den Borkenkäfer

Zwischen Vohburg, Münchsmünster und Geisenfeld müssen noch viele befallene Bäume gefällt werden

07.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Klar erkennbar sind hier die Spuren, die Borkenkäfer an diesem Baum hinterlassen haben. Im Gegensatz zu anderen Jahren war heuer vor allem der Kupferstecher aktiv - Foto: Lamprecht

Vohburg/Münchsmünster (DK) Mit einem lauten Krachen fällt die rund 40 Jahre alte, riesige Fichte auf den Boden. Jetzt, wo sie auf dem Boden liegt und man den Wipfel aus der Nähe betrachten kann, sieht man, dass kaum mehr grüne Nadeln daran sind.

Etwas später, beim Zerlegen des Baums, werden dann auch die Fraßspuren knapp unter der Rinde sichtbar. Klarer Fall: Der Baum war, wie viele andere nach diesem extrem heißen und trockenen Sommer, von einer ganz besonderen Art des Borkenkäfers befallen: dem Kupferstecher.

„Wir haben es da mit einer anderen Art Käfer zu tun als sonst, wenn wir Probleme mit dem Borkenkäfer haben“, erklärt Benjamin Scharnagl vom Forstamt Hög. Normalerweise sei, wenn es in der Region Probleme mit dem Borkenkäfer gab, immer der bekanntere Buchdrucker am Werk gewesen. Heuer aber sei es der Kupferstecher, eine andere Art der Borkenkäfer. Und das ist ein Problem: „Beim Buchdrucker habe ich Fraßmehl“, erklärt Scharnagl. So erkennt auch der Laie relativ schnell, dass hier der Käfer am Werk ist und die meisten würden den Baum dann recht schnell fällen. Das ist auch nötig, denn ein einziger befallener Baum kann bis zu 20 weitere anstecken.

Im Falle des Kupferstechers ist das mit dem Erkennen aber so eine Sache: „Erkennen kann man den Befall, wenn grüne Nadeln am Boden liegen“, sagt Scharnagl. Das allerdings sind in der Regel zunächst nicht viele. Erst viel später verfärbt sich die Krone golden. Bis es so weit ist, sind aber schon längst junge Käfer ausgeflogen und haben weitere Bäume befallen, für die der Käfer fast unweigerlich das Todesurteil bedeutet. Die Larven der Rindenbrüter ernähren sich nämlich von den Saft führenden Schichten des Baumes in der Rinde. Da diese Schicht die Lebensader des Baumes ist, führt ein Befall meist zu dessen Absterben.

„Wir müssen jetzt schnell handeln“, sagt der Förster, „sonst war das erst der Anfang.“ Deshalb haben er und seine Kollegen in der jüngsten Zeit unzählige befallene Bäume im Bereich zwischen Vohburg, Münchsmünster und Geisenfeld markiert, die jetzt gefällt werden müssen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die Waldbesitzer bekommen Post und haben dann 14 Tage Zeit, die Bäume zu fällen und zu entfernen. Das Holz muss mindestens 500 Meter vom nächsten Fichtenbestand gelagert werden. Die Äste und Zweige idealerweise verbrannt werden. „Das muss man beim Landratsamt anmelden“, sagt er, „dann gibt es auch keine Probleme mit Polizei und Feuerwehr.“

Die Waldbesitzer, so die Erfahrung des Försters, hätten in der Regel Verständnis, viele seien sogar regelrecht froh, wenn man sie auf den Befall hinweise, können so doch zumindest Teile des Bestandes gerettet werden. Natürlich scheinen dem ein oder anderen die 14 Tage etwas knapp bemessen, um 100 oder mehr Bäume zu fällen. Das helfe jetzt aber alles nichts, sagt Scharnagl. „Wenn es im Oktober warm wird, kann der Käfer noch einmal ausfliegen und sich verbreiten.“ Sollte es im kommenden Jahr einen vergleichbar warmen und trockenen Sommer geben wie heuer, dann gehen die Probleme erst richtig los. Deshalb gelte es, so der Fachmann, den Schaden schnell und effektiv einzudämmen. Alle befallenen Bäume, da macht sich Scharnagl keine Illusion, könne man bei so viel Wald nämlich nie ausfindig machen.