Pfaffenhofen
Ein neuer Anfang

Wiedereinsteigerinnen sind im Landkreis begehrt doch nicht immer können Stellen besetzt werden

14.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Werben um potenzielle Mitarbeiterinnen: Beim Netzwerktreffen "Frauen zurück ins Berufsleben" stellen sich Unternehmensvertreter mit offenen Stellen vor, anschließend setzen sie sich mit den Bewerberinnen zusammen. - Fotos: Brenner

Pfaffenhofen (PK) Viele Firmen im boomenden Landkreis suchen dringend Fachkräfte - gerade qualifizierte Wiedereinsteigerinnen sind da attraktiv. Doch nicht immer kommt es zur Einstellung. Etwa, wenn die Zeiten nicht flexibel genug für Mütter sind.

Man nennt sie die stille Reserve des Arbeitsmarktes: Gut qualifizierte Frauen, die bereits Berufserfahrung haben und zur Kinderbetreuung längere Zeit zu Hause waren. Wie viele es wirklich im Landkreis gibt, ist schwer zu sagen, denn viele von ihnen sind gar nicht arbeitslos gemeldet. Zudem ist unklar, wann und ob sie sich entscheiden, wieder auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren.

Klar ist: Die heimische Wirtschaft könnte sie gut gebrauchen. Da wäre zum Beispiel das Pfaffenhofener Hotel Alea, das am Donnerstag auf dem Netzwerktreffen "Frauen zurück ins Berufsleben" zusammen mit sieben weiteren Unternehmen um qualifizierte Wiedereinsteigerinnen warb. Veranstalter waren das Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Pfaffenhofen (KUS), die Industrie- und Handelskammer sowie die Agentur für Arbeit. Bei dem Termin treffen sich seit fünf Jahren Firmenvertreter zu einer Art Job-Dating mit potenziellen Arbeitskräften. Eigentlich erfolgreich: "2015 hatten wir innerhalb von sechs Monaten über die Hälfte der Bewerberinnen vermitteln", so Svenja Trzcinka vom KUS.

Doch manche Firmen gehen trotzdem leer aus. "Wir haben einige sehr qualifizierte Alleinerziehende kennengelernt, aber es kam nichts zustande", sagt Sylvia Apfl vom Hotel Alea. Das Problem: Bei der offenen Stellen an der Rezeption beginnt der Dienst um 6 Uhr. "Wir merken die Lücke in der Betreuung", sagt Apfl.

Auch andere tun sich schwer mit der Stellenbesetzung: Herbert Werner vom BRK-Kreisverband Pfaffenhofen hat bereits dreimal bei dem Netzwerktreffen versucht, Fachkräfte in der Pflege zu finden - erfolglos. Und Marco Hirsch von der Exentra GmbH in Pfaffenhofen sucht eigentlich Softwareentwickler: Vor allem betont er aber, dass seine Firma "fußläufig zum Kindergarten liegt" und er auch für Quereinsteiger offen ist, die mathematisches Denken mitbringen.

Bei der Ilmgau Immobilien Möller GmbH hält es Geschäftsführer Dirk Möller für einen Wunschtraum, eine Immobilienkauffrau zu finden, er sei offen für jeden, der sich zutraue, die Arbeit zu machen, so Möller. Auch ein Teilzeitjob sei möglich.

Die Unternehmen werben nicht ohne Grund so massiv um qualifizierte Frauen: Laut IHK sehen 60 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als Problem der Zukunft.

Trotz dieser Selbsteinschätzung der Unternehmen möchte die Agentur für Arbeit nicht vom Fachkräftemangel sprechen, da die Zahlen dies laut der Pfaffenhofener Leiterin Silvia Schmidt nicht unbedingt hergeben. Zwar seien alle Arbeitslosen bei der Agentur für Arbeit gemeldet, doch bei den Stellen sieht es anders aus: "Es kommt vor, dass Firmen die Stellen abmelden, obwohl sie sie nicht besetzen können." Etwa, wenn sie keinen Erfolg sehen und lieber andere Wege nutzen.

Insgesamt gab es von November 2015 bis Oktober 2016 im Landkreis Pfaffenhofen 1290 Arbeitslose, darunter 25 Berufsrückkehrer. Dem stehen 928 gemeldete Stellen entgegen. Auffällig viele Arbeitslose sind als Abgänger verzeichnet: So fanden 6447 offensichtlich einen Job, darunter 140 Wiedereinsteiger. 2777 Stellen gingen demgegenüber ab - wobei die Gründe dafür nicht in der Statistik erfasst sind.

Die Chancen für Wiedereinsteiger, einen Job zu finden, sind also gut, das belegen schon die hohen Zahlen der Abgänge bei den Arbeitslosen. Auch die Erfahrung der Wiedereinstiegsberaterin Claudia Mader von der Agentur für Arbeit Ingolstadt zeigt das. Wenn die Vermittlung nicht klappt, liege es meist an persönlichen Gründen: "Dann sind sie etwa einfach noch nicht so weit, ins Berufsleben zurückzukehren." Laut Mader haben Wiedereinsteigerinnen oft Partner mit gut bezahlten Jobs, sodass ein zweites Einkommen schlicht nicht nötig ist. Wenn es dann noch mit der Betreuung schwierig wird, dürften sich viele Frauen eben doch lieber dafür entscheiden, länger zu Hause zu bleiben.