Roth
Ein Prüfbulle und zehn leistungsstarke Kuh-Omas

Kreiszuchtgenossenschaft Roth feiert Erfolge bei Jahresversammlung - Über Anbindehaltung und Blauzungenkrankheit

25.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:46 Uhr
Für ihre Erfolge als Züchter geehrt werden Dominik Wagner, Josef Maurer, Kathrin Lämmermann, Dietmar Wieser, Thomas Sommer, Stefan Borzner und Frank Murr (vordere Reihe, von links). Lob gibt es vom KZG-Vorsitzenden Werner Wagner, Ehrengeschäftsführer Reinhard Spörl, Vizechef Jürgen Götz, Landratstellvertreter Walter Schnell und dem neuen Leiter des Fachzentrums Rinderhaltung, Martin Heim (hintere Reihe von links). −Foto: Leykamm

Roth (HK) Es gibt neue Hoffnung für das fränkische Gelbvieh. Der Samen eines Prüfbullen namens "Isendorf" soll für fitte Nachkommen sorgen. Gezüchtet hat ihn Josef Maurer aus dem Spalter Ortsteil Massendorf. Auch weitere Erfolge, nämlich was die Milchleistung im Landkreis anbelangt, gab es bei der Jahresversammlung der Kreiszuchtgenossenschaft (KZG) Roth im Landwirtschaftszentrum zu vermelden.

Ein weiteres und umstrittenes Thema war die Anbindehaltung. Auf die schoss sich der KZG-Vorsitzende Werner Wagner gleich zu Beginn ein. Die Landwirte sollten sich nicht "gegeneinander ausspielen lassen", wie es manche Medien versuchten. Es gelte, die Betriebe individuell zu betrachten und nicht zu pauschalisieren. Bei einer Umstrukturierung oder gar einer Neuinvestition stünden ja große Summen im Raum. "Das geht schon in den siebenstelligen Bereich", äußerte der stellvertretende Landrat Walter Schnell Verständnis für die schwierige Situation der Bauern: "Hier ist großer Unternehmermut gefragt".

Nichtsdestotrotz sorge der Lebensmitteleinzelhandel mit entsprechenden Programmen, die Laufstallhaltung honorieren, für Druck. So gab es Johannes Hegenberger zu bedenken, seines Zeichens Milcheinkäufer bei der Molkerei Zott. Diese werde jenem Beispiel aber nicht folgen, erklärte er. Man wolle vielmehr "eine gesamtbayerische Lösung" und favorisiere die sogenannte "Kombi-Haltung". Doch die müsse eben erst einmal definiert werden. Druck gebe es auch von Tierschutzorganisationen und der Tierärztekammer, die sich allesamt gegen die Anbindehaltung positioniert hätten.

Eine nur "minimale Bedrohung" für Rinderzüchter und Milchviehhalter stelle derzeit noch die Blauzungenkrankheit dar. So beteuerte es Herbert Hurka, der scheidende Chefveterinär des Landratsamts. Es gelte allerdings zu verhindern, dass Bayern diesbezüglich zum Beobachtungsgebiet werde. Denn das würde die Vermarktung überaus kompliziert werden lassen. Hier könne aber vorgebeugt werden: Das Impfen zur Verbesserung der Marktchancen ist laut dem Experten nämlich erlaubt.

Vor einigen Jahren, als es bezüglich der Krankheit eine wesentlich stärkere Gefahrenlage gab, sei ganz anders diskutiert worden. Damals habe es viele Impfgegner gegeben, die aber davon profitierten, "dass andere haben impfen lassen", erinnerte sich Hurka zurück.

Im Rückblick auf seine eigene Amtszeit im Landkreis wertete er die BSE-Krise als "absoluten Tiefpunkt". Hier sei er sogar mit Selbstmordgedanken seitens der Landwirte konfrontiert worden. Was das eigene Veterinärsamt anbelangt, bedauerte er, dass dies wegen der EU-Vorgaben "immer mehr zur Kontrollbehörde werde. " Den Züchtern unter die Arme greifen will indes Martin Heim, seit September Leiter des Fachzentrums Rinderhaltung in Roth. Er sei "offen für Anregungen", erklärte er bei seinem Antrittsbesuch bei der KZG. Eine solche Anregung für diese selbst gab es von deren Kassier Dietmar Wieser. Es sei zu überlegen, bei Themenveranstaltungen bäuerlicher Organisationen besser zu kooperieren - "bevor alle dasselbe machen" und entsprechend weniger Besucher zu verzeichnen seien.

Seitens der Kreiszüchter seien im vergangenen Jahr sowohl das Bäuerinnencafé wie auch die Lehrfahrt schlecht frequentiert gewesen, was beide Male der Kasse einen Verlust einbrachte. Deshalb gebe es in Minus von gut 780 Euro zu verzeichnen. Allerdings verfügt die Genossenschaft noch über ein Polster von rund 11700 Euro.

Viel Geld in die Hand genommen hat zuletzt der Rinderzuchtverband Franken mit einem Stallneubau für die Vermarktungshalle in Ansbach. Geschuldet war das Projekt der Änderung des Präsentationskonzepts. Nun zeigen sich die Kühe dort freilaufend und werden nicht mehr geführt. Auch eine neue Kuhwaschanlage gibt es, wie Geschäftsführer Werner Hauck erklärte.

Er führte auch die Wahlen bei der KZG durch, die aber wenige Neuerungen brachten. Der Vorstand wurde im Amt bestätigt, nur im Beirat gab es kleine Änderungen: Johannes Christoph (Kaising) ersetzt Manfred Gerstner (Österberg) und Robert Schaller ist nun statt Friedrich Schaller (beide Kleinschwarzenlohe) mit dabei.

Auf die Erfolge der KZG-Mitglieder verwies Fachberater Sebastian Haubner. Für Zuchtbullenkälber etwa hätten im Berichtszeitraum bis zu 1900 Euro erzielt werden können. Sein Augenmerk richtete er auf den besagten Gelbvieh-Zuchtbullen "Isendorf". Das sei eine "absolute Bereicherung. Auf ihn haben wir lange gewartet. "

Den besten Stalldurchschnitt einer Gemeinde konnte mit 9025 Kilogramm Milch auch dieses Mal Rohr aufweisen. In dessen Ortsteil Leitelshof ist auch der Betrieb Lämmermann zuhause, der im Vergleich zu den anderen Höfen des Einzugsgebietes die höchste durchschnittliche Milchabgabe feiern konnte mit 10.810 Kilogramm. Den Wettstreit der Kühe gewann beim Fleckvieh die "317" vom Betrieb Murr aus Göllersreuth. Für die Rasse Schwarzbunt siegte "Heidi" vom Rothauracher Hof Egelseer. Der Betrieb Borzner vom Kolbenhof (Thalmässing) hatte in Sachen Gesamtzuchtwert die Nase vorne. Auf die höchste Lebensleistung kann indes "Gritt" vom Betrieb Sommer in Götzenreuth verweisen. Sie hat schon 122039 Kilogramm Milch in ihrem Leben gegeben. Derzeit gibt es im KZG-Gebiet bereits zehn "Kuh-Omas" mit einer Lebensleistung von über 100000 Kilogramm Milch.

Jürgen Leykamm