Ein neues Großprojekt vor der Brust

15.01.2021 | Stand 20.01.2021, 3:33 Uhr
Ein Verein mit hohem Unterhaltungswert ist der Kultur- und Heimatverein Greding. Man betrachtet kulturelle Höhepunkte andernorts - hier bei einer Plättenfahrt in Amberg, der heimlichem Hauptstadt der Oberpfalz (linkes Bild). Doch legen sich die Mitglieder auch für die kulturelle Identität ihrer Heimat ins Zeug, hier beispielsweise bei einem Trachtennähkurs im Jahr 2007. In der Stadt des berühmten Trachtenmarkts ist der 1998 gegründete Verein selbstverständlich auch jedes Jahr im September vertreten. Leykamm −Foto: Leykamm

Fast genau zehn Jahre ist es her, dass Adolf Hackner im März 2011 starb. Der Gründer und langjährige Vorsitzende des damaligen Vereins für Kultur- und Heimatpflege Greding war viele Jahre auch dessen Seele. Nach seiner Ära und mit der Umbenennung in Kultur- und Heimatverein stellte sich der Verein auch breiter auf. Geblieben ist der Einsatz für die Stadt Greding und ihre Bewohner.

Greding - Er hat schon etwas leicht Mystisches, dieser Garten unterhalb der Gredinger Basilika St. Martin. Von außen sieht der Spaziergänger nur eine Hecke. Nichtsahnend, dass sich dahinter eine Grünfläche verbirgt, die dem Grundriss eines Einfamilienhauses entspricht. Dort stand einmal das sogenannte Gruber-Haus. Längst vorbei, diese Zeiten. Nun soll das Gelände neu zur Geltung kommen - das ist die Idee hinter dem aktuellen Projekt des hiesigen, rührigen Kultur- und Heimatvereins.

Etwas geheimnisumwoben ist das Grundstück obendrein. Sicher ist, dass es der Stadt gehört. Wer dieser Lehrer namens Gruber war, oder wann er hier gewohnt hat - "das alles ist nur mündlich überliefert", sagt Angelika Schwarz, die Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat das ehemalige Gebäude dort wohl auch Sozialwohnungen bereitgehalten. Derzeit fristet das Areal ein kaum beachtetes Dasein. Dabei eignet es sich hervorragend als ein Ruheplatz für diejenigen, die entlang des Kalvarienbergs den Kreuzweg andächtig beschreiten.

Der Kreuzweg selbst bildet bislang "eines der größten Vereinsprojekte", sagt die Vorsitzende. Und er hat im Garten einen würdigen Nachfolger. Richtig Formen angenommen hat die Idee zur Umgestaltung des Gartens schon im März des vergangenen Jahres. Auf der Jahresversammlung wollte man die derzeit 105 Mitglieder davon unterrichten - was wegen der Corona-Pandemie aber nicht möglich war. Stattdessen hielt der Vereinsvorstand dann selbst im Sommer auf dem Areal seine Sitzung ab. Das hat alle überzeugt - und so wird das Projekt bald seinen Lauf nehmen.

Geplant ist bislang, dass sieben kleine Stelen den Blick auf die Stadt einmal bereichern. Und nicht nur das: Sie sollen sich zu einer Panoramasilhouette zusammenfügen - mit Hintergrundgedanken und Hinweisen darauf, was der Betrachter hinter dem jeweiligen Objekt zu erblicken vermag. Die Bedenken, dass dies zu wuchtig für das kleine Gartenstück sein könnte, weiß Schwarz zu zerstreuen. Denn es sieht nur auf den ersten Blick klein aus, verfügt aber doch über eine stattliche Größe von 18 mal 10 Metern. Auf der anderen Seite bedeuten 180 Quadratmeter - wie jeder Gärtner weiß - schlicht eine Menge Arbeit. Deswegen soll der Garten auch "möglichst pflegeleicht gestaltet werden", betont Schwarz. So ist derzeit eine Aufschüttung mit Kies angedacht. Die Bänke sollen erneuert werden - und die Hecken bleiben. Aus zwei Gründen: "Wir wollen uns Diskussionen ersparen", sagt sie ganz pragmatisch. Was einleuchtet: Die Entfernung einer Hecke kommt in Zeiten des Umweltschutzes und nach dem Volksentscheid "Rettet die Bienen". fast einem Sakrileg gleich.

Zum anderen aber passen die Gewächse auch einfach zu der Abgeschiedenheit des "Platzes der Ruhe und Besinnlichkeit", wie er einmal heißen wird. Ursprünglich war "Platz der Stille" als Name angedacht. Doch hier winkte der beauftragte Künstler Rupert Fieger aus Eichstätt ab: Der Lärm, der von der Autobahn bis hier oben dringt, mache diesen Titel eher unglaubwürdig, sagte er. Ein Eingeständnis an die moderne Zeit.

