Eichstätt
"Ein Land, das entlang der Stammeslinien zerfällt"

Comboni-Missionar Bruder Hans Eigner aus Laibstadt informiert über seine Arbeit im Südsudan

05.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Bruder Hans Eigner aus Laibstadt (Mitte) ist seit 2014 als Missionar im Südsudan tätig. - Foto: Archiv Buckl

Eichstätt/Laibstadt (buk) "Manchmal zweifle ich an der Versöhnungsfähigkeit des Menschen: Das zu Ende gehende Jahr war für den Südsudan ein gewaltiger Rückschritt. Ein Stammeskrieg, eher ein Krieg der ,Elite' gegen das Volk, hat im Juli große Wunden an der Zivilbevölkerung geschlagen". Der Brief zu Weihnachten und zum neuen Jahr, mit dem sich der Laibstädter Comboni-Missionar Bruder Hans Eigner in der Heimat meldet, klingt ein wenig resigniert. Darin informiert er Helfer und Freunde über seine Arbeit im vergangenen Jahr in Juba im Südsudan, wo er seit 2014 wirkt.

Doch in dem Brief kommt auch Hoffnung zum Ausdruck. Eingangs klagt Eigner über seine schmerzhafte Erfahrung, dass "die Gnade Gottes vielleicht nur bedingt wirksam werden" kann, denn: "Wie kann ein Mensch die Liebe verwirklichen - ganz zu schweigen die Feindesliebe, wenn er selbst gar nicht liebesfähig ist oder sich als nicht liebenswert erlebt? Wie kann ich auf Gott vertrauen, wenn ich kein Urvertrauen entwickelt habe und in mir selbst gefangen bin? Wie kann ich Prinzipien folgen und das Gemeinwohl fördern, wenn mich Neid, Eifersucht, Geltungsbedürfnis und Hass bestimmen", fragt er sich angesichts der Erlebnisse des vergangenen Jahres in Juba. Der junge Staat Südsudan habe "eigentlich nicht angefangen, ein Staat zu sein": Schwere Kämpfe im Juli hätten wieder gezeigt, "dass dieses Land von prinzipienlosen Opportunisten, machthungrigen Politikern und eigennützigen Kriegsveteranen beherrscht ist". Im Sudan wie in den Nachbarländern seien die Flüchtlingscamps voller verängstigter Menschen - "Versorgung, Hygiene und Hunger sind schlimm". Noch größer aber seien Ärger, erfahrene Willkür und Perspektivlosigkeit. Auch er als Missionar spüre das: "Schon am Eingang der Camps, wo Regierungssoldaten uns hindern und nicht verstehen können, dass wir Menschen helfen und mit ihnen beten, die es doch besser gar nicht gäbe." Die Regierung habe "nicht ansatzweise einen Sinn für einen Rechtsstaat und für das Gemeinwohl entwickelt". Denn Gesetzlosigkeit und militärische Arroganz bestimmen das Bild der Hauptstadt Juba. So sei es "verständlich, dass die Menschen sich mehr auf ihren Stamm als auf die Regierung verlassen". Das Ergebnis sei ein Land, das entlang der Stammeslinien zerfällt. Die Elite an der Macht halte sich dabei "maßlos schadlos".

Vor diesem Hintergrund hätten die 46 Orden im Land ein Zentrum zur Förderung des Friedens und der Behandlung von Traumata in Kit nahe Juba gebaut: Das "Good Shepherd Peace Center" wurde am 15. Oktober fertiggestellt und eingeweiht. Er wirke mit an dieser Einrichtung, "die menschliche und spirituelle Werte fördern will, die so sehr in den Jahren der Kriege kaputt gegangen sind". Feindschaft, Hass und Misstrauen unter den verschiedenen Volksgruppen sollten abgebaut, Verständnis für ein Gemeinwohl und dafür, wie ein Staat funktionieren könnte, aufgebaut werden, ebenso die Bereitschaft zur Versöhnung. Dabei wolle man das christliche Menschenbild und das Evangelium propagieren. Es gelte, Menschen zu fördern, "die nicht der Rauigkeit der Gesellschaft zum Opfer gefallen sind".

Nötig seien Friedensarbeit durch schulische Bildung und Gemeindebildung. Dazu seien im Südsudan 47 Comboni-Missionare an elf Orten des Landes tätig, die Schulprojekte fördern oder Hilfe in den Flüchtlingscamps bieten wollen. Es gehe um den Kauf von Feldhacken und Saatgut für Menschen in isolierten Gebieten und umkämpften Ölregionen, Nahrungsmittel, Fischernetze, um Brunnen und den Bau von Krankenstationen in Tali und Mapuordit.

Wer die Arbeit von Bruder Hans Eigner im Südsudan unterstützen will, kann dies tun durch Spenden auf das Konto Comboni-Missionare Vermerk: "Friedensarbeit im Südsudan", Volksbank Ellwangen, IBAN: DE84 614910100 210930004, BIC: GENODES1ELL.