Ein klarer Favorit ist schwer zu nennen

11.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

Die Spitzenkandidaten von CSU und FW machen das Rennen unter sich aus: Otto Raith (links) will Bürgermeister bleiben, Herbert Nerb (rechts) will das Rathaus für die FW zurückerobern. - Fotos: oh

Manching (DK) Bestätigung für Otto Raith und die CSU oder Triumph für Herausforderer Herbert Nerb und seine FW? Die Manchinger haben es am Sonntag in der Hand. Prognosen für den Ausgang der Bürgermeisterstichwahl werden selbst hinter vorgehaltener Hand ungern abgegeben. Es dürfte eng werden.

Am 2. März hatten Bürgermeister Otto Raith, seit sechs Jahren im Amt und seinerzeit überraschend klar im ersten Wahlgang bestimmter Nachfolger von Albert Huch (FW), knapp sechs Prozent an der absoluten Mehrheit gefehlt. Deshalb muss er sich nun am Sonntag im direkten Vergleich Herbert Nerb stellen, der schon 2002 für die Freien Wähler ins Rathaus einziehen wollte, seinerzeit aber im ersten Wahlgang klar unterlegen war.

Diesmal hat Nerb in der ersten Runde 32,1 Prozent eingefahren, und weil auch Mitbewerberin Elke Drack von der SPD auf achtbare 23,6 Prozent kam, reichte es für Otto Raith nicht mehr zum Sprung über die 50-Prozent-Marke.

In die Stichwahl geht der amtierende Bürgermeister zwar unter dem Eindruck eines zunächst ganz komfortabel ausschauenden Stimmenvorsprungs beim ersten Urnengang. Doch er selber hat am ersten Wahlabend gesagt, dass die Karten jetzt neu gemischt werden. Wie sie gespielt werden, bleibt das Geheimnis der Wähler.

Der 53-jährige Verwaltungsfachmann Raith muss für die zwingend erforderlichen 50 Prozent plus X auf die volle Mobilisierung der CSU-Klientel und die Überzeugung von Wechselwählern setzen. Er hat dazu in der vergangenen Woche in persönlichen Gesprächen an den CSU-Ständen und auch in Briefen an ausgewählte Mitbürger für sich getrommelt. Allerdings hat ihn ausgerechnet zum Show-down in dieser Woche eine üble Erkältung erwischt – die letzten Überzeugungsgespräche muss er wohl mit heiserer Stimme führen.

FW-Herausforderer Nerb ist zwar offenbar derzeit in besserer gesundheitlicher Verfassung, hat aber die schwierigere Ausgangsposition. Er kann nur mit dem Sieg rechnen, wenn er Unterstützung der Wähler aus anderen politischen Lagern erhält. Angewiesen ist der 42-jährige selbstständige Maschinenbautechniker vor allem auf die Gunst der SPD-Wähler und Sympathisanten der aus dem Rennen ausgeschiedenen SPD-Bürgermeisterkandidatin Elke Drack. In ihrer "Heimatbastion" Oberstimm haben die Freien Wähler besonders für Herbert Nerb geworben. Ansonsten sind ebenfalls die Wechselwähler Zielgruppe der FW-Offerten.

Über das neue Verhältnis von FW und SPD wird in Manching in diesen Tagen viel diskutiert. Insbesondere nach Veröffentlichung eines Leserbriefs im DK am vergangenen Wochenende schlagen in einigen Runden die Wellen hoch um vermeintliche Absprachen zwischen den bisherigen Oppositionsparteien, die im neuen Gemeinderat tatsächlich mehr Macht gegenüber der CSU verspüren.

Herbert Nerb hat sich sehr geärgert über die polemische Unterstellung, er lasse sich nach einem "Kuhhandel" mit den Sozialdemokraten bereits Visitenkarten fürs Bürgermeisteramt drucken. "Wer mich kennt", sagt Nerb, "der weiß, dass meine Visitenkarte Ehrlichkeit und Fairness ist – gegenüber Wählern und politischen Gegnern, und zwar vor, während und nach der Wahl." Eine Absprache mit der SPD gebe es definitiv nicht.

Das bestätigt auch SPD-Ortsvorsitzender Thilo Bals, der in einer Stellungnahme daran erinnert, dass seine Partei keine Empfehlung für die Stichwahl abgegeben hat. Dass sich Elke Drack am ersten Wahlabend für Herbert Nerb ausgesprochen hatte, wird von ihr und der Partei ausdrücklich als persönliche Bewertung der Lage gesehen.

Elke Drack hat indes gegen das vom FW-Vorsitzenden Peter Lange für sie ins Gespräch gebrachte stellvertretende Bürgermeisteramt (DK berichtete) grundsätzlich nichts einzuwenden. "Ich kann mir das vorstellen", sagte sie jetzt auf Nachfrage. Eine Einengung dieses Amtes auf rein soziale Aufgaben sei mit ihr aber nicht zu machen. Sie wolle im Falle eines Falles sehr wohl auch auf anderen Politikfeldern in Erscheinung treten.