Ingolstadt
Ein sehr spezielles Bauwerk

Stadt muss 3,2 Millionen Euro für Glacisbrücke zurückzahlen - Interimsbau für THI

20.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr
Blick unter die Glacisbrücke: Das 1998 eingeweihte, damals 52 Millionen Mark teure Bauwerk steht bis heute in der Kritik. Jetzt muss die Stadt Ingolstadt rund 3,2 Millionen Euro an Zuschüssen für den Brückenbau an den Freistaat zurückzahlen. −Foto: Hauser (Archiv)

Ingolstadt - Über die Güte der Glacisbrücke und deren Segen für den Verkehrsfluss diskutieren die Ingolstädter schon seit der Einweihung im Sommer 1998, also bereits ziemlich lang.

"Fehlplanung" hört man in den Einschätzungen des dreispurigen Bauwerks, das zwei Nadelöhre nördlich und südlich der Donau verbindet, recht häufig. Streng genommen ist diese Debatte müßig. Sie steht nun mal da, die seinerzeit 52 Millionen Mark teure "Dritte Donaubrücke", wie ältere Schanzer gerne sagen. Die Trassenführung ist ebenfalls zementiert. Zumindest gibt es die Vision, die stark befahrene, komplexe Kreuzung am Südende der Brücke ("Südkreuz") mit einer Unterführung zu entlasten, doch der Weg dorthin dürfte sehr weit und schwierig werden.

Unerwartet gibt es über das Bauwerk 22 Jahre nach der Fertigstellung Neues zu berichten: Die Stadt Ingolstadt muss Zuschüsse für den Bau der Glacisbrücke und - damit verbunden - den Ausbau der Kreisstraße IN 17 (Abschnitt Westliche Ringstraße) an die Regierung von Oberbayern zurückzahlen. Die fordert das Geld: rund 3,2 Millionen Euro. Diese Nachricht könnte den ohnehin nicht sehr erbaulichen Ruf der Brücke weiter bröckeln lassen.

Die Rückzahlung ist ein Thema des Finanz- und Personalausschusses, der am Donnerstag, 23. April, zum letzten Mal in der zu Ende gehenden Wahlperiode zusammenkommt: ab 15 Uhr unter strengen Infektionsschutzauflagen im Festsaal des Theaters. Es ist die letzte Sitzung von Stadträten, die 2014 gewählt wurden; bis zu Konstituierung des neuen Stadtrats (voraussichtlich) am 4. Mai wird es keine Vollversammlung oder Ausschusssitzung mehr geben.

Die Stadt muss die 3,2 Millionen Euro zurückzahlen, weil die Zuschüsse nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts München 2017 neu berechnet wurden. Grundlage sind das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz sowie das Finanzausgleichsgesetz. Laut Beschlussvorlage hat sich das städtische Finanzreferat bereits auf diesen Transfer vorbereitet.

 

Das neueste geplante Gebäude auf dem einstigen Gießereigelände kostet die Stadt nichts, denn Bauherr ist der Freistaat, Träger der Technischen Hochschule (THI). Die wächst weiter kräftig. Auf der schmalen Fläche zwischen dem Gebäude G und der Carissma-Halle soll bis zum Beginn des Wintersemesters 2021/2022 ein temporärer, zwölf Meter hoher Modulbau entstehen. Auch mit diesem Projekt der THI befasst sich der Finanzausschuss.

Die Interimslösung zwischen Forschungshalle und Gebäude G werde wegen "kurzfristig akuten Raumbedarfs" nötig, weil die Gebäudeteile L und N im Süden des Areals (gegenüber dem Kavalier Dalwigk) nicht vor 2026 fertig werden, heißt es. Wo die Trakte L und N entstehen, sollte ursprünglich ein "König-Ludwig-Platz" städtebaulichen Reiz entfalten. Über diesen Namen ist im Stadtentwicklungsausschuss leidenschaftlich debattiert worden. Doch für Ludwig I. ist wegen der Expansion der THI kein Platz mehr.

Ferner auf der Tagesordnung: eine personelle Erweiterung im Büro des Oberbürgermeisters. Damit prägt erstmals die Handschrift des künftigen Rathauschefs Christian Scharpf (SPD) eine städtische Beschlussvorlage. Er will unter anderem einen Büroleiter installieren.

Außerdem geht es um die neue Mittelschule Nordost in Oberhaunstadt: Genehmigung des Gesamtraumprogramms, Sportanlagen und Änderung der Sprengelorganisation. Weitere Punkte: Projektgenehmigung für die Errichtung einer Sitzstufenanlage an der Adenauerbrücke und die Neugestaltung der angrenzenden Flächen zur Parkstraße (vorbehaltlich der Förderzusage des Freistaats). Kosten: rund 695000 Euro. Der "Donau-Balkon", so die Verwaltung, soll die Möglichkeit bieten, dem Wasser sehr nahe zu kommen" und zugleich die Aufenthaltsqualität im Grünbereich am Brückenkopf zu steigern. Von einer vor der Strömung geschützten Ein- und Ausstiegsstelle für Schwimmer, wie sie OB Christian Lösel Anfang 2019 angekündigt hatte, steht in der Projektbeschreibung allerdings nichts mehr.

Lange Debatten sind übermorgen kaum zu erwarten. In den beiden vorangegangenen Stadtratssitzungen im Corona-Krisenmodus fassten sich alle Redner kurz und schauten, dass sie weiterkommen.

sic