Kelheim
Ein Juwel auf Burg Prunn

Nibelungenschauspiel als Leuchtturmprojekt - Leader-Aktionsgruppe bewilligt zusätzliche Initiativen

20.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:33 Uhr
In neuen Kostümen wird Schauspielerin Lisa Zetter ab Pfingsten das Projekt "Die Nibelungen - ein Schauspiel auf Burg Prunn" mit Leben erfüllen. Über ein Leader-Projekt kehrt die Inszenierung in einer aufwendig überarbeiteten Fassung zurück in das altehrwürdige Gemäuer. Bei der Jahresversammlung der Lokalen Aktionsgruppe im Landkreis Kelheim wurde auch das Schauspiel angesprochen. −Foto: Erl (Archiv)

Kelheim/Riedenburg (DK) Die aktuelle Leaderperiode 2014 - 2020 neigt sich allmählich dem Ende zu.

Im Landkreis Kelheim sind von insgesamt 81 im Rahmen dieses Prozesses angestoßenen Projekten mit einem Gesamtkostenvolumen von 11,05 Millionen Euro gut die Hälfte bewilligt und damit mehr oder weniger abgeschlossen. Doch noch stehen etwas mehr als 150000 Euro und vielleicht sogar noch ein wenig mehr für weitere Initiativen zur Verfügung, so die neue Leader-Managerin, Veronika Preis.

Das kam den Schülern der Johann-Turmair-Realschule gerade recht, die ein interessantes Vorhaben im Zuge des Geschichtsunterrichts auf den Weg gebracht haben. Die Idee, die dahintersteckt, fanden auch die Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe im Landkreis Kelheim auf ihrer Jahresversammlung unter Vorsitz von Landrat Martin Neumeyer (CSU) vergangene Woche im Mainburger Rathaus so gut, dass sie das Projekt mit einem Volumen von vergleichsweise bescheidenen 8500 Euro in das laufende Programm aufnahmen.

Was haben die Realschüler der zehnten Klasse aus der Aventinusstadt konkret vor? Im Geschichtsunterricht stießen die Jugendlichen auf die tragische Geschichte eines polnischen Zwangsarbeiters und einer jungen Frau aus dem Marktgebiet von Siegenburg, die sich trotz der Umstände dieser schweren Zeit ineinander verliebten. Ihre Liebe hatte kein Happy End, im Gegenteil, für beide endete die Liaison tödlich. Der Pole wurde in Tollbach erhängt, die junge Frau nach Auschwitz verschleppt, wo sie ums Leben kam.

Bis heute erinnert nichts an die Schicksale dieser beiden jungen Menschen, deren Liebe im heutigen freien Europa nichts im Wege stehen würde. Doch damals endete ihre Beziehung wie in einer griechischen Tragödie. Die Abensberger Realschüler betrieben eine intensive Quellenforschung, fragten bei Zeitzeugen und im Siegenburger Rathaus genauer nach. Ihre Recherchearbeit soll nun öffentlich gemacht werden, und so planen die Jugendlichen einen Erinnerungsort, wo die traurige Geschichte des Zwangsarbeiters aus Polen und dem Mädchen aus der Hallertau erzählt wird. Entstehen soll nach den Worten von Geschichtslehrerin Maria Rauscher kein "Mahnmal", sondern ein Ort des stillen Gedenkens und der lebendigen Erinnerung, ein wenig abseits des Verkehrstrubels und dennoch nicht zu versteckt. Vonseiten der Kommune wurde den Schülern bereits Unterstützung bei der Realisierung ihres ehrgeizigen Plans signalisiert. Und die Mitglieder der Lokalen Leader-Arbeitsgruppe stehen nun auch voll hinter dem Vorhaben.

Das Gleiche gilt für ein schon länger laufendes Projekt mit dem etwas sperrigen Titel "HopfeNO3 - praxisnahe Optimierung des Stickstoffkreislaufs im Hopfenanbau". Konkret geht es hier darum, den Nitrateintrag ins Grundwasser möglichst zu minimieren. Der Versuch in Kooperation des Zweckverbandes Wasserversorgung Hallertau mit dem Institut Ecozept sowie zehn Hopfenbauern vor Ort läuft bereits seit mehreren Jahren und baut auf ein Vorgängerprojekt auf.

