Hilpoltstein
Ein neues Herz für Hilpoltsteins Altstadt

Was passiert mit dem großen Areal an der Christoph-Sturm-Straße? Der HK hat alle Beteiligten zusammengebracht

04.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

Eine Luftaufnahme, aber keine Luftnummer: Mitten im Herzen der Altstadt, auf der Fläche, auf der sich derzeit die Sparkasse und der frühere Laden von Optik Gebauer ausbreiten, könnte bald ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück für neue Geschäfte zur Verfügung stehen. Eine einmalige Chance für Hilpoltstein, die Innenstadt deutlich aufzuwerten und neu zu beleben - aber keine einfache Aufgabe - Foto: Schalles

Hilpoltstein (HK) Die Chance ist einmalig: In der Hilpoltsteiner Innenstadt steht ein fast 4000 Quadratmeter großes Areal zur Verfügung, das nach dem Abriss älterer Gebäude neu genutzt wer-den könnte. Eine Menge Platz für neue Geschäfte – und vielleicht die letzte Möglichkeit, wieder Le-ben in die Altstadt zu bekommen.

Mitten in der Innenstadt liegt die Fläche, um die es hier geht. Ein Hilpoltsteiner Filetgrundstück. Fast 4000 Quadratmeter groß, eingefasst von Christoph-Sturm- und Kolpingstraße. Nicht unbedingt schön, doch keinesfalls zu übersehen ragt hier das einstige Verwaltungsgebäude der Sparkasse heraus. Doch schon seit geraumer Zeit überlegt die Bank, den über 30 Jahre alten und inzwischen weitgehend leer stehenden Bau abzureißen und durch ein wesentlich kleineres Gebäude zu ersetzen. Rücken hier eines Tages tatsächlich die Abrissbagger an, würde plötzlich eine riesige Fläche im Herzen Hilpoltsteins frei. Ein Areal, das alle Chancen bietet, um die Altstadt zu beleben – falls alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

Doch genau danach sieht es derzeit aus, wie der HK in Gesprächen mit allen Parteien erfahren hat. Die Eigentümerin des großen Wohn- und Geschäftshauses in der Christoph-Sturm-Straße, aus dem kürzlich Optik Gebauer ausgezogen ist, wäre sofort zum Verkauf bereit. Gemeinsam mit dem Sparkassen-Grundstück wäre damit schon die größte Fläche gesichert. Aber auch das kleine Gebäude neben der Sparkasse, derzeit vom Thai-Imbiss „chook-dii“ gepachtet, steht zur Verfügung. Der Besitzer hat grundsätzliche Zustimmung zum Verkauf signalisiert. Wie soll es weitergehen? Was muss passieren, damit irgendwann ein neues Herz in der Hilpoltsteiner Altstadt schlagen kann. Der HK bringt alle Beteiligten zusammen und stellt im folgenden Streifzug die verschiedenen Standpunkte vor.

Der Bürgermeister

„Das ist eine Chance, die wir nutzen müssen“, sagt Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl. „Es ist eine Chance, die wir seit 100 Jahren nicht mehr hatten, und die wir in den nächsten 100 Jahren auch nicht mehr bekommen werden.“ Um die Bedeutung der möglichen Umgestaltung weiß Mahl nur zu genau. „Aber wir brauchen etwas, was in unsere Stadt passt und die Stadt bereichert.“ Aus der Sicht des Bürgermeisters könnte auf den knapp 4000 Quadratmetern neben der verkleinerten Sparkasse ein Ge-bäude mit „400, 600 oder gar 800 Quadratmetern“ entstehen.

