Ingolstadt
Ein neues Quartier mit Wasserturm

Nach der Verlagerung der Rieter-Produktion soll das Areal ein neues Gesicht bekommen - Heute im Stadtrat

03.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:17 Uhr
Gut 20 Hektar groß ist das Gelände im Nordosten, das nun in einem städtebaulichen Wettbewerb umgeplant werden soll. Das größte Gebiet umfasst dabei das Rieter-Gelände, das die Firma nach der Verlagerung ihrer Produktion schnellstmöglich verkaufen will. −Foto: Schalles, Grafik: Reibel

Ingolstadt (DK) Die Liste der Themen der letzten Stadtratssitzung des Jahres ist ellenlang. Nicht nur der Haushalt wird heute ab 12 Uhr verabschiedet, es gibt fast 50 Tagesordnungspunkte. Einer davon ist die mögliche Lösung für den neuen FCI-Trainingsplatz, ein anderer die Entwicklung des Rieter-Areals: Ein städtebaulicher Vertrag soll regeln, wie das Gelände im Nordosten aussehen könnte, wenn die Firma ihre Produktion komplett verlagert hat.

Im Februar 2017 verkündete der Spinnereimaschinenhersteller das Aus für die Produktion in Ingolstadt und damit für 220 Beschäftigte. In diesem September hat die Transfergesellschaft für die bisherigen Produktionsmitarbeiter ihren Betrieb aufgenommen. Laut Geschäftsführer Falk Matthes soll der größte Teil der Mitarbeiter im Januar dorthin wechseln.

Es verbleiben am Standort rund 150 Beschäftigte, die in der Entwicklung und dem After-Sales-Bereich arbeiten. Sie sollen künftig in einem Bürogebäude im Osten des 13,45 Hektar großen Areals untergebracht werden. Der Baubeginn dafür ist für das kommende Jahr angesetzt. Das restliche Gebiet soll im Ganzen möglichst bald verkauft werden. "Wir sind in Verhandlungen mit mehreren potenziellen Investoren", sagt Matthes.

Was dort hinkommt, das beschäftigt nun - neben den künftigen Eigentümern - vor allem die Stadtplanung und die Gremien: Die Verwaltung stellt sich für das Gelände und das angrenzende, drei Hektar große ehemalige Bäumler-Areal, das sich ebenfalls am Markt befindet, vor, daraus "ein lebendiges, urbanes und zukunftsfähiges Stadtquartier zu entwickeln", wie es in der Sitzungsvorlage für den Stadtrat beziehungsweise den Stadtentwicklungsausschuss am selben Tag heißt. Darunter versteht die Verwaltung alle Arten von Wohnraum (öffentlich gefördert, freifinanziert und Studentenwohnungen, insgesamt bis zu zwei Drittel der geplanten Geschossfläche), Büros und genug Grünflächen (vorgesehen ist eine Verlängerung des Nordparks als Streifen über das ganze Gelände hinweg, mit Spiel- und Bolzplatz). Großer Einzelhandel soll ausgeschlossen werden, da die Nahversorgung durch die angrenzenden Märkte von Aldi und Edeka, die auf einer schon früher von Rieter aufgegebenen Fläche untergebracht sind, sowie Lidl und Rossmann in der Goethestraße bereits gegeben sind. Eine weitere Vorgabe: Handelsbetriebe dürfen nicht einstöckig sein, sie müssen überbaut werden.

Die Verwaltung stellt sich insgesamt eine dichte Bebauung vor, die das Gelände zur Römerstraße hin öffnet. Zudem sollen die Baudenkmäler erhalten bleiben: der von Weitem sichtbare ehemalige Wasserturm sowie eine Backsteinhalle mit sogenannten Sheddächern.

Die genauen Anforderungen für die Umnutzung des Geländes sollen in einem städtebaulichen Wettbewerb und im Bauleitplanverfahren geklärt werden. Ein Schwerpunkt wird die Altlastensanierung sein. Laut Rieter-Geschäftsführer Matthes habe es Voruntersuchungen gegeben. Das Ergebnis will er nicht öffentlich machen, er sagt aber: "Das Grundstück war über hundert Jahre lang in industrieller Nutzung. Natürlich gibt es da dann was."
 

Thorsten Stark