Hepberg
Ein Schicksalstag für Hepberg

Vor 46 Jahren entschieden sich die Hepberger gegen Eingemeindung nach Lenting

27.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr
Inmitten von Hepberg ist ein Kinderzentrum entstanden (hinten die Mehrzweckhalle). Vor genau 46 Jahren sprachen sich die meisten Einwohner gegen einen Zusammenschluss mit Lenting aus. −Foto: Beer

Hepberg (bee) Heute vor 46 Jahren drohte das Ende der Gemeinde Hepberg: Sie sollte zum Nachbarort Lenting kommen. Doch die meisten Hepberger sprachen sich bei einer Befragung gegen die Eingemeindung aus.

Nachdem 1971 bereits die Schule in dem Jura-Ort aufgelöst worden war und alle Kinder zum Unterricht nach Lenting mussten, drohte auch die zwangsweise Eingemeindung Hepbergs im Rahmen der Gebietsreform in Bayern. Die Gemeinde Lenting unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Franz Binder sah damals eine Chance, das Gemeindegebiet zu erweitern und warb intensiv für die Zusammenlegung der beiden Orte.

In Hepberg spaltete das Ansinnen die Dorfgemeinschaft in Befürworter und Gegner; sie befürchteten den Verlust der Eigenständigkeit, was als erheblicher Nachteil angesehen wurde. Die Vertreter von SPD und CW im Gemeinderat schlossen sich dem Werben von Lenting an und setzten sich für die Eingemeindung ein. Ein Argument war, dass Hepberg als kleiner Ort (damals rund 1300 Einwohner) keine Zukunft haben werde. Als Anreiz von staatlicher Seite wurde bei einem freiwilligen Zusammenschluss eine Schlüsselzuweisung von damals 550 000 Mark - aufgeteilt auf sieben Jahre - in Aussicht gestellt.

Die Vertreter der CSU im Hepberger Gemeinderat und die Mitglieder des Ortsverbands sprachen sich gegen eine Eingemeindung aus. Mit der Überschrift "Pro und kontra Eingemeindung" berichtete der DONAUKURIER damals von der Bürgerversammlung. Flugblätter, die von Befürwortern und Gegner der Fusion an die Bürger verteilt worden waren, hatten die Stimmung angeheizt, so dass der Obermeiersaal bis zum letzten Platz gefüllt war. Mit Aussagen von Lentinger Seite: "Wenn wir zusammengehen, ist es wie eine Ehe" oder "Das schwarze Gold soll auch für Hepberg fließen" (gemeint war damit die erhebliche Gewerbesteuer durch die neue Transalpinen Ölleitung, die Lenting bekam).

Kernpunkt der Diskussion war besonders der vom Landratsamt Eichstätt verfasste Eingemeindungsvertrag, der neben verschiedenen Regelungen auch den bei einer Eingemeindung entstehenden Rechtszustand beinhaltete. "Die Gemeinde Lenting wird Gesamtrechtsnachfolger der Gemeinde Hepberg. Damit gehen alle Rechte und Pflichten öffentlicher und privater Art von Hepberg auf die Gemeinde Lenting über", hieß es. Der Name der beiden ehemaligen Gemeinden laute in Zukunft "Gemeinde Lenting".

Nachdem der Gemeinderat von Lenting der Eingemeindung zugestimmt hatte, machte der Gemeinderat von Hepberg seine Zustimmung vom Ergebnis einer geheimen Bürgerbefragung abhängig. Am 28. Dezember 1971 - also vor genau 46 Jahren - waren alle wahlberechtigten Bürger von Hepberg zur Abstimmung aufgerufen. Die Alternativen lauteten: "Sind Sie für einen Zusammenschluss der Gemeinde Hepberg mit der Gemeinde Lenting ?" oder: "Sind Sie für die weitere Selbstständigkeit der Gemeinde Hepberg?".

Die Wahlbeteiligung lag bei 72,28 'Prozent. Das Votum der Hepberg fiel eindeutig mit 77,1 Prozent für die Beibehaltung der Eigenständigkeit aus. Damit war eine freiwillige Eingemeindung vom Tisch und von staatlicher Seite im Rahmen der Gebietsreform nur die Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft von Lenting, Stammham, Wettstetten und Hepberg gefordert. Nach dem Ausscheiden von Stammham und Wettstetten nach ein paar Jahren fühlte sich Hepberg in der Rest-VG nicht sehr wohl.

Der Drang nach Eigenverantwortung war im Ort weiterhin stark vorhanden. So gelang es 1986, die Grundschule wieder nach Hepberg zurückzuholen. Als sich 1993 die Chance bot, sich von der VG Lenting zu lösen und eine eigene Gemeindeverwaltung zu installieren, verfolgte der Gemeinderat unter Führung des damaligen Bürgermeisters Simpert Gschwilm zielstrebig dieses Ziel, so dass bereits am 1. Januar 1994 wieder eine eigene Gemeindeverwaltung in Hepberg ihre Arbeit aufnehmen konnte. Mit einem großen Festabend in der Mehrzweckhalle und einem Feuerwerk feierten die Bürger in der Silvesternacht dieses denkwürdige Ereignis.

Durch neue Baugebiete ist die Einwohnerzahl von Hepberg mittlerweile auf rund 3000 gestiegen. Eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lenting besteht weiter im Bereich der Wasserversorgung und der Hauptschule.