Und er hat es auch schon vor Augen: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass dort ein Regionalladen hinkommt, dass Ärzte kommen, dass wir ein Reisebüro bekommen, einen Schuhladen und vielleicht Dienstleister oder eine Versicherung.“ Dazu wünscht sich Mahl auch einige neu entstehende Wohnungen. „Natürlich bekommen wir jetzt ein großes Baugebiet an der Rother Straße. Aber es gibt Menschen, die lieber in der Stadt wohnen möchten.“

Nicht zu erwarten sei dagegen, dass sich ein Discounter oder Supermarkt um den Standort bewirbt. „Und ich glaube auch nicht, dass dies sinnvoll wäre“, sagt Mahl. „Wir müssen schauen, was in die Altstadt passt und was im Blick auf die nötigen Parkplätze und den Verkehr in der Innenstadt zu bewältigen ist.“ Ein kategorisches „Nein“ solle das nicht bedeuten. „Ich habe bestimmte Vorstellungen, aber wir sollten trotzdem für alle Vorschläge offen sein.“ Nur dies lehnt Mahl völlig ab: Dass die Stadt das Areal kauft. „Es ist nicht Aufgabe der Stadt, das Vorhaben zu finanzieren und sich um die Vermarktung zu kümmern – das ist allein die Sache der Eigentümer und der Investoren.“

Die Sparkasse

Hans Jürgen Rohmer, der Vorstandvorsitzende der Sparkasse Mittelfranken-Süd, spricht klare Worte: „Wir tendieren zum Abriss des bisherigen Gebäudes und wir sind für Ideen offen.“ Schon lange überlege er, das rund 30 Jahre alte Gebäude durch ein neues, deutlich kleineres zu ersetzen. „Wir haben derzeit 2800 Quadratmeter Nutzfläche, aber wir brauchen nicht mehr als 400 bis 500.“ Es gäbe zwar die Möglichkeit, das bestehende Gebäude zu sanieren und umzubauen. „Doch das ist nicht nur schwierig, sondern wohl auch unwirtschaftlich.“

Von den knapp 4000 Quadratmetern Grundfläche, die ab sofort in der Diskussion sind, gehören 1800 der Sparkasse. „Darauf ließe sich ein kleines Bankgebäude zur Christoph-Sturm-Straße hin bauen, und dazu könnten Ladenflächen und Parkplätze entlang der Kolpingstraße entstehen.“ Die Pläne liegen längst bei ihm in der Schublade, doch es gibt wenige Interessenten für die Läden. „Wir haben uns für Einzelhandelsfirmen, vor allem Drogerien, interessiert. Aber die bevorzugen größere Flächen, die besser zu erreichen sind und wo es durch andere Märkte schon die entsprechende Frequenz an Kunden gibt.“ Gegen die Idee, das gesamte Areal völlig neu zu überplanen, sperrt sich Rohmer vor diesem Hintergrund nicht. „Aber wir werden sicher nicht als alleiniger Investor auftreten und die gesamte Fläche kaufen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass wir mit einem weiteren Investor zusammenzuarbeiten.“

Was sich Rohmer ebenfalls vorstellen kann: das Sparkassengrundstück zu verkaufen und sich dann im neu entstehenden Gebäude einzumieten. Vielleicht geht der Vorstandvorsitzende sogar noch einen ganz großen Schritt weiter: „Es wäre auch möglich, dass wir uns einen völlig neuen Standort in der Stadt suchen, sofern es eine attraktive Fläche gibt.“ Dies sei zwar nicht Rohmers Ziel. Aber wenn ein Investor die kompletten 4000 Quadratmeter möchte, „muss es erlaubt sein, darüber nachzudenken“.

Eine Eigentümerin

„Hier muss etwas Großes her. Hier muss etwas her, was wieder Leben in die Stadt bringt.“ Das sagt die Besitzerin des großen Wohn- und Geschäftshauses in der Christoph-Sturm-Straße, das mit dem dahinter liegenden Hof fast 2000 Quadratmeter belegt. Obwohl die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, dort selbst seit vielen Jahren wohnt, wäre sie sofort bereit umzuziehen und die Fläche zu verkaufen. Allerdings wohnt nicht nur sie in diesem Haus. Nicht weniger als 15 Mietparteien leben hier – und das teilweise schon seit Jahrzehnten. „Ich würde ihnen natürlich helfen, etwas Neues zu finden, und ich denke, ich könnte ihnen auch etwas anbieten“, sagt sie.

