Breitenbrunn
Ein langer Tag auf der Straße

14.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:41 Uhr

Kontrolle muss sein: Josef Riel macht den so genannten Snap-Test und untersucht die Milch auf Antibiotika-Rückstände. - Foto: Sturm

Breitenbrunn (swp) Sie legen mit ihren Milchtankwägen im Jahr einen Strecke fast sechs Mal um den Erdball zurück und holen dabei rund 28 Millionen Liter Milch bei den Landwirten ab. Die Rede ist von Josef und Heinrich Riel aus Seubersdorf, die bei den Milchbauern rund um Breitenbrunn keine Unbekannten sind.

Josef Riel sitzt schon seit 36 Jahren hinter dem Steuer seines Milchtankwagens. 1978 machte sich der 59-Jährige als Milchtransporteur selbstständig. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Heinrich fährt seit 35 Jahren einen Milchwagen und ist seit 1982 sein eigener Chef. Jeden Tag im Morgengrauen so gegen 5.30 Uhr machen sich die Brüder auf, zu einer jeweils rund 310 Kilometer langen Tour zu den Milchbauern. Am späten Nachmittag liefern sie dann gut 79 000 Liter Milch bei einer Molkerei in Regensburg und den Großteil bei einer Käserei in Amberg ab.

Das machen sie tagein, tagaus und 365 Tage im Jahr. "Für uns gibt es keine freien Tage, Milchfahrer sind immer unterwegs", erzählen sie dem DONAUKURIER. "Wir sind vertraglich gehalten, jeden Tag die Milch anzuliefern, egal was passiert", so Josef und Heinrich Riel. Und sollte einer der Beiden – was selten der Fall war – krank sein, muss Ersatz her. "Unser Vater Heinrich war der erste Privatunternehmer, der für ein Regensburger Milchwerk gefahren ist", erinnern sich die Brüder. Da sei es fast schon selbstverständlich gewesen, dass man in das Geschäft hineingewachsen ist. "Für uns hat es nichts anderes gegeben, als Milchfahrer zu werden."

Josef Riel fährt pro Tag vier Touren mit insgesamt 45 Haltestellen. Angefangen von Waldhausen bei Seubersdorf bis weit hinein in den Regensburger Landkreis. Sein Bruder Heinrich hat vier Touren mit 68 Haltestellen. Er startet in Mannsdorf bei Parsberg und fährt hinüber bis in die Gemeindebereiche von Beratzhausen und Hemau. In der Gemeinde Breitenbrunn holt er die Milch ebenso wie bei Bauern im Dietfurter Stadtbereich. Bei ihren mehrstündigen Fahrten unterliegen die Brüder übrigens nicht den Vorschriften zu den Lenk- und Ruhezeiten. Sie müssen dafür die Ruhezeiten nach dem Arbeitsschutzgesetz einhalten.

Die Brüder fahren die Bauernhöfe an und pumpen die frische Milch aus fest installierten Tanks oder aus bereitgestellten Milchkanistern. Nach jeder Tour ist ein so genannter Snap-Test fällig. Dabei wird die Milch auf Antibiotika-Rückstände untersucht. "Finden wir etwas, muss die Milch in der Tierkörperverwertungsanstalt entsorgt werden", so die Riels. Sie loben ihre Bauern: "Wir haben mit allen ein super Verhältnis." Manchmal gebe es von den Bäuerinnen Kuchen oder frische Küchl. Die Milchfahrer sind auch mit dem Winterdienst der Gemeinden zufrieden: "Da läuft alles super. Und wenn wir wirklich einmal nicht weiter kommen, dann ist schnell Hilfe da." Ein schwieriges Straßenstück im Winter sei der Premerzhofener Berg in Breitenbrunn, aber da sei ja gleich der Bauhof und damit Hilfe in der Nähe."

Rund acht Millionen Kilometer waren Josef und Heinrich Riel in den vergangenen Jahrzehnten auf der Straße. "Meinem letzten Lkw hatte ich zum Schluss 970 000 Kilometer auf dem ersten Motor gefahren und das in acht Jahren", erzählt Heinrich Riel. Bei all ihren Fahrten haben die Brüder viel Positives erlebt. Nur einmal, vor acht Jahren, schlug das Schicksal erbarmungslos zu, als ein langjähriger Fahrer von ihnen aus dem Gemeindebereich Breitenbrunn während einer Fahrt als Begleitperson tödlich verunglückte. "Das tut mir noch heute sehr weh, besonders, weil ich täglich am seinem Haus vorbeifahre", so Heinrich Riel.

Nachmittags gegen 17 Uhr, wenn die Milch abgeliefert und die Fahrzeuge gereinigt sind, geht es zurück nach Seubersdorf. Dort kümmern sich die Ehefrauen Andrea und Karin um die Buchhaltung. Dann geht ein langer Arbeitstag für die beiden Brüder zu Ende. Josef und Heinrich Riel macht ihre Arbeit Spaß und sie sind sich einig: "Es ist immer wieder wunderbar, wenn man nach einem langen Tag auf der Straße wieder gesund nach Hause kommt."