Ein Original auf und neben dem Spielfeld

13.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:30 Uhr

Der 193 Zentimeter lange Max Sandner war eine ganze Saison lang auch "Rekordhalter" im Fußballkreis Donau/Ilm, denn mit ihm und dem um 30 Zentimeter kleineren Konrad "Wurm" Herzner spielten damals der größte und der kleinste Spieler des Kreises in einer Mannschaft, der DJK Eichstätt. - Foto: lu

Eichstätt (EK) Fußball muss nicht todernst sein. Schon immer gab es welche, die über dem Spiel den Spaß nicht vergaßen. Ein Spaßvogel der besonderen Art freilich war der Sandner Max vom Eichstätter Sportverein (ESV), aus dem später die DJK wurde.

Mit seinen 193 Zentimetern überragte er auf dem Spielfeld alle übrigen Mitspieler, mag es nun beim Fuß-, Hand- oder Faustball gewesen sein, und weil er auch mit dem Mundwerk trefflich umzugehen verstand, war er der "geborene" Feldherr. Als Trainer verstand er es mit besonderem Geschick, seine Spieler zu motivieren. Das fing schon beim Umziehen an, das zu seiner Zeit immer in den Wirtshaussälen vollzogen wurde, die zudem ausnahmslos mit einer Bühne versehen waren.

Da öffnete sich dann plötzlich der Vorhang, und "der Max" trat, zumeist in seiner "langärmeligen" Unterhose, die bei ihm von Kirchweih bis Ostern Pflicht war, in einer knapp fünfminütigen Comedy-Show der besonderen Art auf, die seine Mitspieler immer wieder aufs Neue zum Lachen brachte und das heute übliche Stretching vollkommen ersetzte.

Auf dem Spielfeld war der Max mit seinen langen Beinen nur schwer zu umspielen. Nur der Leibl Kare vom FC Arnsberg, von der Statur her wesentlich kleiner als der lange Eichstätter, schaffte es einmal auf spektakuläre Art, ihn zu überlisten, indem er ihm, wie von beiden wiederholt bestätigt, einfach durch die langen Beine schlüpfte.

Dem "Domplatzkönig", wie Sandner wegen seines Eis- und Andenkenstandls dort auch genannt wurde, war hartes Spiel zuwider. Als ihm aber einmal in Karlshuld dennoch ein schlimmes Foul passierte und die gegnerischen Spieler zornig auf den bereits am Boden liegenden Eichstätter einstürmten, rettete er sich mit der geschickten Aussage: "Tuats ma nix i bin a kinderreicher Familienvater!" Hinterher wurde dann heftig diskutiert, ob ihn zwei Kinder zu dieser Aussage berechtigt hatten.

Auch als Fußballschiedsrichter war der lange Max immer zu einem Späßchen aufgelegt. Als er in Denkendorf einmal als Unparteiischer am "Sechzehner" stehend einen Flankenball, der in gar keinem Fall für ihn gedacht war, mit dem Kopf gefährlich aufs Tor weiterleitete, konterte er die wütenden Angriffe der Spieler mit dem Hinweis, dass der Schiedsrichter "Luft" sei.

Gelb und Rot

Um eine Ausrede nicht verlegen war er auch in einem anderen Fall. Als ihm einmal eine Mannschaft den Vorwurf machte, dass er einen "fürchterlichen Mist" zusammen pfeife, konterte er trocken: " So schlecht, wiaz ihr spielts, ko i gar net pfeifa!" Als die FIFA nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko 1970 die gelben und roten Karten einführte, glaubte der Sandner Max den Stein der Weisen gefunden zu haben, indem er die beiden Karten einfach zusammenklebte, um sich so das lästige Suchen nach der richtigen Farbe zu ersparen. Die Folge waren wütende Proteste der Zuschauer, die "rot" sahen, wo "der Max" doch "gelb" gegeben hatte. Der Bayerische Fußballball-Verband verbot ihm denn auch höchstselbst, die doppelfarbige Karte weiter zu verwenden oder vielleicht gar zum Patent anzumelden. Wenig Erfolg hatte der Sandner Max, der als Linkshänder und bei seiner Größe auch ein erfolgreicher Handballer auf dem Großfeld war, auch mit seinem Vorschlag anlässlich eines Handball-Kreistags, den Schiedsrichtermangel dadurch zu beheben, dass man einfach den Linksaußen einer Mannschaft, der ja ohnedies nur wenig beschäftigt war, zusätzlich als Schiedsrichter fungieren lasse.

Helmut "Willi" Schön

Ein Kabinettstück der Marke "echt Sandner Max" gelang dem Eichstätter am 12. Mai 1965: An diesem Tag spielte die deutsche Nationalelf im Nürnberger Stadion gegen England. Keine Frage, dass sich "der Max" dieses Spiel nicht entgehen ließ. Am Stadioneingang schnappte er sich plötzlich einen jener Bauchladen, mit dem im Stadion Eis verkauft wurde. Als "Generalvertreter für Jopa-Eis im Großraum Eichstätt" bereitete es ihm keine Probleme, das Stück zu ergattern. Solchermaßen "bewaffnet", gelang es ihm, bis zur deutschen Trainerbank vorzudringen, auf der damals Bundestrainer Helmut Schön saß, den er mit den Worten begrüßte "Ja Willi, was tuast denn du da!" auf die frappierende Ähnlichkeit des "Manns mit der Mütze" mit dem Eichstätter Brauerei-Chef Willi Emslander anspielend und wohl wissend, dass seine Sportkameraden die Begrüßung aus nächster Nähe auf den unteren Ränge der Tribüne mitverfolgten.

Der Sandner Max wäre heuer 78 Jahre alt geworden. Als er vor 15 Jahren starb, ging mit ihm eines der letzten Eichstätter Originale.