Ein Leben für die Schule

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Lehrer Franz Beck im Schuljahr 1937/38 an der Volksschule Theißing mit den Schülerinnen und Schülern der fünften bis achten Klasse. Beck wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden. - Foto: oh

Theißing (hod) Die noch lebenden ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Volksschule Theißing mit den Orten Pettling, Tholbath und Straßhausen werden ihm am Sonntag mit einem Gottesdienst gedenken: Der ehemalige Schullehrer Franz Beck wäre an diesem Tag 100 Jahre alt geworden.

Er wurde 1909 in Wolnzach geboren und kam vor 73 Jahren, im Jahr 1936, als Junglehrer nach Theißing. Beck wohnte mit seiner Frau im Erdgeschoss des Schulhauses und pflegte den anliegenden Obst- und Gemüsegarten vorbildlich. Dieser war eine Augenweide für den Ort. Die Volksschule bestand damals aus acht Klassen, die in zwei Schulräumen unterrichtet wurden. Die "kleine Schule" waren die ersten bis vierten Klassen, die "große Schule" die fünften bis achten Klassen, die von Lehrer Beck geführt wurden. So bezeichnete man damals im Volksmund die Schule im Ort, wo im Schnitt je 40 Kinder unterrichtet wurden.

Lehrer Beck war sehr musikalisch und legte großen Wert auf Gesangsunterricht. Er förderte das kulturelle Leben im Ort, leitete einen gemischten Kirchenchor und spielte bei allen kirchlichen Anlässen die Orgel. Er integrierte die Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland 1945 in den Chor und förderte damit das Zusammenwachsen von Alt- und Neubürgern.

Franz Beck war ein überzeugter Christ und besuchte täglich die Frühmesse vor Schulbeginn. Ihm wurde nachgesagt, dass er wegen seiner christlichen Einstellung im Dritten Reich bei dessen Oberen und Vertretern nicht sehr beliebt war. 1940 wurde Beck als Soldat verpflichtet und musste seine geliebte Schule verlassen. Aber in seiner Urlaubszeit ist er immer im Klassenzimmer erschienen. Vom Kriegsgeschehen war er sehr besorgt.

Beck besaß vor dem Zweiten Weltkrieg einen Opel. Der Lehrer wurde bei Kriegsausbruch zum Kriegsdienst eingezogen und erzählte, dass er im Rahmen des Feldzugs in Frankreich beim Kolonnenmarsch sein Auto im Straßengraben stehend erkannte. Er musste aber weiter marschieren und sah seinen Wagen nie mehr wieder. Nach dem Krieg wurde Franz Beck 1947 zum Schulrat des Landkreises Ingolstadt ernannt. Dieses Amt begleitete er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1974. Bis Ende 1953 wohnte der Lehrer mit seiner Familie im ehemaligen Schulhaus in Theißing und verbrachte insgesamt 18 Jahre als Lehrer und Schulrat in Theißing. Die Theißinger, vor allem die ehemaligen Schülerinnen und Schüler, waren stolz auf ihren Lehrer, der das höchste Lehramt im Landkreis Eichstätt erhielt und mit Erfolg führte. Im Alter von 91 Jahren starb er am 28. Februar 2001 und fand im Westfriedhof in Ingolstadt seine letzte Ruhestätte.

An seinem 100. Geburtstag wird beim heiligen Amt am Sonntag, 20. September, um 8.45 Uhr in der Pfarrkirche Theißing neben Beck und weiteren verstorbenen Lehrern und Schülern auch Pfarrer Georg Eichinger, gedacht werden. Er hat von 1933 bis 1949 in Theißing zusammen mit Lehrer Beck gewirkt.