Riedenburg
Ein Seelsorger der leisen Töne sagt Servus

Stadtpfarrer Karl Heinz Memminger verabschiedet sich mit einem Gottesdienst und einer kleinen Feier von den Gläubigen

29.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Abschied im Christkönigshaus: Bei einer kleinen Feier kam Stadtpfarrer Karl Heinz Memminger (r.) mit vielen Leuten ins Gespräch, hier Kirchenpfleger Matthias Platzer.

Riedenburg (er) Stadtpfarrer Karl Heinz Memminger hat seinen christlichen Dienst für die Gläubigen und die Menschen in den Pfarreien Riedenburg und Eggersberg-Thann am Samstagabend beendet. Der Geistliche hat 21 Jahre lang hier gewirkt, nun zieht er in den Pfarrhof im Nachbarort Essing.

Die Resonanz der Menschen, die mit ihm den Abschiedsgottesdienst in der Pfarrkirche feierten, dokumentierte überzeugend die Verbundenheit und die Wertschätzung, welche die Gläubigen in den Pfarreien mit ihrem bisherigen Hirten verbindet. Schon der Rosenkranz, den die Kirchenbesucher in der halben Stunde vor Gottesdienstbeginn beteten, wurde aus weit mehr Kehlen gesprochen, als ihn sonst Gläubige in dem Gotteshaus gestalten. Die Isidor-Figurengruppe des Bauern- und Taglöhnervereins vor dem Altar sowie acht Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine und Verbände umrahmten den Gottesdienst, der Kirchenchor unter Leitung von Angelika Gradl unterstrich den feierlichen Moment.

Die Kirchenbänke waren voll, bis hinauf in die Empore saßen die Menschen dicht an dicht. Pfarrer Memminger blieb in der Gestaltung des Gottesdienstes den Prinzipien seiner 21-jährigen Tätigkeit von Bescheidenheit und dezenter Kontinuität treu. Lautmalerisches Heischen nach Aufmerksamkeit war nie sein Ding. Auch beim Abschied ging es ihm nicht um die eigene Person, sondern um Gottes Wort und um die Menschen. "Eucharistie heißt Danksagung. So ist dieser Gottesdienst auch meine Danksagung an die Menschen in den Pfarreien Riedenburg und Eggersberg-Thann für die gute Zusammenarbeit. Ich sage allen Vergelt's Gott für die zwei Jahrzehnte meines Dienstes", betonte er in seinen ersten Worten. Namentlich listete Memminger alle Gremien und Personen auf, die dabei in der Gestaltung des Pfarrlebens mitwirkten. Eine Schar von Ministranten umringte dabei die Apsis, Ruhestandspfarrer Horst Mally zelebrierte mit ihm zusammen die Eucharistiefeier.

Zur Predigt hatte sich Memminger das Thema Demut und Gehorsam ausgewählt. "Jesu Weg lässt sich zusammenfassen in der Liebe zu Gott und den Menschen", sagte er aus tiefer eigener Überzeugung. Es waren bewegende Momente, in denen der Geistliche nach zwei Jahrzehnten auch das eigene Wirken in einen einzigen Satz bündelte. Die Wertschätzung für dieses ruhige und dennoch zielgerichtete Wirken ihres Pfarrers fassten die Vertreter der kirchlichen Gruppierungen in ihren Fürbitten zusammen. Sie alle bedankten sich für die gute Zusammenarbeit und wünschten dem künftigen Ruhestandsgeistlichen noch ein langes Wirken, Kraft, Freude an der Gemeinschaft am neuen Wohnort, Ruhe für Musik und Bücher und gute Gespräche bei der einen oder anderen Tasse Kaffee. "Ihnen allen - jedem Einzelnen - wünsche ich für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen", sagte Memminger am Ende des Gottesdienstes. An der Kirchentür verabschiedete er sich per Handschlag.

Die besondere Wertschätzung für sein Wirken durfte der Geistliche danach bei einem Empfang im Christkönigshaus erleben. Der Platz reichte kaum für alle Besucher aus. Kirchenpfleger Matthias Platzer erinnerte an die vielen Aufgaben, die in Memmingers Amtszeit zu erledigen waren, und sprach ein dickes "Danke" für dessen Engagement aus. Memminger hatte sich kein persönliches Abschiedsgeschenk erbeten, sondern Spenden für das Hilfswerk Misereor. Alle Gruppierungen hielten sich an diesen Wunsch.

Die Reihe der Redner, die sich für ihren Bereich beim scheidenden Pfarrer bedanken wollten, war indes lang. Die Schwesterngemeinschaft des Klosters St. Anna, der Pfarrgemeinderat, die Ministranten, die Kolpingfamilie und viele mehr wechselten sich am Rednerpult ab. Die Mitglieder des Frauenbundes möchten Memminger auch mal per Fahrrad besuchen. "Aber nicht zu oft", scherzte Memminger spontan. Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) hatte sogar bei der Installation des Geistlichen in Riedenburg als Ministrant am Altar gedient. Fast wie ein symbolischer Akt setzte bei seinen ersten Worten das Abendgeläut ein und alle zusammen beteten im Glockenklang den "Engel des Herrn". Lösch hob die wertvollen Impulse, Anstöße und das tatkräftige Anpacken des Geistlichen hervor. "Es ist gelebte Nächstenliebe, die Ihr Wirken hier in unserer Gemeinde bestimmt hat. Sie haben sich tief in die Herzen der Menschen eingegraben. Mit diesem Abschied lassen Sie einen Teil ihres Lebens hier zurück", unterstrich der Bürgermeister.

Memminger wirkte bei all den Ehrungen ruhig, gewohnt zurückhaltend. "Ich habe nicht geahnt, was auf mich zukommt. Das war sehr viel Lob", meinte er danach im Gespräch mit unserer Zeitung. Mittlerweile ist er der Letzte aus seinem Priesterkurs, der noch aktiv tätig war. "Ich habe gemerkt, dass die Kräfte nachlassen. Ich werde mich in Essing einbringen, wo Seelsorge benötigt wird, aber auch die Verbindungen nach Riedenburg werden nicht abreißen", versprach er. Beim eigenen Blick zurück wurde er philosophisch. "Ich bin dankbar - mehr kann ich nicht sagen. Den Priesterdienst kann man nicht trennen vom Menschen, das Amt ist mein Weg", sagte er mit einem Lächeln im Gesicht.