Ein kleines Wunder der Natur

27.07.2007 | Stand 03.12.2020, 6:36 Uhr

Der Weizen steht noch auf den Feldern. Kritisch begutachten Martin Schmid (Dritter von links) und Franz Kustner (rechts) die Qualität der Körner. - Foto: oh

Dietfurt/Ernersdorf (uke) Zum traditionellen Erntegespräch trafen sich vor kurzem in Ernersdorf bei Berching Martin Schmid, Neumarkter Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), und BBV-Bezirkspräsident Franz Kustner.

Schmid stellte klar, dass trotz aller klimatischer Turbulenzen die Ernte 2007 besser ausfallen werde, als erwartet. Regional würden sich allerdings große Unterschiede abzeichnen. "Im Landkreis Neumarkt konnten durch die guten Wachstumsbedingungen im Mai und Juni die erwarteten Ertragsausfälle noch deutlich minimiert werden", so Schmid.

Bereits abgeschlossen ist die Ernte der Wintergerste. Diese weist laut Schmid Ergebnisse auf, die im mehrjährigen Durchschnitt liegen. Bei der Sommergerste werde der Ertrag etwa 20 Prozent unter dem Durchschnitt liegen. Dies sei durch die große Trockenheit im Frühjahr bedingt.

Der Erntezeitpunkt sei heuer über alle Kulturen hinweg besonders früh. "Schon Mitte April hatten wir blühende Rapsfelder", erinnert sich der BBV-Kreisobmann.

Er habe kaum geglaubt, dass der Raps nach der Blüte Schoten ausbilden werde. Summa summarum sei der Ertrag beim Raps trotz der großen Trockenheit relativ zufriedenstellend. Der milde Winter habe dafür gesorgt, das sich praktisch keine Vegetationsruhe einstellte und Getreide und Raps weiterwuchsen. Der Mais habe die Dürre "relativ gut überstanden". Hier erwartet Schmid eine gute Ernte. Auch der gesamte Futterbereich habe sich einigermaßen entwickelt, nachdem der erste Schnitt für Silage sehr mäßig ausgefallen sei.

Insgesamt, so Schmid, könne das Ernteergebnis fast "ein kleines Wunder der Natur" genannt werden. Was die Landkreisbilanz trübe, sei das Gewitter, das in der vergangenen Woche mit Blitz und Hagel durch die Mitte des Landkreises zog vor allem im Bereich Seubersdorf, Sulzbürg und Mühlhausen große Schäden verursachte. "Dort haben Bauern Ernteeinbußen bis zu 100 Prozent", so Schmid. Und was die Bauern zusätzlich belaste, sei der Borkenkäfer. Während die Waldarbeit normalerweise im Winter erledigt wird, müssten die Waldbesitzer auch jetzt – mitten in der Erntezeit – immer wieder ausrücken, um befallene Bäume zu beseitigen.

Für 2007 werde im Landkreis Neumarkt bei einer Getreideanbaufläche von 23 600 Hektar ein ähnliches Ertragsniveau erwartet wie 2006. Ähnlich wie in Bayern oder auf Bundesebene seien die Erträge je nach Standort, Bodenart und Kultur sehr unterschiedlich.

Der Ökolandbau im Landkreis Neumarkt gehe man in diesem Jahr von einer eher durchschnittlichen Getreideernte aus. Der Fachmann rechnet beim Ökogetreide mit einer positiven Preisentwicklung, da die Lager weitgehend geräumt sind. Positiv zu werten sei das deutliche Marktwachstum im Ökolandbau. "Leider wächst jedoch unsere heimische Produktion nicht so stark wie der Gesamtmarkt."

Klare Signale gefordert

Von der Politik forderte Schmid klare Signale für die heimischen Ökobauern. Auch müssten Anreize geschaffen werden für eine Umstellung. Das Biosiegel bedürfe einer Nachbesserung. Es müsse mit einer verpflichtenden Angabe der Herkunft der Nahrungsmittelrohstoffe kombiniert werden. "Da unsere Verbraucher heimische Ware bevorzugen, würde dies einen wichtigen Impuls auf die Nachfrage regionaler Ökoprodukte bewirken", so Schmid.

Die derzeitige Nachfragesituation sei generell positiv zu bewerten. Die Zeiten, in denen die Landwirte ihre Getreide kaum loswurden und der Erlös nicht einmal die variablen Kosten deckte, seien vorbei. Der Abbau der weltweiten Lagerbestände sowie der Interventionsbestände in der EU habe den Getreidepreisen im vergangenen Jahr einen erheblichen Aufschwung gegeben. Gegenüber den Vorjahren seien die Startpreise für Getreide und Raps etwas höher.

Auch die Braugerste könne einen Preisanstieg verzeichnen, stellte Schmid fest. "Mit Preisen zwischen zehn und elf Euro für 100 Kilogramm, wie wir sie in den vergangenen Jahren hatten, ist kein wirtschaftlicher Sommergerstenanbau mehr möglich", so Schmid. Die nun gestiegenen Preise für Braugerste als Argument für Preiserhöhungen bei Bier zu nutzen, sei sachlich falsch. Der Anteil der Braugerste am Bierpreis liege nur bei 2,5 Prozent. Bei den heutigen Preisen für Braugerste entspreche damit der Rohstoffanteil an einem Kasten Bier 41 Cent. Gute Marktchancen biete sich den heimischen Landwirten derzeit bei den nachwachsenden Rohstoffen. Raps wird für die Biodieselzeugung verwendet, Mais, Weizen und Roggen finden Absatz in Biogasanlagen. "Wer etwas verdienen will, muss allerdings mit spitzem Bleistift rechnen", sagte Schmid.