Pörnbach
Ein Paradies für Pflanzen und Tiere

Markus Gastl berichtet bei Vortrag in Pörnbach über den von ihm entwickelten "Drei-Zonen-Garten"

16.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:40 Uhr
Einen kompromisslosen und zugleich wunderschönen Garten für die Natur hat Markus Gastl geschaffen, der bei einem Vortrag in Pörnbach seinen "Hortus insectorum" vorstellte. −Foto: Vogl

Pörnbach (PK) Wenn einer in seinem Garten erst einmal 35 Lkw-Ladungen Humus abtransportieren lässt, ehe er 24 Lkw-Ladungen Bauschutt drauf schüttet, erzeugt das erst einmal Kopfschütteln. Markus Gastl hat genau das gemacht - und wurde für seine Verdienste um die Umwelt mit der bayrischen Staatsmedaille ausgezeichnet. Rund 70 Zuhörer begleiteten Gastl bei seinem Vortrag im Pörnbacher Gasthof Bogenrieder auf seinem individuellen Weg zum "Drei-Zonen-Garten".

Organisiert hat den Vortrag der Bund Naturschutz, Ortsgruppe Reichertshofen, unter der Leitung von David Seifert. Los ging für Markus Gastl alles mit einer Reise von Feuerland nach Alaska per Rad. 41000 Kilometer später und noch immer überwältigt von den ganzen Eindrücken versprach er, etwas für die Natur zu tun. Er kaufte eine 7500 Quadratmeter große Fettwiese, auf der er einen sogenannten "Drei-Zonen-Garten", ein Paradies für Pflanzen und Insekten anlegte. Umgeben wird sein "Hortus insectorum", also ein Garten der Insekten, von einer Pufferzone, die aus Hecken einheimischer Arten besteht. Dazwischen sind Steinpyramiden und Totholzhaufen, die Unterschlupf für viele heimische Insekten bietet. "Schönheit wird oft mit Ordnung verwechselt", sagt Gastl, dessen Garten mittlerweile als einer der 70 schönsten Gärten in Bayern ausgezeichnet wurde. Für die nächste Zone, die "Hot-Spot-Zone", mussten die Lastwagen ran. 35 Lkw-Ladungen Humus ließ Gastl abtransportieren und stattdessen 24 Lkw-Ladungen Bauschutt verfüllen. "Der Verrückte", hieß es danach im Ort über ihn, erinnert er sich schmunzelnd. Der Grund für die Maßnahme ist aber, dass auf nährstoffreichem Boden nur maximal 90 verschiedene Pflanzen wachsen können. Eine höhere Vielfalt und mehr Artenreichtum versprechen magere Standorte, wie es sie beispielsweise in Naturschutzgebieten oder im Hochgebirge gibt. Die "Hot-Spot-Zone" ist eine Dauerblühfläche für einheimische Arten, die einmal im Jahr gemäht werden muss. Guten Boden brauchte Gastl nur für die dritte Zone, die Ertragszone. Diese dient dem Obst- und Gemüseanbau. Hier werde keine Chemie zur Schädlingsbekämpfung und kein Kunstdünger eingesetzt: "Die ganzen Schädlinge werden durch die Nützlinge der anderen Zonen vertrieben". Wichtig ist für Gastl, dass in einem Garten nach dem Hortus-Modell vor allem einheimische Pflanzen zum Zuge kommen, die die Lebensgrundlage für die hiesige Tierwelt bieten. "Wir haben 4500 einheimische Arten, und was finden wir davon in unseren Gärten? Nichts, aber dafür 60 fremdländische Pflanzen." Ziel sei es, so der Referent, im Garten einen geschlossenen Nährstoffkreislauf zu schaffen, um damit Ressourcen zu schonen. Die einzelnen Zonen werden durch Naturmodule wie Totholzhaufen, Steinpyramiden oder Sandarien miteinander verbunden. Dadurch bietet der Garten verschiedenen Insekten und auch Säugetieren einen Lebensraum. Bereits während des Vortrags und auch danach wurden von Gästen, darunter auch die beiden Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) aus Pörnbach und Michael Franken (JWU) aus Reichertshofen, interessierte Fragen gestellt. Markus Gastl rief zum mitmachen auf. Sein Motto ist: "Machen ist wie wollen, nur krasser." Er weiß aber auch aus eigener Erfahrung: "Sich selbst zu ändern ist am schwersten."

Verena Vogl