München
Ein Leben wie im Film

Sie war Kinderstar, Weltstar und begehrte Schönheit: Christine Kaufmann stirbt an Leukämie

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Foto: DK

München (AFP) Die Genesungswünsche aus Hollywood erreichten sie nicht mehr. "Gib nicht auf, Christine, kämpfe weiter", ließ Schauspiellegende Kirk Douglas Christine Kaufmann via "Bild"-Zeitung ausrichten. Aber Kaufmann wachte nicht mehr aus dem Koma auf und starb in der Nacht zum Dienstag mit 72 Jahren.

Sie war einer der ersten deutschen Weltstars nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde in ihrer Heimat aber schon lange nicht mehr als eine der Großen wahrgenommen.

Dass Kaufmann an Leukämie litt, wurde erst mit ihrem Krankenhausaufenthalt durch Medienberichte bekannt. In ihrem letzten Facebook-Eintrag zeigte sie vor zwei Wochen noch ein Porträtfoto von sich mit viel makelloser Haut - sie gab ihren Fans Kosmetiktipps, hatte eine eigene Kosmetikserie und schrieb Wellness-Bücher.

Kaufmann kam am 11. Januar 1945 in Lengdorf in Österreich zur Welt. Der Vater war ein deutscher Ingenieur, die Mutter eine französische Maskenbildnerin. Als "tragische Kriegsverbindung" ohne Liebe beschrieb sie einmal ihre Eltern. Die Mutter formte ihre Tochter zum Kinderstar. Schon mit sieben Jahren spielte Kaufmann in Willi Forsts "Im Weißen Rössl", bald danach in "Salto Mortale" und mit einer ersten Hauptprolle 1954 als anrührende "Rosen-Resli". Sie wurde nach eigenen Worten Schauspielerin, bevor sie irgendetwas wollen konnte. "Ich spiele nie, sondern hole bestenfalls Gefühle aus allen Ecken, irgendwelchen Erlebnissen, es ist schmerzlich, wie wenn ich mein Leben verspiele", sagte sie einmal der "Zeit".

Dieses Unverstellte kam in Hollywood an. Kaufmann hatte schon an der Seite von Romy Schneider gespielt, bevor sie 1961 mit Kirk Douglas in "Stadt ohne Mitleid" brillierte und einen Golden Globe als beste Nachwuchsschauspielerin bekam. Zu einem Dasein wie in einem Hollywoodfilm wurde ihr Leben mit dem Drama auf dem Höhepunkt des Erfolgs: 1961 lernte die 16-Jährige bei Dreharbeiten den 20 Jahre älteren Hollywoodstar Tony Curtis kennen. Der trennte sich von seiner Frau, 1963 feierten Curtis und Kaufmann eine Traumhochzeit.

1964 kam Tochter Alexandra zur Welt, 1966 Tochter Allegra. Doch die Ehe scheiterte schon 1968, nachdem sich die junge Deutsche in einen anderen Mann verliebt hatte. Kaufmann kehrte mit den Kindern nach Deutschland zurück. Als ihre Töchter sechs und acht Jahre alt waren, nahm Curtis sie ohne Zustimmung seiner Ex-Frau zu sich in die USA und erstritt sich das Sorgerecht. Erst als Jugendliche zogen die Töchter wieder zu ihrer Mutter.

In der Bonner Republik galt Kaufmann nach dem Rosenkrieg plötzlich nicht mehr als Star, sondern als Luder - ihre Antwort gab sie als Künstlerin auf der Bühne und im Neuen Deutschen Film, etwa in Rainer Werner Fassbinders "Lili Marleen". Dann machte Regisseur Helmut Dietl aus der Schönheit, die 1974 erstmals im "Playboy" blank zog, in "Monaco Franze" ein lispelndes Mauerblümchen mit Zahnspange - ein Publikumserfolg.

Trotz einer Reihe nachfolgender Filme blieb dies Kaufmanns letzter großer Erfolg. Mit 54 Jahren zog sie sich noch einmal für den "Playboy" aus. Die viermal geschiedene Künstlerin galt fortan als Deutschlands schönste Großmutter. Ihre beiden Töchter und ihre zwei Enkel waren bei ihr, als sie nun starb.