Nun kristallisieren sich die ersten, durchaus Hoffnung machenden Ergebnisse heraus, wie Klaus Amann, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Kelheim VöF, berichten konnte. Sehr zur Freude auch von Zweckverbandsgeschäftsführer Thomas Dengler, der betonte, dass man ein wachsames Auge auf die Wasserqualität haben müsse. Aus der Praxis berichtete mit Martin Mittermeier aus Steinbach einer der beteiligten Landwirte. In dem Feldversuch wurde ein Teil der Hopfengärten wie üblich mit Stickstoff gedüngt, auf dem anderen Teil nur mit zwei Dritteln der Menge.

Im ersten Jahr fiel die Erntemenge ähnlich wie in den Vorjahren aus. Freilich kann das seine Gründe in dem nach wie vor im Boden gebundenen Stickstoff zusammenhängen. Denn nach dem "Gefühl" des erfahrenen Pflanzers Mittermeier gingen die Erträge im zweiten Jahr auf den geringer gedüngten Flächen doch ein wenig zurück. Genauere Aufschlüsse darüber und vor allem über den Effekt des im Grundwasser ankommenden Nitrats werden allerdings erst in einigen Jahren erwartet.

Im Schnelldurchlauf ging Klaus Amann dann auch noch auf die laufenden beziehungsweise bereits abgeschlossenen Leader-Projekte in den verschiedenen Handlungsfeldern im gesamten Kreisgebiet ein. So sollen nach dem Vorbild des Erfolgsmodells "Altmühltaler Lamm" entsprechende Initiativen einer extensiven Weidewirtschaft für Rotvieh und Ziegen folgen. Auf touristischem Gebiet hat man mit [r]auszeit eine Qualitätsoffensive für Radfahren und Wandern zwischen Altmühltal und Hallertau gestartet und will im Bayerischen Thermenland entsprechende Radrunden um Bad Gögging, Bad Abbach aber auch auf dem Fünf-Flüsse-Weg, der auch durch Riedenburg führt, starten. Professionalisiert und besser vernetzt werden soll die Tourismusstruktur im Hopfenland Hallertau.

Für ein überregionales Medienecho sorgte das Projekt "Die Nibelungen - ein Schauspiel auf Burg Prunn". Die Vorbereitungen sind dem Vernehmen nach so weit gediehen, dass die Premiere der Sage an historischer Stätte bei Riedenburg an Pfingsten nächsten Jahres über die Bühne gehen kann. Fertiggestellt und in Betrieb ist inzwischen bereits die neu erbaute Seebühne in der Altmühlstadt.

Weitere Leuchtturmprojekte können ein Dörfliches Begegnungszentrum in der sanierten Alten Schule in Dünzling oder die Reaktivierung der historischen Bausubstanz des Zachhofs in Niederleierndorf bei Langquaid werden. Und auch in Saalhaupt sind die Bürger am Werk, mit dem Dorfgemeinschaftshaus einen neuen Treffpunkt am Ort zu schaffen. Zu den wenigen Projekten, die nicht realisiert werden können, gehört der geplante Kunstrasenplatz in Kelheim, der letztendlich an der Grundstücksfrage, aber wegen der Granulatauflage auch an der ökologischen Problematik scheiterte.

Zwei Projekte, die sich noch in der Schwebe befinden, sind in Rohr und Mainburg in der Planung. In der Benediktinerabtei Rohr soll der Prager Hof zu einer Begegnungsstätte umgestaltet werden, wobei es hier noch so einige Details zu klären gibt. In der Hopfenstadt laufen aktuell Planungen der evangelischen Pfarrei für eine "Interkulturelle und interreligiöse Begegnungsstätte" (IKIB). Das Problem: Ob der Bau bis Ende 2022, wenn die letzten Projekte der laufenden Leader-Periode abgerechnet sein müssen, errichtet werden kann, ist ungewiss.

Harry Bruckmeier