Dietfurt
Ein Kulturhaus für alle Dietfurter

Mammutprojekt für 1,48 Millionen Euro: Anwesen in der Klostergasse 5 eingeweiht Platz für Bücherei und Volkshochschule

22.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Über die gelungene Sanierung des neuen Kulturhauses freuen sich Architekt Michael Kühnlein Junior (v.l.), Michael Sanetra vom St. Michaelsbund, Büchereileiterin Maria Hauk-Rakos, Bürgermeisterin Carolin Braun, Wolfgang Reißner von der Diözesanstelle Büchereiarbeit in Eichstätt und Architekt Michael Kühnlein Senior.

Dietfurt (DK) Das neue Dietfurter Kulturhaus in der Klostergasse 5 ist am Samstag feierlich eingeweiht worden. Die Pfarrer Markus Harrer und Michael Hechtel segneten die Räume, in denen Bücherei, Volkshochschule, Ferienbetreuung und kulturelle Veranstaltungen eine Heimat finden.

"Welchen besseren Einstieg für ein Kulturhaus könnte es geben, als ein Musikstück", fragte Dietfurts Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) das Publikum. Nach den sanften Klängen von Fatima Vaillancourt auf dem Violoncello, die für diesen Anlass eigens die Stücke "Spielplatz" und "Heilung" komponiert hatte, begrüßte Braun die vielen Ehrengäste. Neben Minister Albert Füracker (CSU) waren Diplom-Bibliothekar Michael Sanetra vom St. Michaelsbund aus München und Wolfgang Reißner von der Diözesanstelle Büchereiarbeit aus Eichstätt angereist, ebenso die Architekten Michael Kühnlein Senior und Junior, Pater Samuel, der Guardian des Franziskanerklosters, viele Stadträte sowie das Team der Stadtbücherei mit Maria Hauk-Rakos und Ruth Fritz sowie Brauns Amtskollegen und Vorgänger Alois Hengl, Richard Faltermeier sowie Franz Stephan.

Carolin Braun bedankte sich bei allen, die dazu beigetragen hätten, das Haus in den Zustand zu versetzen, wie ihn die Gäste bei der Eröffnung erlebten. Sie würdigte die Arbeit der Architekten, die grandiose Ideen entwickelt hätten, sowie die großartige Leistung der Handwerker, die das nötige Fingerspitzengefühl bewiesen hätten, mit alten und neuen Materialien richtig umzugehen.

Zur Eröffnung habe man sich den Tag der Städtebauförderung ausgesucht, weil diese finanziell einen großen Anteil am Entstehen des Gebäudes beigesteuert habe. Für das 1,48 Millionen Euro teure Mammutprojekt hat die Stadt nach den Worten von Carolin Braun Zuschüsse von der Städtebauförderung, der Obersten Denkmalbehörde, dem Entschädigungsfonds, dem Bezirk und dem Landkreis erhalten. Insgesamt müsse die Stadt Dietfurt 550 000 Euro an Eigenmitteln aufwenden.

Natürlich fand Carolin Braun auch Worte für das Gebäude selbst. "Es war vielleicht ein holpriger Start, und der Weg war oft steinig. Aber das Ergebnis ist herrlich und wir haben die richtige Entscheidung getroffen." Der Name Kulturhaus, den das Jurahaus tragen wird, sei bewusst gewählt worden. Das Gebäude habe es verdient, nun mit Leben erfüllt zu werden.

Die Bürgermeisterin lobte auch die Leiterin der Stadtbücherei, Maria Hauk-Rakos, samt Team. Mit unermüdlichem Einsatz sei "eine normale Bücherei in eine Super-Bücherei" verwandelt worden. So seien nicht nur die Bücher in die neuen Räume transportiert worden, sondern man habe die Bestände zudem digitalisiert. "Das war eine Sisyphusarbeit", meinte Braun.

Das neue Kulturhaus soll künftig ein Treffpunkt sein, in dem neben der Bücherei auch die Volkshochschule unter der Leitung von Luitgard Zacherl im Obergeschoss sowie die Ferienbetreuung für Kinder und Jugendliche ein Zuhause finden wird. Ebenso werde ab Herbst eine Kulturreihe mit zwei bis vier Veranstaltungen pro Jahr starten, um die Beziehungen mit China zu vertiefen, kündigte Braun an. Die erste Veranstaltung werde im Herbst ein Konzert mit chinesischer und westlicher Musik sein.

Dann erläuterte Architekt Michael Kühnlein Junior das Projekt. Er hatte die Sanierung seit dem Jahr 2010 betreut und sich sogar in seiner Masterarbeit intensiv mit dem Gebäude auseinandergesetzt. In einer Vorher-Nachher-Schau mit ausdrucksstarken Bildern veranschaulichte Kühnlein, welche Strapazen und welcher Aufwand hinter einer derartigen Sanierung stecke. Von den Anfängen der Planung bis hin zur Bauforschung sei er jeden Tag damit konfrontiert worden, auf interessante Details zu stoßen. So erlaubten seine Fotos Einblicke in die Ausgangssituation voller ungeheuerlicher Verschachtelungen und Verunstaltungen des Vorgängerhauses. Die Infrastruktur sei komplett neu erschlossen worden, so Kühnlein. Über weite Strecken seien die Verantwortlichen auf einen "Mischmasch an Baustilen und -formen" gestoßen. "Insgesamt haben wir das ehemalige Metzgerhaus ganz schön ausgeweidet", berichtete Kühnlein und betonte, alles hinausgeworfen zu haben, was nicht historisch gewesen sei. "Überall, wo wir hingelangt haben, ist alles zerbröselt. Wir haben es dann wieder befestigt." Größter Wert wurde darauf gelegt, ökologische und natürliche Baustoffe zu verwenden, da diese am meisten dem Bild des Jurahauses entsprechen. "Herumgetüftelt" habe man am "Laufenden Hund" und dem "Stupfputz". Das Ausbessern der Lehmschlagdecken in Handarbeit sei ebenso auf der Agenda gestanden. Die Stimmen von Kritikern seien bisweilen unüberhörbar gewesen. Doch Kühnlein war sich stets sicher, dass die Entscheidung des früheren Bürgermeisters Franz Stephan, den "Stein ins Rollen zu bringen", richtig war. Die vielen Stimmen der Kritiker seien dabei, zu verstummen, denn das Ergebnis könne sich sehen lassen.

Diplom-Bibliothekar Michael Sanetra, der Leiter der Landesfachstelle für die bibliothekarischen Betreuungsbereiche des Sankt Michaelsbundes, unterstrich die immense Bedeutung von Büchereien als Bildungseinrichtungen. Sie seien Treffpunkte für Menschen unterschiedlichster Façon.

Schließlich zeigte Heimatpfleger Franz Kerschensteiner in einem Lichtbildervortrag einen Teil der unzähligen alten Postkarten und Fotomotive aus der Sammlung von Ulrich Roider. Das Motto lautete: "Dietfurt, eine Stadt verändert ihr Gesicht." Kerschensteiner wird diesen Vortrag im Herbst erneut halten. Am Ende war das Publikum aufgefordert, durch das neue Kulturhaus zu streifen.