Neuburg
Ein Lichtblick in schweren Zeiten

Verein "Asylsuchende sind Mitbürger" verschönert seit einem Jahr den Alltag der Neuburger Flüchtlinge

28.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:55 Uhr

„Kleine Schritte sind besser als keine Schritte“: Mit viel Einsatz und Leidenschaft leitet Bettina Häring (links) seit einem Jahr den Verein „Asylsuchende sind Mitbürger“. - Foto: Zimmermann

Neuburg (pz) Zum Ende ihrer Ausführungen wurde Bettina Häring beinahe schon philosophisch: „Das, was wir tun, ist für Viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber kleine Schritte sind besser als keine Schritte, das hat schon Willy Brandt gesagt.“

Kleine Schritte – und zwar jede Menge davon – hat der Verein „Asylsuchende sind Mitbürger“ in Neuburg im vergangenen Jahr unternommen, um den hier ankommenden Flüchtlingen die Integration zu erleichtern. Knapp ein Jahr nach der Gründung traf sich der inzwischen 29 Mitglieder zählende Verein am Donnerstag im „Kieferlbräu“ zu seiner ersten Mitgliederversammlung. „Vor einem Jahr war der Saal noch ein bisschen voller, aber ich bin allen dankbar, die dabeigeblieben sind und die mit mir diesen Weg gehen“, sagte Vorsitzende Häring zu Beginn.

Die Anfangszeit sei mit jeder Menge bürokratischem Aufwand verbunden gewesen, es habe etwas gedauert, bis man sich nach diversen Gängen zum Notar und der Ausarbeitung einer Satzung das „e.V.“ erkämpft habe, berichtete Häring. Dennoch veranstaltete der junge Verein bereits im vergangenen Dezember seine erste Aktion: eine große Weihnachtsfeier auf der Wiese der Gemeinschaftsunterkunft.

Es war der Startschuss für eine ganze Reihe von Angeboten, die von da an auf die Beine gestellt wurden. Mit enormem zeitlichen Einsatz bietet der Verein den fast 500 Asylbewerbern in der Gemeinschaftsunterkunft Abwechslung im oft so tristen und ereignislosen Alltag: An Ostern konnten in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz 120 Nester verteilt werden, außerdem wurde im Frühjahr ein Garten hergerichtet und bepflanzt. „Vor allem die Kinder und Jugendlichen haben unsere Hilfe mit großer Begeisterung aufgenommen“, berichtete Häring. Kein Wunder: Ins Kino zu gehen, ein Eis zu essen und am örtlichen Ferienprogramm teilzunehmen muss für die traumatisierten Heranwachsenden Balsam für die Seele sein. Doch auch die erwachsenen Flüchtlinge hat der Verein im Blick: Er bietet Beratungen für Frauen zum Thema Schwangerschaft an, hält einen Häkelkurs ab, hilft bei der Wohnungssuche und begleitet die Asylbewerber zum Arzt.

Auch über die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung zeigte sich die Vorsitzende in ihrer Rede erfreut. Nach einem öffentlichen Aufruf konnte der Verein mehr als 100 Schulranzen in die Gemeinschaftsunterkunft bringen, auch eine Firma aus Monheim lieferte zehn Stück kostenlos. Die Gemeinde Gachenbach spendete unlängst ein Sitzungsgeld, um für den Spielplatz vor der ehemaligen Lassigny-Kaserne ein neues Spielgerät anzuschaffen. „Alles, was wir gemacht haben, wäre ohne die vielen großzügigen Spenden nicht möglich gewesen“, bestätigte Bettina Häring. Knapp 6900 Euro kamen im laufenden Jahr zusammen, gemeinsam mit den Mitgliedsbeiträgen erzielte der Verein Gesamteinnahmen von rund 7300 Euro. Auf diese Weise konnte zum Beispiel einer bosnischen Familie mit sechs Kindern geholfen werden. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, so musste die Familie in ihr vom Hochwasser zerstörtes Haus zurückkehren. „Wir konnten ihnen wenigsten ein schönes Sümmchen mitschicken“, sagte Vorsitzende Häring. Rund 4000 Euro wurden für die verschiedenen Projekte ausgegeben, somit bleiben auch für das kommende Jahr genügend finanzielle Mittel, um den Asylbewerbern das Leben zu verschönern.

Und Ideen gibt es genug: Seit kurzer Zeit übernimmt der Verein für diejenigen, die ein Instrument erlernen wollen, Beiträge für den Musikunterricht. Für die Unterkunft wurden Yogamatten angeschafft, die Kurse seien auch „ganz gut angelaufen“, wie Häring erzählte. Am 10. Dezember wird erneut eine Weihnachtsfeier stattfinden. Dort wird dann auch das Rote Kreuz Lebensmittelpakete verteilen. Außerdem sind für das kommende Jahr Schwimmkurse angedacht.

Der Verein „Asylsuchende sind Mitbürger“ trifft sich jeden letzten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr im „Kieferlbräu“ und freut sich auch im kommenden Jahr über neue Mitglieder.