Adelshausen (DK) Mit dem Basteln von Faschingswagen kennt man sich bekanntlich aus in Adelshausen. Auch Geburtstagsgeschenke dürfen da gerne mal etwas größer ausfallen. So wie bei Charly und Gely Pichler. Die haben seit gestern einen 490-Kilo-Rollator in der Hofeinfahrt stehen.
7 Uhr früh in Adelshausen. Es ist dunkel, es ist kalt, irgendetwas Feuchtes - noch Schnee? Schon Regen? - kommt vom Himmel. Vor der ehemaligen Baywa treffen sich Menschen. Gut gelaunt sind sie, und ziemlich gespannt. Sie kennen sich vom Motorradclub oder von der Arbeit bei Audi. Eigentlich würde ja auch der Charly dazugehören, doch der ist noch zu Hause. Aus gutem Grund. Ihn haben sie nicht eingeladen. Vielmehr haben sie sich bei ihm eingeladen. Doch das wissen zu diesem Zeitpunkt weder er noch seine Frau Gely.
50 wird der Charly an diesem Tag, Gely kann denselben Geburtstag am Samstag feiern. Da müssen wir doch was machen, haben sich die Freunde gedacht. Jetzt warten sie also vor der alten Baywa auf Richard. "Da kommt er", ruft Klaus aus Deimhausen. Ihm haben seine Freunde im vergangenen Jahr, als er 50 wurde, eine betonierte 50 in den Garten gestellt. 1,7 Tonnen schwer. Nun war er mit dabei, als es galt, zu Charlys und Gelys 50. diesen Coup noch zu übertreffen.
Während nun der Hänger abgekoppelt wird und Richard den Traktor mit der großen Gabel zur Ladefläche fährt, holt Ludwig sein Handy raus und zeigt ein Bild von einem Camaro, auf eine ziemlich große Metallplatte geprägt. Das steht seit seinem 60. Geburtstag, den er vor Kurzem gefeiert hat, bei ihm im Garten. "Der wiegt auch seine 80 Kilo", meint Ludwig. Daneben, weil's so gut passt, steht ein zweites Metallbild von Bumblebee aus "Transformers". Ein bisserl überrascht sei er ja schon gewesen, erzählt Ludwig, schließlich habe er an Charlys und Gelys Geschenk mitgearbeitet und nicht gewusst, dass da parallel noch was gelaufen sei, von dem er nichts wusste. Die Geheimhaltung funktioniert offenbar bei den Freunden in Adelshausen.
Inzwischen hängt der Riesenrollator am Haken. 2,55 Meter lang, 1,95 Meter breit und 2,30 Meter hoch ist das gute Stück, berichtet Robert stolz. Und es wiegt 490 Kilo. Bereits im August haben die Freunde mit der Konzeption begonnen. Im Mittelpunkt des Projekts stand diesmal Richard, der eine Karosseriebaufirma in Rohrbach hat. Seine Auszubildenden konstruierten den Rollator zunächst am Computer, fertigten die Teile dann aus Pappe und übertrugen das Ganze schließlich auf Metall. Ein Praxisprojekt, sozusagen. Und da sollte alles bis ins Detail passen, darum hat der Rollator eine zweifarbige Motorhaube, die links einem Lamborghini, rechts einem Porsche nachgebildet ist. Sogar die Scheinwerferpartien stimmen. Und die filigran ausgearbeiteten Firmenwappen. Am linken Griff des Rollators steht "Lambolator", am rechten "Porscholator". Damit Charly und Gely auch wissen, wer sich wo hinsetzen muss auf der eingearbeiteten Sitzbank, wenn sie gemeinsam den Sonnenuntergang über Adelshausen genießen wollen. Es gibt eine Lichtanlage und eine akustische Einparkhilfe. Alles, was man als 50-jähriger Jungsenior so braucht.
Jetzt hängt der Halbtonnenrollator also beim Traktor am Haken und der ganze Trupp macht sich auf den Weg ins Wohngebiet am Linnerberg. Dort, bei den Pichlers, wird das Geburtstagsgeschenk nach einigem Rangieren kurzerhand in der Einfahrt aufgestellt. Schnell noch das Licht angeschlossen und die Einparkhilfe eingeschaltet. Die ist laut. Spätestens jetzt weiß halb Adelshausen, dass Zeit zum Gratulieren ist. Gut, dass die Freunde Würstl, Brezen und Bier in größeren Mengen mitgebracht haben.
Charly, das Geburtstagskind, steht seit einigen Minuten irgendwie fassungslos vor seiner Haustür, und jetzt kommt auch Gely. Es gibt Glückwünsche, Umarmungen, vielleicht auch kleine Tränen der Rührung.
