Ingolstadt
Ein Kriminaler auf dem politischen Parkett

Alfred Grob sitzt seit knapp zwei Monaten für die CSU im Landtag - Eine erste Zwischenbilanz

30.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:31 Uhr
Entspannt wirkt Alfred Grob auch als Landtagsabgeordneter. Seit Anfang November sitzt der Ingolstädter in dem Gremium, montags und freitags arbeitet er von seinem Bürgerbüro am Unteren Graben aus. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Seit knapp zwei Monaten ist Alfred Grob Landtagsabgeordneter, und noch immer ertappt er sich vor dem Ins-Bett-gehen beim Blick aufs Handy: Hat es Empfang? Hat jemand angerufen? Als Kripochef waren das für ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit elementare Fragen. "Jetzt kann ich um elf Uhr ins Bett gehen und weiß, ich werde in der Regel nicht mehr gestört, weil mein nächster politischer Termin um 10 Uhr morgens ist", sagt Grob. Es ist für ihn nicht die einzige Umstellung.

Alles gehe langsamer vorwärts, sagt der CSU-Politiker, der bei der Landtagswahl das Direktmandat für Ingolstadt geholt hatte und damit Nachfolger von Christine Haderthauer ist. Als Polizeibeamter habe man sehr schnell entschieden und diese Entscheidung dann ebenso zügig umgesetzt. Am Abend habe man dann fast immer ein Ergebnis gesehen. "Die Politik braucht mehr Zeit und Diskussion", sagt Grob. Damit müsse man sich erst einmal arrangieren. Auch dass er jetzt als normaler Abgeordneter vieles alleine angehen müsse, wo er als Leiter einer Behörde ein ganzes Team und einen Stab um sich herum hatte, daran müsse er sich noch gewöhnen. "Aber das alles ist sehr spannend, interessant und auch herausfordernd", erklärt der 53-Jährige.

Mit den anderen CSU-Abgeordneten der Region, vor allem mit Tanja Schorer-Dremel und Matthias Enghuber, stehe er in enger Abstimmung, mit Roland Weigert (FW), dem früheren Landrat von Neuburg-Schrobenhausen und jetzigem Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, habe er längst die Nummern ausgetauscht. "Wenn du was brauchst, dann machen wir das miteinander", habe ihm dieser versichert. Generell gebe es einen "barrierefreien Zugang" zum Kabinett, sagt Grob. "Ohne großen Anlauf oder ein spanisches Hofzeremoniell. Wenn ich was brauche, kann ich zu jedem Minister gehen und ein ingolstadtspezifisches Problem diskutieren." Er merke auch, dass er als Vertreter der Schanz einen nicht ganz unwichtigen Platz in der Fraktion habe.

Ministerpräsident Markus Söder sei auch sehr bemüht, die Neuen zu integrieren. Und er sei selbstkritisch bei der Aufarbeitung der Wahl gewesen: thematischer werden, die Themen intellektuell tiefgreifend aufarbeiten und als Team auftreten. Für Grob ist Söder "eine sehr positive Erscheinung". "Ich habe ihn ja vorher nicht gekannt, man hatte nur ein Bild aus der Ferne. Er ist absolut zugänglich, sehr interessiert daran, dass die Jungen mit am Entscheidungstisch sitzen, und ich habe das Gefühl, dass Ilse Aigner als Landtagspräsidentin und der Ministerpräsident in einer Taktung sprechen - und das ist wichtig."

Am meisten beeindruckt haben Grob in München bisher drei Personen - alle aus der CSU: "Die Freundlichkeit, die Unmittelbarkeit der Ilse Aigner hat mir sehr gut gefallen", sagt Grob. Fachlich habe ihn besonders der Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann aus Kelheim, beeindruckt. "Der ist in sehr, sehr vielen Themen in der Breite aber trotzdem sehr tief drin." Respekt ringe ihm auch Marcel Huber ab, der nach vielen Jahren aus dem Kabinett rotiert wurde: "Der hat das auch mit einer Größe und mit einer Ruhe getragen, obwohl er sehr enttäuscht war", sagt Grob.

Montag und Freitag arbeitet er in der Regel in seinem Bürgerbüro am Unteren Graben im CSU-Haus, von Dienstag bis Donnerstag ist er in München. Da finden die Fraktionssitzungen statt sowie die Sitzungen. Grob sitzt im Ausschuss für kommunale Fragen und Innere Sicherheit sowie im Ausschuss Öffentlicher Dienst. In beiden Ausschüssen könne er sein Fachwissen einbringen: Als Dienststellenleiter habe er schon einige Tarifverhandlungen erlebt und kenne auch die Probleme im Angestellten- und Beamtenbereich. Und im anderen Ausschüssen, in dem er auch Berichterstatter ist, kämen viele Polizeithemen auf die Tagesordnung - ein Heimspiel für den langjährigen Polizeibeamten. Dabei werde er auch genau darauf schauen, dass bei der Verteilung der bayernweit erwarteten 3500 neuen Polizisten das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord wie versprochen angemessen berücksichtigt wird. Schließlich sei das nicht nur für das Ankerzentrum Ingolstadt-Manching sondern auch für die Abschiebegefängnisse Eichstätt und Erding sowie die Abschiebeeinrichtung am Flughafen zuständig - eine immense Bindung von Ressourcen.

Für Ingolstadt wolle er - "in sehr engem Schulterschluss mit unserem Oberbürgermeister Christian Lösel und Bürgermeister Albert Wittmann" - in dieser Legislaturperiode außerdem die Renovierung von Zeughaus und Rossmühle am Schloss vorantreiben, sich mit dafür einsetzen, dass Ingolstadt bald ein Testfeld für teilautonomes Fahren bekommt und die Digitalisierung weiter vorantreiben ("Es geht nicht darum, ob man in Ingolstadt ein Flugtaxi braucht. Es geht darum, die technischen Möglichkeiten auszuloten und die Entwicklung herzubekommen, hier einen europäischen Spitzenstandort für individuelle Mobilität zu schaffen - und da gehört die dritte Dimension dazu"). Es gebe weitere Themen, die aber noch nicht spruchreif seien. Da müsse er noch ein bisschen netzwerken, erklärt Grob.

Das Landtagsmandat soll für ihn nicht das einzige bleiben. 2020 werde er wieder für den Stadtrat kandidieren und er hoffe, dass er diesmal auch reinkomme. Er werde jedenfalls alles tun, um gewählt zu werden. "Das macht strategisch politisch auch einen Sinn, dass man die Themen, die Ingolstadt bewegen, aus dem Stadtrat kennt, und dann flankierend in München darauf hinwirkt", sagt Grob. "Das erwartet die Partei von mir, und das ist auch im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, diese Vernetzung herzustellen."

Thorsten Stark