Was den Verein aber nicht daran hindert, "diesen vergessenen Platz, der zurzeit gar nicht also solcher wahrgenommen wird, so aufzuhübschen, dass er ein Geheimtipp werden kann", wie Schwarz unterstreicht. Derzeit ist er noch geheimer. Wer im Sommer nicht eine der beiden kleinen Heckenöffnungen entdeckt, übersieht ihn glatt. Nur einmal habe sie hier eine Mutter mit ihrem spielenden Kind beobachten können, so Schwarz.

Nun also will der Verein bis zu 10000 Euro in die Verbesserung stecken. Da heißt es, viel Kaffee und Kuchen am Herbstmarkt zu verkaufen, was eine Einnahmequelle neben den zahlreichen Spenden bildet. Dass diese Aufgabe geschultert werden kann, hat der Kultur- und Heimatverein schon bewiesen. Für die Umsetzung des Kreuzwegs konnten gar 40000 Euro an Land beziehungsweise auf den Berg gezogen werden. "Aber das war schon ein enormer Kraftakt", erinnert sich Schwarz zurück. Danach nahm der Kultur- und Heimatverein gleich die Renovierung des Kreuzes auf dem Berg in Angriff.

Angelika Schwarz ist seit 2011 Vorsitzende und kann als solche auf ein starkes Team von 15 Mitgliedern als aktiven Vereinskern zählen - dazu kommen noch zahlreiche freiwillige Helfer. Die Projekte sind ganz verschiedener Natur: Mal wird ein Insektenhotel gebaut, mal das Holzkreuz am Bergfriedhof erneuert. Ab und zu ergeben sich auch kongeniale Synergieeffekte. Zum Beispiel was die Wanderführungen in Kooperation mit der Stadt anbelangt. Die Wanderführer, von der Stadt Greding heiß begehrt, rekrutieren sich aus dem Vereinsvorstand. "Das ist eine optimale Symbiose", findet Schwarz.

So funktioniert das auch in Sachen Trachten. Ein Thema, das dem 1998 gegründeten Verein seit jeher am Herzen liegt. Mehr noch: Er ist aus dem gemeinsamen Trachtennähen, das 1989 seine Anfänge nahm, erst hervorgegangen. Das erlebte zur 900-Jahr-Feier der Stadt zwei Jahre später seine große Blüte. Danach sei es leider "wieder eingeschlafen", wie Schwarz bedauert. Am Verein selbst aber liegt das ganz und gar nicht: Er veranstaltet weiterhin unermüdlich Trachtennähkurse. "Die sind zwar immer voll belegt, aber es sind immer die gleichen Personen dabei", resümiert die Vereinschefin.

Schwer sei es vor allem, die Jugend zu begeistern. Was den Verein dann auch Kompromisse bei der Definition des Begriffs "Tracht" machen lässt. "Die historischen Trachten waren zwar bequem, aber eben nicht sexy", merkt Schwarz süffisant an. Doch sie hofft, trotzdem so manche Jugendliche vom Kauf eines "Aldi-Dirndls" abzuhalten und sie lieber selbst zum Nähen zu bewegen. Im Laufe des eigenen Lebens würde dann auch das Interesse für alte Trachten steigen, so die Hoffnung. Die Vereinsmitglieder gehen mit gutem Beispiel voran und betreiben am Trachtenmarkt in Greding einen eigenen Infostand - und präsentieren sich dabei natürlich im "Gredinger Gwand".

Des Weiteren bestimmen Ausflüge zu Kirchen und Klöstern oder Betriebsbesichtigungen das Vereinsgeschehen. Das spiegelt sich bislang nur extrem dürftig im Internet wider. Dort ist man noch schwerer aufzuspüren als der Garten bei der Martinskirche. Die Vorsitzende will das ändern, hangelt sich dabei aber "von Urlaub zu Urlaub". Ist die Homepage erst einmal umgesetzt, werden dort wohl neben den erwähnten Besonderheiten noch einige andere Aktivitäten zu lesen sein. Zum Beispiel darüber, dass der Verein 1998 die Trägerschaft für die Restaurierung der Burg Hofberg bei Obermässing übernommen hat, was die Taschen der Zuschussgeber erst so richtig öffnete.

"Das hat einfach zur Zielsetzung unseres Kultur- und Heimatvereins gepasst", meint Schwarz. Dazu passt noch vieles mehr - die Arbeit dürfte hier also nicht so schnell ausgehen.

HK