Dass sie selbst in neue Verkaufsflächen und Wohnungen investiert, lehnt die Hauseigen-tümerin dagegen kategorisch ab. „Ich verkaufe meinen Teil, mehr aber auch nicht“, sagt sie. Ob es dann die Stadt, die Sparkasse oder ein fremder Investor bekäme, wäre ihr einerlei.

„Doch schnell muss es gehen. Schon in vier Wochen muss klar sein, wo es hingeht“, fordert sie. „Wenn man eine solche Möglichkeit hat, muss man sie umsetzen und darf nicht zögern.“ Deshalb macht sie nochmals deutlich, dass sie nicht ewig auf eine Entscheidung wartet und ihr Gebäude nicht monatelang für einen Verkauf zurückhält: „Wenn ich einen Mieter für meinen Laden bekomme, ist die Sache erledigt.“

Was in der Hilpoltsteiner Innenstadt ihrer Meinung nach am meisten fehlt: „Ein Lebens-mittelgeschäft muss hierher. Sonst hat alles keinen Wert.“ Den Vorstellungen des Bürger-meisters erklärt sie damit eine klare Absage: „Ein Schuhgeschäft, ein Arzt, eine Versicherung – das ist doch nur Unsinn. Damit bringt man keine Leute in die Innenstadt.“ Wenn ein großer Discounter dass ganz Areal wolle, müsse man es ohne Wenn und Aber zur Verfügung stellen. „Will die Stadt das nicht, dann soll sie gleich eine Mauer um die Fläche machen – aber eine hohe, ohne Tür.“ Und die Hauseigentümerin ist sich sicher, „wenn die Stadt das versaubeutelt, ist die Chance für immer und ewig vertan“.

Ein Eigentümer

Das dritte Element im aktuellen Gebäudekomplex neben der Sparkasse und dem großen Wohn- und Geschäftshaus ist das Haus, in dem derzeit der Thai-Imbiss „chook-dii“ unter-gebracht ist. „Ich bin gerne bereit zu verkaufen, könnte mir unter Umständen aber auch vorstellen, in ein gemeinsames Projekt zu investieren“, sagt der Besitzer des Hauses, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will. Da es aber noch nicht sicher sei, wie es mit dem Areal weitergehen soll, kann er sich eine Beteiligung derzeit nur vorstellen, „wenn es attraktiv ist und ich sehe, dass es passt“.

Die neue Nachbarin

„Wir bauen ebenfalls in der Kolpingsstraße – ein kleines Mehrfamilienhaus für betreutes Wohnen“, erzählt Schwester Gerda Friedel, die Chefin von Regens-Wagner Zell. Ihr Gebäude entsteht direkt neben dem Sparkassengrundstück. „In dem rund 16 mal 14 Meter großen Haus sollen zehn bis elf Menschen mit Hörbehinderung unterkommen. Ihnen stehen dann Appartements mit 30 bis 42 Quadratmetern zur Verfügung.“ Schwester Gerda hat sich für ihr Vorhaben bereits mit der Stadt und der Familie zusammengesetzt, denen das benötige Grundstück gehört, und ist sich mit ihnen einig geworden. „Wir haben eine erste Grobplanung und wollen den endgültigen Plan bis Pfingsten abschließen. Wenn alles klappt, könnten wir noch im Herbst mit dem Bau beginnen.“

Gemeinsame Planungen mit dem vielleicht schon bald zur Verfügung stehenden Areal waren dabei nie Thema. „Ich weiß davon nichts“, sagt Schwester Gerda. Nur in einem Punkt berühren sich ihr Bau für betreutes Wohnen und die Planungen für das große Grundstück: „Wir hätten gern von dem Parkplatz der Sparkasse ein paar Meter. Das ist zwar nicht unbedingt nötig, aber es wäre schöner.“