Franz
Ein ruhig gelegenes Zuhause mitten im Grünen

Franz Licklederer wohnt seit 40 Jahren in der Bodenehrstraße im Augustinviertel

19.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Fühlt sich wohl: Franz Licklederer wohnt in der Bodenehrstraße im Augustinviertel - Foto: Engel

Franz Licklederer macht einem die Arbeit einfach. Er hat sich mit der Geschichte seiner Straße beschäftigt, sodass nicht mehr nachrecherchiert werden muss, woher der Name der Bodenehrstraße stammt. „Bodenehr war ein Kupferstecher. Genauso wie seine Brüder und sein Vater“, erzählt der 1927 geborene Franz Licklederer. Gabriel Bodenehr der Ältere lebte von 1664 bis 1758 und schuf zahlreiche Kupferstiche deutscher Städte – eben auch von Ingolstadt. Seine Brüder Moritz und Konrad sowie sein Vater Johann übten dieses Handwerk ebenfalls erfolgreich aus. So reiht sich der Name Bodenehr in die Liste der vielen Handwerkskünstler des Barock ein, denen im Augustinerviertel Straßen gewidmet sind. In dem Viertel geht es trotz der teilweisen Nähe zum Hauptbahnhof recht idyllisch zu.

„Ich komme mir hier oft vor wie in einem Park“, schwärmt Licklederer. Denn das Wohngebiet, das an der Bodenehrstraße liegt, besteht aus mehreren Mehrfamilienhäuserblocks, umgeben von viel Grün, drei Spielplätzen sowie zahllosen hochgewachsenen Laubbäumen und vielen Bänken, die Spaziergänger zum Verweilen einladen. Der ehemalige Audianer blickt von seinem wettergeschützten Balkon direkt auf eine Biotopwiese. „Jetzt ist sie gerade gemäht worden“, bedauert der 87-Jährige. „Aber normalerweise wachsen dort viele bunte, seltene Blumen.“

Viele Blumen zieren übrigens auch Licklederers Balkon und Wohnung, in der er seit seiner Heirat lebt. Zudem hat er viel Besuch von Vögeln, die gerade in den Wintermonaten in die Futterstationen auf seinem Balkon einkehren. „Ich bin einfach ein Naturliebhaber. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin und meine Großeltern nebenan eine große Gärtnerei hatten“, überlegt der gebürtige Köschinger. Neben der Natur hat Franz Licklederer noch eine weitere große Leidenschaft: die Musik. Schon als Bub lernte er Trompete, Klavier und Akkordeon. Die Musik liegt ihm in den Genen – sein Vater war schon Militärmusiker im Ersten Weltkrieg. Ab 1947 war die Musik sogar sein Beruf: Sechs Jahre lang spielte Licklederer Akkordeon in einem Zirkusorchester, mit dem er ganz Deutschland bereiste. Als er bei Audi arbeitete, blies Franz Licklederer mehre Jahrzehnte Trompete in der Audi-Bläserphilharmonie.

Auch heute wird in der Bodenehrstraße noch kräftig musiziert. Ein eigenes Musikzimmer mit einer Heimorgel hat sich der Rentner eingerichtet. „Da spiele ich jeden Tag mindestens eine halbe Stunde. Am liebsten Jazz und die Big-Band-Musik von Glenn Miller und Artie Shaw.“ Bei schönem Wetter setzt sich Licklederer dann mit seinem Akkordeon auf den Balkon und unterhält die Nachbarn mit Musik. „Die sind nämlich alle sehr nett und freundlich. Wenn ich leise spiele, sagen die oft, ich solle lauter spielen.“ Christine Engel