Ein langer Weg zur Heiligsprechung

Kreszentia Höß von Kaufbeuren: Ihr Gedenktag wird am 5. April gefeiert

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:29 Uhr
Hans Hammer
Die heilige Kreszentia im Ordensgewand mit einem Kruzifix in der Hand als Beistellfigur am linken Seitenaltar in der Klosterkirche St. Georg in Klosterberg. −Foto: Hammer

Bereits 1775 wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet.

Durch die Wirren der Säkularisation wurde der Weg zur Seligsprechung recht lange und hürdenreich. 1956 wurde der Kanonisierungsprozess eröffnet. Erst Papst Leo XIII. erklärte Kreszentia schließlich am 7. Oktober 1900 selig. Im Laufe des Heiligsprechungsverfahren wurde auch eine Gebetserhörung für ein Mädchen untersucht, das nach einem Badeunfall 1986, bei dem es 45 Minuten unter Wasser gelegen hatte, reanimiert werden konnte und vollkommen gesund wurde. Nach der Überzeugung der Angehörigen, ist die Heilung nur der Fürsprache der angerufenen Kreszentia zuzuschreiben. Eine Kommission von fünf medizinischen Sachverständigen stellte nach eingehender Prüfung fest, dass diese Heilung nach dem heutigen Stand der medizinischen Wissenschaft nicht zu erklären ist. Weitere Untersuchungskommissionen kamen zu dem gleichen Ergebnis. Nach zwei Jahren war der Prozess abgeschlossen.

Kreszentia Höß von Kaufbeuren wurde am Christkönigstag, am 25. November 2001 in Rom von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen. Frömmigkeit und tatkräftige Nächstenliebe bestimmten das Leben der Heiligen aus Kaufbeuren. Bis zu ihrem Eintritt in das Franziskanerinnenkloster war ihr weltlicher Name Anna. Sie wurde als sechstes von acht Kindern des Webers Mathias Höß und seiner Frau Luzia am 20. Oktober 1682 in der Neuen Gasse 15a in Kaufbeuren geboren. Die Mutter war Tochter eines Baders und galt als heilkundig. Am Anfang der Berufung von Anna stand eine Vision. Der Vierzehnjährigen war ihr Schutzengel erschienen, hatte ihr ein Nonnenkleid der Franziskanerinnen, ein Habit, gezeigt und ihr beteuert, dass darin ihre Berufung liege. Da ihre Familie aber arm war und die notwendige und geforderte Mitgift nicht aufbringen konnte, gelang es Anna nur durch die Vermittlung des evangelischen Bürgermeisters, in das Kloster aufgenommen zu werden. Der Bürgermeister hat dem Kloster ein Grundstück angeboten. Die einfachen Schwestern haben die Oberin überstimmt und Anna wurde 1703 aufgenommen und hieß von nun an Kreszentia. Die Oberin jedoch erniedrigte und quälte sie. Der schwächlichen Kreszentia wurden sämtliche schweren körperlichen Arbeiten übertragen, um sie wieder zum Austritte zu bewegen. Die Oberin wurde 1707 abgesetzt und ihre Nachfolgerin schätzte Kreszentia. Nach den vorangegangenen strengen Gehorsamsübungen im Kloster, die sie willig erfüllt hatte, übernahm Kreszentia, wichtige Aufgaben. 1710 übernahm sie den Dienst an der Klosterpforte, 1717 wurde sie zur Novizinnenmeisterin ernannt bis sie schließlich 1741 als Oberin gewählt und eingesetzt wurde.

Im Kloster war Kreszentia zu einer überaus frommen Schwester geworden, die im Glauben auch Freude und Fröhlichkeit erkannte, die in der Gemeinschaft das verständnisvolle Miteinander anstrebte, das Kloster mit Sachverstand führte und somit Grundlagen für soziale Aufgaben schuf. Ihrem Wesen entsprechend innerlich stark und lebensklug, hatte sie für viele Sorgen und Nöte auch außerhalb der Klostermauern ein offenes Ohr.

Sie wurde zum Vorbild für viele und war stets mit Rat und Tat zur Stelle. Kreszentia Höß hatte rasch großes Ansehen durch große Frömmigkeit und ihre tatkräftige Nächstenliebe erlangt. Mit dem Tod von Kreszentia am 5. April 1744, einem Ostersonntag, setzte ein unablässiger Strom von Pilgern ein, der Kaufbeuren für lange Zeit zu einem Mittelpunkt des religiösen Lebens in Schwaben und weit darüber hinaus machte. Bis zu 70000 Menschen kamen in manchen Jahren, um am Grab der als heilig verehrten Schwester Kreszentia zu beten.

Hans Hammer

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