Im Gespräch
"Ein klares Signal des Konzerns": Interview mit MT Technologies-Geschäftsführer

28.11.2021 | Stand 06.12.2021, 3:33 Uhr
Michael Mißlbeck. −Foto: MT Technologies

15 Millionen Euro will das Ingolstädter Unternehmen MT Technologies in seinen Maschinenpark investieren - "wir erneuern unseren Formenbau komplett", sagt Geschäftsführer Michael Mißlbeck im Gespräch mit unserer Zeitung.

 

Herr Mißlbeck, Sie planen eine große Investition. Um was geht es da?

Michael Mißlbeck: Wir haben schon beim Einstieg von Ayala gesagt, dass wir speziell für den Formenbau ein großes Investitionsprogramm brauchen. Dieses wurde nun vor ein paar Wochen im Aufsichtsrat verabschiedet. Wir werden hier am Standort 15 Millionen Euro in Maschinen investieren und damit zu einem der modernsten Formenbauer in Europa. Das ist für uns ein sehr einschneidender Moment: Es dient der Standortsicherung und ist ein klares Signal des Konzerns. Ayala ist wegen des Know-hows der Mitarbeiter bei uns eingestiegen, wegen unserer Technologie. Wir sollen mittelfristig der Technologie- und Vertriebs-Hub für Ayala in Deutschland werden.

Wohin fließen diese Millionen?

Mißlbeck: Sie fließen in große Fräsmaschinen in den Bearbeitungszentren - wir erneuen unseren Formenbau komplett. Dort kann man zum Beispiel Fahrzeuge in der Größenordnung eines Audi Q8 eins zu eins herausfräsen. Dann investieren wir massiv in Mittelmaschinen, die dann auch komplett automatisiert sind. Es ist nicht nur ein reines Maschinen-Invest, sondern gleichzeitig müssen wir die Prozesse an diese komplett neue Welt anpassen. Dazu werden die Mitarbeiter intensiv geschult.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie aktuell am Standort?

Mißlbeck: In Ingolstadt haben wir knapp 200 Mitarbeiter und rund 30 Auszubildende. Wir legen großen Wert auf die Ausbildung - unsere Mannschaft hat zum Beispiel die Modellbau-Weltmeisterschaft gewonnen.

Ist es für Sie schwierig, Auszubildende oder Fachkräfte zu bekommen?

Mißlbeck: Durch unsere Ausbildung haben wir immer gute junge Fachkräfte, die wir langfristig ans Unternehmen binden. Wir haben auch in schwierigen Zeiten eine sehr geringe Fluktuation gehabt.

Der Wandel der Autoindustrie betrifft auch MT Technologies. Wie sehr?

Mißlbeck: Der Transformationsprozess betrifft uns nur indirekt, denn unsere Kunden sind ja die großen Systemlieferanten. Wir sind momentan nicht stark in der Produktion verwurzelt. Wir fertigen Werkzeuge sowohl für Benziner als auch Elektroautos. Nichtsdestotrotz: Wenn der Kundenstamm der Automobilhersteller wegbröselt, ist das auch für uns eine schwierige Situation. Es gibt nach wie vor einen sehr harten Wettbewerb und einen massiven Preisdruck. Ich denke, dem kann man nur entgegenwirken, indem man den Transformationsprozess aktiv gestaltet. Mittelfristig wird es auch nicht mehr reichen, ein Werkzeug herzustellen, sondern man muss in Paketlösungen denken. Und da haben wir durch den Konzern große Möglichkeiten. Ayala kommt aus dem Elektronikbereich - und die Integration von Elektronik ins Fahrzeug wird ja immer wichtiger. Zudem sind im Mischkonzern Sparten wie Energy dabei, die sich sehr stark mit dem Thema Transformation beschäftigen. Eine unserer Schwesterfirmen - Merlin Solar - zum Beispiel stellt Solarpanels her, die dann auch auf Fahrzeugdächer integriert werden können. Eine andere Firma stellt Windkrafträder her, für die wir in Eitensheim die Rotorblätter bauen. Wir haben ein Konzept für eine komplett autarke Ladestation. Der Strom für das Elektroauto wird durch Wind- und Solarenergie generiert.

Wann geht es bei Ihnen denn mit dem Umbau im Werk los?

Mißlbeck: Wir haben das Investment geplant, aber den Startknopf noch nicht gedrückt, weil wir auf die Genehmigung unseres Zuschussantrags bei der KfW warten. Wir sparen durch dieses neue Investment nämlich pro Jahr 2000 Tonnen CO2 ein.

Erwarten Sie mögliche Lieferschwierigkeiten bei den Maschinen?

Mißlbeck: Ich hoffe, es läuft wie geplant, denn die Hersteller warten nur auf unsere finale Bestellung. Doch das Thema Lieferengpässe bekommen auch wir zu spüren - denn für unseren Modellbau brauchen wir Aluminium. Und das ist gerade sehr schwer zu bekommen. Deswegen sind wir hier am Umdenken und überlegen, wieder mehr auf deutsche Zulieferer zu setzen.

Inwieweit hat die Pandemie denn Einfluss auf Ihr Geschäft genommen?

Mißlbeck: Wir haben gemerkt, wie wichtig die persönlichen Kontakte sind. Einige Bereiche sind zurückgegangen, denn manche Endverhandlungen kann man nicht am Bildschirm führen. Auch deswegen finde ich bedauerlich, dass die Impfquote in Deutschland doch noch niedrig ist.

Wie ist denn das Geschäftsjahr bislang gelaufen?

Mißlbeck: Das Jahr 2019 war mit hohen Verlusten relativ herausfordernd - das war auch mit der Grund warum ich im vergangenen Jahr wieder in die operative Geschäftsführung gewechselt bin. Wir waren damals zu schnell in unserem Transformationsprozess.

Das heißt?

Mißlbeck: Wir wollten zu schnell auf das Thema neue Märkte und grüne Energien und haben unseren alten, angestammten Kundenstamm vernachlässigt. Aber ich denke, das haben wir stabilisiert. Wir sind sehr gut unterwegs, was den Restrukturierungsprozess angeht - wir sind über Budget, aber noch geplant in den roten Zahlen. Und wir hatten keinerlei betriebsbedingte Kündigungen. Für 2022 gehen wir davon aus, dass wir die Umsätze deutlich steigern können.

Wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?

Mißlbeck: In den Lieferkettenschwierigkeiten, weil das nicht planbar ist. Das zweite Thema ist natürlich die Pandemie und die daraus resultierenden Effekte. Nichtsdestotrotz ist es gerade jetzt für uns der richtige Zeitpunkt zu investieren, um den Transformationsprozess aktiv gestalten zu können.

DK

Das Gespräch führte Sandra Mönius

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