Beilngries
Ein Paradies am Stadtrand

Am Blühacker der Naturschützer neben der Sandstraße stehen inzwischen auch Informationstafeln

27.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:02 Uhr
Vielfach schon verblüht, aber keineswegs ohne ökologische Bedeutung sind die Pflanzen auf dem Blühacker zu Füßen von Schloss Hirschberg. −Foto: F. Rieger (neu/Archiv)

Beilngries - Es gibt viel Spannendes im Westen von Beilngries, über das man derzeit sprechen kann.

Die Sandkiste-Kindergarten-Baustelle, die Pläne für die Volksfestplatzverlagerung samt Schaffung neuen Wohnraums - und noch einiges mehr. Da könnte man eine auf den ersten Blick ganz unscheinbare Ackerfläche neben der Sandstraße glatt übersehen. Damit das nicht passiert, befinden sich dort inzwischen Informationstafeln. Aufgestellt hat sie letztlich der städtische Bauhof, das gesamte Projekt liegt in Händen der Beilngrieser Naturschützer und maßgeblich finanziell unterstützt wurde die Errichtung der Tafeln von der Willibald-Schmidt-Stiftung.

Es war im Jahr 2018, als die hiesige Bund-Naturschutz-Ortsgruppe das wichtige Vorhaben in die Tat umsetzte, am Rande der Stadt "ein Paradies" für die Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen. Eine Bürgerin hatte der Ortsgruppe mitgeteilt, dass sie dieses Areal gerne verpachten würde - verbunden mit der Vorgabe, dass die Nutzung der Umwelt dienen solle. Und das tut das Projekt, das die Naturschützer, allen voran René Gomringer, zur Umsetzung brachten. Es wurde ein Blühacker angelegt, bei dem es nicht vorrangig darum geht, dass er besonders prächtig aussieht, sondern dass dort viele Lebewesen ein Zuhause finden.

Das habe auch funktioniert, bilanziert Gomringer jetzt gut zwei Jahre, nachdem die Fläche angelegt wurde, im Gespräch mit unserer Zeitung. Nicht alles sei zwar so aufgegangen, wie geplant - eine lebendige, aus der produktiven Nutzung herausgenommene Ackerfläche nahe des städtischen Lebens sei aber definitiv entstanden. Das Konzept sieht vor, dass die Fläche ihrer natürlichen Entwicklung überlassen wird. Dabei ist es wichtig, dass die Pflanzen auch im Herbst unberührt stehen gelassen werden - auch wenn sie inzwischen verblüht sind und nicht mehr ganz so schön aussehen. Aber die Stängel dienen nach wie vor als Lebensraum für Insekten, wie Gomringer betont.

Deshalb sei es auch wichtig, dass Spaziergänger die Fläche nur ansehen und nicht darin herumgehen oder gar Pflanzen ausreißen. Ein Anlaufpunkt dürfe das Areal aber gerne werden für Naturfreunde und all diejenigen, die sich gerne über den Sinn dieses Projekts informieren möchten. Genau aus diesem Grund befinden sich dort inzwischen auch die Informationstafeln. Unter der Überschrift "Ackerwildkräuter - Ein Kulturgut des Ackerbaus" ist beispielsweise zu lesen, dass eine "farbenfrohe Ackerwildkrautflora" nur noch selten zu finden sei. Dabei würde sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt darstellen. Beschäftigt wird sich auch mit der Frage, woher eigentlich der Begriff Unkraut kommt - und wie wichtig diese Wildkräuter, die auf den ersten Blick vielleicht nicht gewollt oder zumindest nicht allzu schön aussehen, tatsächlich sein können. Auf einer anderen Tafel lauten die Überschriften "Bienen brauchen Blüten", "Öko-Flächen sind gute Lebensräume" und "Bio-Äcker sind ein Paradies für Wildkräuter". Was es dort noch alles zu lesen gibt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Immerhin muss ein gewisser Reiz für einen Herbstspaziergang erhalten bleiben.

Bis zum Jahr 2023 wird der Acker mit diesem Konzept fortbestehen. Dann steht gemäß der Vorgaben ein Umackern des Areals an, so Gomringer. Ein Ende bedeutet das aber nicht für das Projekt an sich, mit Blick auf die Zukunft soll dann eben wieder ein neues, natürliches Blüh-Paradies im Beilngrieser Westen entstehen.

DK

Fabian Rieger