Ingolstadt
Ein Saal voller Entwicklungshelfer

Zum 60-jährigen Bestehen: SOS-Kinderdörfer ehren Spender und Unterstützer aus der Region

21.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Gast aus Südafrika: Meta Katie May (rechts) berichtete über ihre langjährigen Erfahrungen als Kinderdorfmutter, links Moderatorin Carla Kleinjohann. - Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Vor 60 Jahren hatte der Österreicher Hermann Gmeiner eine Vision: Er wollte Waisen und sozial benachteiligten Kindern, deren Eltern die Erziehung nicht wahrnehmen können, den Weg in ein selbstständiges Leben ebnen und gründete die SOS-Kinderdörfer. Heute unterhält die gemeinnützige Organisation weltweit 555 solcher Dörfer und ist in 133 Ländern aktiv.

Darunter auch in Deutschland.

Am Dienstagabend machte eine Münchner Delegation der SOS-Kinderdörfer Station in Ingolstadt, um anlässlich des 60. Geburtstages im vollbesetzten großen Saal der Halle 9 ihre treuesten Spender und Unterstützer aus der Region zu ehren. Mit dabei war unter anderem eine Kinderdorfmutter aus Südafrika, die über ihre Erfahrungen berichtete.

Zuvor jedoch sprach Regionalleiterin Maria Schwarzfischer zu den Gästen. Seit 1955 seien 10 000 Kinder in deutschen SOS-Kinderdörfern aufgewachsen, erzählte sie. 60 000 seien es weltweit gewesen. Größtes Ziel der Organisation: Die Kinderrechte in der Verfassung verankern zu lassen. „Denn Kinder sollen Einfluss nehmen können auf die Gestaltung ihres Umfeldes“, sagte sie. Anschließend betrat Meta Katie May die Bühne, die in 16 Jahren in einem SOS-Kinderdorf in Südafrika 18 Kinder großgezogen hat und daneben noch zwei eigene bekam. Sie wollte sich so ein Dorf damals mit einer Freundin nur ansehen. „Doch die Kinder haben gesagt, ich soll bleiben“, sagte sie. Heute vereinen sich elf Sprachen unter den Schützlingen in ihrem Dorf. „Ich habe von den Kindern gelernt, Vielfalt anzunehmen“, berichtete May weiter.

Doch wie sieht es mit den Erfahrungen in der Region aus, wollte Moderatorin Carla Kleinjohann schließlich wissen und wandte sich an die Anwesenden. Eine junge Frau berichtete, sie habe bereits nach der Ausbildung die erste SOS-Patenschaft übernommen. Ihr fällt der hohe Altersdurchschnitt unter den Gästen auf. „Ich vermisse den Nachwuchs“, stellte sie nachdenklich fest.

„Wir leben hier wie ganz normale Leute“, zitierte OB Christian Lösel, der als Ehrengast gekommen war, aus dem Brief von Gustl, einem Jungen, der aus einem Heim für schwer erziehbare Kinder in ein SOS-Kinderdorf gekommen war. Genau das sei das Ziel, bemerkte das Stadtoberhaupt und verwies auf das Peter-Steuart-Haus in Ingolstadt, das einen ähnlichen Auftrag wie die Kinderdörfer erfülle.

Über 800 000 Menschen spendeten 2014 für die gemeinnützige Organisation, gab Kleinjohann bekannt. „Wir haben hier einen Saal voller Entwicklungshelfer“, freute sie sich. Eine der anwesenden Patinnen unterstütze Gmeiners Werk bereits seit 59 Jahren, sagte sie.

Die SOS-Kinderdorf-Delegation bereist zum runden Geburtstag insgesamt 81 Städte.