Berlin
"Ein schnurrendes Kätzchen"

CSU-Chef Horst Seehofer präsentiert sich beim CDU-Parteitag als Gefolgsmann der Kanzlerin

05.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:44 Uhr

Berlin (DK) Horst Seehofer gibt sich handzahm: In den nächsten Monaten, verspricht der CSU-Chef hoch und heilig, würden er und seine Partei wie „ein schnurrendes Kätzchen“ sein „und kein brüllender Löwe“. Ein Raunen geht durch die Reihen der tausend CDU-Delegierten.

Bayerns Ministerpräsident in der Rolle des friedlich treuen, loyalen Weggefährten. Kein „Mir san mir“, keine Kraftmeierei, kein Poltern und keine roten Linien – stattdessen ungewohnt sanfte Töne vom starken Mann der Schwesterpartei bei seinem Kurzauftritt auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover. „Wir sind stolz auf Dich und Du bist unsere Nummer Eins“, sagt er, und gratuliert Angela Merkel zu ihrem „phänomenalen Ergebnis“. Knapp 98 Prozent, das Votum für die CDU-Chefin beeindruckt selbst den Bayern.

Eigentlich sind die Reden von CSU-Vorsitzenden auf CDU-Parteikongressen der Höhepunkt des Abschlusstages. Von christsozialen Führungskräften erwartet man eigentlich einen Hauch von Bierzelt, ein paar Seitenhiebe und Spitzen – all das bietet Seehofer an diesem Mittwoch jedoch nicht. Stattdessen stimmt er eine Hymne auf „unsere Vorsitzende“ an, lobt Merkel über den grünen Klee. Die Union werde um jede Stimme kämpfen, ruft Seehofer den Delegierten der Schwesterpartei zu, die nur müde applaudieren. Es gebe nur eine Gefahr für einen Erfolg bei der Bundestagswahl. Die ganze Gefahr der nächsten Monate liege bei ihm, erklärt Seehofer selbstironisch und beeilt sich mit der Klarstellung, dass es sich um eine humorvolle Bemerkung gehandelt habe.

Angela Merkel lächelt ein wenig gequält. Und manch einer aus der CDU-Führung fürchtet, dass aus dem Spaß womöglich bitterer Ernst werden könnte. Keine Querschüsse mehr wie beim Betreuungsgeld oder in der Euro-Krise? In der CDU-Führung traut man den Beteuerungen nicht so recht.

Das sei „die Abteilung Unterwerfung“ gewesen, frotzelt Seehofer. Doch auf die Abteilung Attacke wartet man vergeblich.

Beinahe beiläufig wird der Gast aus München in die Halle geführt und begrüßt. Keine Scheinwerfer, kein Kamerapulk, kein Defiliermarsch. Unionsfraktionschef Volker Kauder unterbricht kurz seine Rede, damit die Delegierten den Einmarsch überhaupt mitbekommen und der CSU-Chef zumindest einen knappen „Auftrittsapplaus“ erhält. Kanzlerin Angela Merkel hat Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister vor die Tür geschickt, um Seehofer und seine CSU-Entourage in Empfang zu nehmen. Viel weniger Herzlichkeit zwischen den Chefs der Schwesterparteien geht nicht.