Schernfeld
Ein Schlüssel und drei Tropfen

Kilometerstein erinnert an den Straßenbau auf dem Jura vor 100 Jahren

07.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:32 Uhr
Der Kilometerstein, ein Relikt der Jura-Erschließung, steht in Schernfeld bei der Marienkapelle in der Schulstraße. Das Kilometerschild ist nicht mehr vorhanden. −Foto: Bauer

Schernfeld - Durch den Straßenbau auf dem Jura in den Jahren 1919 bis 1923 wurden die Berggemeinden an das allgemeine Verkehrsnetz angeschlossen.

Davon zeugt ein Kilometerstein, den Hauptlehrer Hermann Dorn 1964 am Rande der Staatsstraße 2047 zwischen Birkhof und Schernfeld gefunden hat. Zusammen mit dem Feldgeschworenen Josef Bittl (Jungbauer) und Lehrer Alfred Glas hat er ihn am Eingangstor des Schulgrundstücks in der Schulstraße aufgestellt.

Dorn schreibt in der Ortschronik von Schernfeld: "Den tüchtigen Ingenieuren, den fleißigen Arbeitern und insbesondere dem unermüdlichen Vorsitzenden Dr. Kurz ist es zu verdanken, dass nunmehr weite bisher unerschlossene Gebiete der Eichstätter Alb und darüber hinaus brauchbare Straßen haben. - Die Bauern selbst haben durch Hand- und Spanndienste und viele andere unentgeltliche Leistungen zur Durchführung des Projektes beigetragen. Leider sind die Kilometersteine, die Wahrzeichen der Juraerschließung, überall verschwunden. "

Josef Bittl, der bei der Aufstellung des Kilometersteins beim Eingang zur Schule half, hatte beim Bau der Juraerschließungsstraße mitgewirkt. 1920 von der Westfront heimgekehrt, so schreibt der Chronist, legte er auch mit Hand an, um die Heimat dem Verkehr zu erschließen. Josef Bittl war auch sonst ein Motor in der Gemeinde und Pfarrei. Chronist Josef Ettle greift ebenfalls die Erschließung des Jura auf. In den Annalen schreibt er: "Es wurden als Notstandsmaßnahme rund 300 Kilometer Jurastraßen gebaut. Der Straßenbau war ein Segen für die Menschen in wirtschaftlich schwieriger Zeit. Treibende Kraft und Vorsitzender im Zweckverband war der Altdorfer Pfarrer Johann Baptist Kurz. Er überzeugte die staatlichen Stellen, die das meiste Geld locker machen mussten, die Gemeinden und sogar Papst Benedikt XV. , der eine bedeutende Summe für das Vorhaben gab. In den Jahren des Straßenbaus im Juragebiet hatten 110 Bauführer, Schachtmeister und Poliere sowie 2037 Arbeiter ein Einkommen gefunden. "

Der kürzlich verstorbene Grenzsteinfachmann Karl Röttel aus Rebdorf erklärte vor einiger Zeit dazu, dass die Steine nach jedem fertiggestellten Kilometer gesetzt worden waren. Die Symbole auf dem Jurastein sind in Eisen gegossen und zeigen einen Schlüssel mit drei Tropfen darüber. Der Schlüssel versinnbildlicht die Erschließung der Juraregion und die drei Tropfen stehen für den Schweiß der Planer, Arbeiter und Geldgeber. Dazu kam noch die Zahl für die gebauten Kilometer.

Rektor Dorn äußerte in der Chronik den Wunsch: "Möge beim Umzug ins neue Schulhaus der Stein nicht vergessen werden. " Er wurde beim Umzug der Schule 1989 auf den Leitenbuck vergessen. Nun steht er unweit seines alten Platzes in der Schulstraße.

Durch die Juraerschließungsstraße wurden die Berggemeinden an das allgemeine Verkehrsnetz angeschlossen. Parallel dazu hielt das elektrische Licht Einzug auf dem Jura. In Schernfeld erstrahlte es im Jahre 1921.

EK

Franz Bauer