Ingolstadt
Ein "Salute" für die Schanzer

In der Altstadtbar Schutter 8 verfolgten Fans des FC Ingolstadt das Spiel gegen Bayern München

13.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten Besucher der Bar Schutter 8 das Fußball-Bundesliga Spiel zwischen dem FC Ingolstadt und dem FC Bayern. Am Ende hieß es 2:0 für die Münchner - Foto: Brandl −Foto: Foto:

Ingolstadt (DK) Aus der Traum von der Sensation. Die Schanzer verlieren das Bundesliga-Derby gegen den FC Bayern am Samstag mit 0:2. Die Fans sehen es ihren Ingolstädtern nach: Sie sind den Münchnern über eine Halbzeit lang nahezu ebenbürtig. In der Bar Schutter 8 schauen die Gäste gebannt zu.

Es fließt Blut. Aber nur auf dem Rasen. Noch keine Viertelstunde ist gespielt, als Bayern-Verteidiger Holger Badstuber und FCI-Stürmer Lukas Hinterseer im Luftkampf um den Ball mit den Köpfen zusammenknallen. Der Münchner bleibt benommen liegen, muss mit einer Platzwunde behandelt werden. Die Szene ist fast schon bezeichnend für das, was noch folgt: überraschte Bayern, die 65 Minuten lang gegen clever agierende Ingolstädter anrennen, bis das erste Tor fällt. „Das war vorsätzlich“, macht ein Zuschauer in der urigen Bar am Rande der Altstadt dem ersten Schreck Luft. Beide Kicker können aber weitermachen.

„Nur 54 Prozent Ballbesitz für die Bayern“, stellt der Kommentator nach 13 Minuten fest. Ein glucksendes Lachen – irgendwo zwischen Schadenfreude und Ungläubigkeit – ebbt an den Tischen auf. „Ein 0:0 wäre gut“, meint ein Mann. Als hätte Jérôme Boateng es gehört, stürmt er los und versucht, die Schanzer Abwehr zu knacken. Vergebens, wie sich Sekunden später herausstellt. In der Kneipe herrscht fast stoische Ruhe. Die Gelassenheit des Alters ist spürbar. Viele ältere Herren sind an diesem Nachmittag unter den Gästen. Dann marschiert der FCI nach vorne. „Super gespielt“, ruft ein Mann, als die Schanzer die Hintermannschaft der Münchner aufmischen.

Kurz darauf scheint die Zeit stillzustehen. Robert Lewandowski hat eine todsichere Chance auf dem Spann. Der Ball zappelt quasi schon im Netz, als plötzlich, wie aus dem Nichts, Romain Brégerie auftaucht und das Leder in letzter Sekunde von der Linie holt. Durchatmen. Nur einer lässt sich ganz leise zu einem „schade“ hinreißen. Als Roger in der 27. Minute rüde gefoult wird, macht sich grollend Protest bemerkbar, flaut aber umgehend wieder ab. Die Zuversicht auf den Führungstreffer scheint stärker.

Es geht hin und her: Lahm und Lewandowski hier, Groß und Lex da. Offener Schlagabtausch. „Hopp jetzt“, hallt es durch die Bar. Doch die Schanzer Führung bleibt aus. Anerkennender Beifall zur Pause. Der wiederholt sich in der 50. Minute nach einer Traumparade von Ramazan Özcan. „Da spielt Audi gegen Audi“, kommentiert ein Gast den Kampf auf Augenhöhe. „Sind die Bayern die Roten“, fragt ein anderer süffisant. Özcan pariert, als gebe es kein Morgen. „Gut, Torwart, juhu“, würdigt einer die Leistung von „Rambo“. Innerhalb von zehn Minuten ist der Traum ausgeträumt: Die beiden Tore fallen. Endlich Zeit, zur Toilette zu gehen, denkt sich mancher und zwängt sich hinter der Eckbank hervor. „Jetzt kriegen sie noch zwei oder drei“, raunt jemand. Andere setzen an zum Trostbeifall. Der FCI und seine Fans sind wieder in der Wirklichkeit angelangt. „Das Ergebnis geht in Ordnung. 2:0 kann man verlieren“, lautet das Fazit an einem der Tische, an dem sechs Männer sitzen. Kurz darauf stoßen sie mit einem beherzten „Salute“ an auf das gefühlte Unentschieden.