Beilngries
Ein neues Boot für noch mehr Sicherheit

Wasserwachtgruppen aus Beilngries und Kipfenberg stellen Einsatzgefährt vor

02.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:48 Uhr
Wichtige Funktionen bietet das neue Boot, dass die Wasserwachten aus Beilngries und Kipfenberg bekommen haben. Udo Lange (oben, von links), Tanja Demmler und Christian Gallus stellen die Besonderheiten des Wasser-Gefährts vor. −Foto: Adam

Beilngries - Für die eng zusammenarbeitenden BRK-Wasserwachtgruppen Beilngries und Kipfenberg wurde vor kurzem ein neues Motorrettungsboot angeschafft. Seitdem heißt es für die Verantwortlichen am Steuer: "Üben, üben, üben."

Die neue Technik sei eine Herausforderung, der er sich gerne stelle, erzählt Bootsführer Christian Gallus. Er und seine Kollegen Christian Engler von der Beilngrieser sowie Lukas Schumann und Sonja Chebda von der Kipfenberger Wasserwacht unternehmen regelmäßig Übungsfahrten. Vorrangiges Ziel: "Das Boot genau kennenlernen, testen, wie, wo und was möglich ist", erklärt Gallus. Vor vielen Jahren schon hat er seinen Binnenbootsführerschein gemacht. 2019 folgte die zusätzliche Ausbildung in Theorie und Praxis zum Bootsführer für die Wasserwacht mit entsprechender Prüfung.

So versiert und erfahren der Beilngrieser damit ist: "Bei jeder Fahrt lerne ich momentan Neues dazu", sagt Gallus. Sicherheit und Routine seien enorm wichtig, damit im Ernstfall alles wie am Schnürchen klappt. Eine neue Funktion im Vergleich zum bisherigen Boot ist beispielsweise eine bewegliche Bugklappe, die im Bedarfsfall komplett nach unten weggeklappt werden kann. Das erleichtert es den Wasserrettern, Personen oder größere Gegenstände ins Boot zu holen, erfordere für den Bootsführer aber auch Fingerspitzengefühl, damit kein Wasser ins Boot läuft. Weitere hochmoderne Technik mit Echolot zur Messung der Wassertiefe und Sonar zur Ortung von Personen oder Gegenständen unter Wasser mittels Schallimpulsen sind im Boot integriert und werden von den Verantwortlichen bei den Testfahrten ausgiebig erprobt.

Das rund 37000 Euro teure Boot, das künftig vorrangig am Main-Donau-Kanal und an der Kratzmühle im Einsatz sein wird, aber auch im Bedarfsfall für Donau oder andere Gewässer angefordert werden kann, wurde für den Wasserrettungsdienst vom Freistaat Bayern finanziert. Ein Eigenanteil der Wasserwachten für die Neuanschaffung war allerdings Voraussetzung. "Das wäre uns ohne die massive Unterstützung der Willibald-Schmidt-Stiftung Beilngries schwer gefallen, aber mit ihrer Hilfe ließ es sich zum Glück gut stemmen. Dafür sind wir sehr dankbar", sagt der Vorsitzende der Beilngrieser Wasserwacht, Udo Lange. Das Boot darf mit maximal sechs Personen oder einem Höchstgewicht von 500 Kilogramm "beladen" werden. Es hat 60 PS und darf am Kanal mit einer Geschwindigkeit von 13 Kilometern pro Stunde - oder sieben Knoten in "Seemannssprache" - unterwegs sein. Die maximale Geschwindigkeit beträgt je nach Personenzahl am Boot bis zu 49 Kilometer pro Stunde. "Das dürfen wir aber nur bei einem Notfalleinsatz oder im entsprechenden Ausbildungsfall fahren. Ansonsten unterliegen wir wie alle Anderen auch den üblichen Vorschriften am Main-Donau-Kanal", erklärt Gallus. Auch bei reinen Übungsfahrten haben die Wasserwachtler ein aufmerksames Auge für Wasser und Ufer. Sie haben sich neben Rettungsaufgaben auch dem Gewässer- und Naturschutz verpflichtet. Treibholz, Plastikmüll oder leere Flaschen, gedankenlos entsorgt von Umweltfrevlern, werden regelmäßig aus den Gewässern geholt.

320 Mitglieder haben die Wasserwachten in Beilngries und Kipfenberg, rund 150 davon betätigen sich als Aktive. Davon wiederum sind 112 Kinder und Jugendliche im Alter ab sechs Jahren. In "Nicht-Corona-Zeiten" ist zweimal wöchentlich Schwimm- und Rettungstraining im Beilngrieser Hallen- oder Freibad. Mindestens einmal jährlich wird eine gemeinsame Großübung absolviert. Dazu gibt es viele kleinere Übungs- und Schulungsstunden. Regelmäßig im Wechsel mit anderen Ortsgruppen sind die Wasserwachten aus Beilngries und Kipfenberg am Kratzmühler See zum Wachdienst im Einsatz. "Wegen Corona war das im vergangenen Jahr auf vier Helfer gleichzeitig beschränkt. Aber unter normalen Umständen kommen da oft mehr Kameraden nach Lust und Laune vorbei zum Helfen oder Üben. Es darf dann auch mal die Jugend Neoprenanzüge anziehen und testen, wie schwer es beispielsweise ist, eine Person ins Boot zu bringen", erzählt Lange.

Einmal monatlich ist Gruppenstunde für Kinder und Jugendliche. Da direkte Treffen derzeit wegen der Corona-Beschränkungen nicht möglich sind, werden die Stunden online abgehalten. "Dabei erklären wir Fachliches, wie zum Beispiel die Eisregeln", erzählt die stellvertretende Beilngrieser Jugendleiterin Tanja Demmler. Damit die Gruppen altersgerecht gefördert werden können, finden derzeit sogar zwei Online-Stunden statt, gemeinsam mit dem Nachwuchs der Kipfenberger Wasserwacht und deren Jugendleiterin Andrea Walter. "Es beteiligen sich natürlich auch oft die Eltern der Kinder oder andere Erwachsene. Wir bieten auch mal etwas zum Basteln an oder haben erst vor Kurzem das neue Boot vorgestellt, indem wir mit einer Kamera alle Details gezeigt haben. Alle freuen sich darauf, das neue Boot live zu sehen und nicht nur digital", weiß Demmler. Das wird hoffentlich bald der Fall sein, spätestens aber bei der Einweihungsfeier, die für den Sommer geplant ist. "Dann wird das Boot natürlich noch einen Namen bekommen", verspricht Lange und gibt sich geheimnisvoll: "Dazu haben wir uns schon Gedanken gemacht, aber bekanntgegeben wird das erst bei der offiziellen Einweihungsfeier."

DK

Regine Adam