Geisenfeld
Ein neuer Stern am Heldenhimmel

"Paw Patrol" ein Renner in der Bücherei - Onleihe boomt weiter und Zeitschriften erleben ein Revival

10.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:36 Uhr
Stammkunden in jeder Altersklasse: Hier haben es sich der achtjährige Max und sein zweijähriger Bruder Sebastian mit ihrer Mama Petra Heimbucher mit den ausgesuchten Büchern in der Kinderecke der Stadtbücherei gemütlich gemacht. −Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Die Geisenfelder Stadtbücherei trotzt laut aktueller Statistik dem allgemeinen Trend: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der aktiven Leser um 86 auf 1012 gestiegen, die der Entleihungen um 700 auf 32763. "Out" ist das Buch also nicht - allerdings wandeln sich die Vorlieben.

Und das gilt sowohl für das Format an sich, als auch für die Inhalte. "Unser Angebot, Bücher in elektronischer Form online auszuleihen erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit", erklärt Marianne Spreng. Insgesamt 3018 Mal wurde dabei auf die Südbayern-Onleihe zugegriffen - 230 Mal öfter als noch im Vorjahr.

Beim Blick auf die Hitlisten des rund 13200 Medien umfassenden Bestands - zusammen mit den virtuellen Medien sind es sogar nahezu 30000 - fallen einige Veränderungen auf. Im Bereich Belletristik liegen neue Autorinnen wie Sylvia Lott oder Teresa Simon in der Lesergunst ganz vorne. Ihr Metier: Romane für junge Frauen. Erst danach kommen die ersten Krimis von Rita Falk und Thriller von Fitzek, Clark und Co.

Bei den Sachbüchern für Erwachsene haben Thermomix-Ratgeber gleich die ersten fünf Plätze inne. "Allgemein macht sich in dieser Sparte die Konkurrenz durch das Internet bemerkbar", verweist Spreng auf rückläufige Ausleihzahlen. Weniger nachgefragt sind auch die sogenannten Saisonmedien, die mit Tipps für die Weihnachtsbäckerei oder Osterdekos aufwarten.

Auf einem Eroberungsfeldzug befinden sich hingegen bei den Sachbüchern für Kindern jene, die zusätzlich über einen interaktiven Digitalstift verfügen, auch Tiptoi genannt. Jugendliche greifen hier immer noch am häufigsten zu den Guiness World Records. Ansonsten lieben die Jüngsten besonders Geschichten von Prinzessin Lillifee, während bei Heranwachsenden die Tagebücher des fiktiven Greg und die Abenteuer Harry Potters ungebrochen unter den Spitzenreitern rangieren. "Drei Mal musste ich die Hardcover-Romane mit den Geschichten aus der Zauberschule schon ersetzen, weil sie zerlesen waren", verrät die Büchereileiterin. Waren bisher Star-Wars-Episoden bei älteren Jugendlichen die "Chartbreaker", so sind es nun die Minecraft-Stories.

Wohl weil der Besuch in der Bücherei für sie eine schulische Pflichtübung ist, greifen Sechs- bis Zehnjährige am häufigsten ins Regal - die Tendenz ist allerdings rückläufig. Was die Eltern laut Spreng nicht selten damit begründen, dass wegen des Lerndrucks schon bei den Erst- und Zweitklässlern "fürs Lesen nur zum Vergnügen keine Zeit mehr" bleibe. Wenn das stimme, sei das schockierend, meint sie mit Blick darauf, dass früher doch gerade diese Altersstufe die unbeschwerteste gewesen sei, in der man sich am Nachmittag austoben und seinen Hobbies nachgehen konnte.

Eine besondere Rolle spielen die Comics, die ihre ganz eigene, offenbar sehr treue Fangemeinde haben. "Asterix" hat nach wie vor unbestritten die Nase vorn - bei den DVDs glänzt er überdies in punkto Robustheit. "Während andere oft schon nach zehnmaligem Gebrauch nicht mehr abspielbar sind, haben manche Asterixfilme bereits 160 Ausleihen unbeschadet überstanden", so Spreng. Bei den Kleinen ist im vergangenen Jahr mit der Rettungshundestaffel von "Paw Patrol" übrigens ein neuer Stern am Heldenhimmel aufgegangen.

Fast gleichauf mit den Ausleihzahlen für Belletristik (4456) liegen die DVDs (4369). Gut angenommen werden laut Statistik auch die Hörbücher: 3434 Mal griffen Nutzer in diesem Bereich zu. Wieder auf dem Vormarsch sind neuerdings die Zeitschriften. Lange waren sie mangels Nachfrage ganz aus den Regalen genommen worden, nun sind sie wieder verfügbar. Freilich mit Titeln, die dem Zeitgeist entsprechen. "Aktualität ist überhaupt Trumpf, will man als Bibliothek seine Nutzer nicht verlieren", betont Spreng, die bei Anschaffungen auch gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt. In der Bücherei finden sich so neben Lernhilfen aller Art auch solche für "Deutsch als Fremdsprache" - zugeschnitten auf Migranten unterschiedlicher Herkunft, sogar aus Eritrea.

"Wir haben heuer 1477 Medien neu angeschafft", verweist die Büchereileiterin auf einen immer wieder aktualisierten Bestand an Büchern, Zeitschriften, DVDs und Hörbüchern, von denen auch 638 entfernt werden mussten. "Weil nicht mehr aktuell, defekt oder abgenutzt." Bisweilen "verschwinden" Medien auch, wie die Mitarbeiterinnen der Bücherei berichten. Das sei ärgerlich, nicht nur, wegen des materiellen Verlusts. Es koste auch viel Zeit. "Weil wir natürlich zunächst alles absuchen, ob vielleicht jemand den betreffenden Titel einfach in ein falsches Regal zurückgestellt hat."

Maggie Zurek