Scheyern
Ein Jahrhundert voller Musik

Scheyerer Basilikachor blickt auf lange Tradition zurück – und hat keinerlei Nachwuchssorgen

13.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:35 Uhr

 

Scheyern (PK) Die Kirchenmusik in Scheyern hat eine lange Tradition. Am 15. August wird der Basilikachor Scheyern mit einem Festgottesdienst sein 100-jähriges Bestehen feiern.

Im Jahre 1914 gründete Pater Salvator Durner einen Chor, der sich zunächst aus Mitgliedern des Benediktinerkonvents und einigen Kindern zusammensetzte. Später kamen weibliche und männliche Chorstimmen aus der Pfarrgemeinde Scheyern dazu. Die Leitung des Chores übernahmen Patres der Benediktinerabtei mit Musikausbildung, während der Jahre des Zweiten Weltkrieges bis 1956 sogar Abt Franz Seraph Schreyer. Von Beginn an konnte ein r anspruchsvolles Repertoire erarbeitet und erhalten werden.

Ab 1966 übernahm Karl-Heinz Söndermann kurz nach seinem Abitur am humanistischen Gymnasium im Kloster Scheyern den Dienst als Organist für das Kloster und Chorleiter des Scheyrer Pfarrchors. Über seinen Vater, Lehrer bei den Regensburger Domspatzen, war er zur Kirchenmusik gekommen. Neben dieser Arbeit studierte Söndermann in München Schul- und Kirchenmusik an der Musikhochschule und am Richard-Strauß-Konservatorium.

Großes Vorbild ist für ihn Carl Orff, der ihn mit seiner Begeisterung für die Jugend inspirierte und prägte. Schließlich entschloss sich Söndermann als Musiklehrer am Schyren-Gymnasium zu arbeiten, wo er einen vielfach ausgezeichneten Schulchor aufbaute. Auch an der Berufsoberschule in Scheyern gestaltete er den Musikunterricht und lehrte an der Münchner Hochschule.

In Scheyern brachte Söndermann einige Neuerungen ein: Die Messen an Fest- und Feiertagen werden seither von einem Orchester begleitet. Es wurden eine Orffgruppe, später ein Kinderchor und 1983 ein Jugendchor gegründet. 1968 gab es erstmals ein Adventskonzert, die Ansprüche vom schlichten Weihnachtssingen steigerten sich bis zu Händels „Messias“ oder Bachs „Weihnachtsoratorium“. Auch größere Chorreisen wurden zur Tradition, erstmals initiiert vom in diesem Jahr verstorbenen Abt Bernhard Lambert, der den Chor in seine Heimat nach Flandern einlud. Weitere beeindruckende Reisen führten den Chor unter anderem nach Südtirol, Österreich, Frankreich, Italien und sogar nach Israel und Jordanien.

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Basilikachors sind die von Söndermann ins Leben gerufenen Pfingstmusiktage auf dem Petersberg bei Dachau. Sie dienen seither jährlich zur Intensivierung der Probenarbeit für größere Konzerte, aber auch der Geselligkeit und dem Austausch zwischen den Chormitgliedern. Den Namen „Baslikachor“ erhielt der Chor im Jahr 1980, als die Abteikirche Scheyern zur „Basilika Minor“ erhoben wurde.

Insgesamt hat Söndermann 50 Jahre lang den Organistendienst in Scheyern versehen und in den 44 Jahren als Chorleiter und Musiklehrer sowohl den Basilikachor als auch den Musikunterricht an den Schulen, an denen er wirkte, entscheidend mitgeprägt.

Als 2010 die Stelle des Kirchenmusikers frei wurde, fiel die Wahl auf Christian Bischof. 1982 geboren, erhielt er seine erste musikalische Ausbildung am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen. Nach dem Abitur studierte er die Fächer Kirchenmusik (A-Examen) und Orgel an der Hochschule für Musik in Würzburg sowie an der Musikhögskolan i Piteå/Schweden. Er war Stipendiat des „Cusanuswerks“ und beendete 2011 seine Studien mit dem Meisterklassendiplom im Fach Orgel. Bischof war unter anderem Organist der Pfarrkirche St. Kunigund Bamberg und wirkte als musikalischer Assistent und Organist an der Stiftsbasilika St. Martin in Landshut. In den Jahren 2007 bis 2010 war er als Kirchenmusiker an der Augustinerkirche Würzburg tätig.

In Scheyern führte er lieb gewordene Traditionen wie die Petersberger Pfingstmusiktage fort, aber auch Neues ein, so die Konzertreihe „Sommerkonzerte Kloster Scheyern“. Das Eröffnungskonzert wird immer vom Basilikachor gestaltet. Es folgen weitere Konzerte aus den verschiedensten Bereichen, zum Beispiel Kammermusik, Oper oder Alte Musik.

Die Idee von Karl-Heinz Söndermann, eigenen Nachwuchs für den Basilikachor in einem Kinder- oder Jugendchor auszubilden, griff Bischof auf. Er gründete die Basilikasingschule Scheyern, in der Kinder und Jugendliche in verschiedenen Gruppen ab etwa vier Jahren Chorerfahrung sammeln können. Unter seiner Leitung führte der Basilikachor Scheyern unter anderem Händels „Messias“, die „Petite Messe Solennelle“ von G. Rossini und das „Weihnachtsoratorium“ von J.S. Bach auf.

Seit dem Jahr 2012 ist Christian Bischof Organist des Bläserensembles „Bavarian Brass“ und wechselte zu Beginn des Jahres 2013 als Kirchenmusiker an die Kirche St. Margaret nach München/Sendling.

Seit März 2013 ist nun Markus Rupprecht für die Kirchenmusik im Kloster Scheyern verantwortlich. Seinem Vorgänger nicht unbekannt – die beiden trafen sich an der Musikhögskolan i Piteå/Schweden – spielte Rupprecht beim letzten Konzert von Christian Bischof, dem Weihnachtsoratorium „Die Geburt Christi“ an der großen Orgel.

Rupprecht wurde in Wiesent bei Regensburg geboren. Er studierte Orgel, Cembalo und Kirchenmusik mit Schwerpunkt Dirigieren/Chorleitung an den Musikhochschulen in Regensburg, Piteå/Schweden und Wien. Während seines Studiums gewann er Preise und Auszeichnungen unter anderem beim Deutschen Musikwettbewerb in der Kategorie Orgel und beim Bayreuther Chorleitungswettbewerb.

Nach dem Studium war er zunächst hauptamtlicher Assistent des Domkapellmeisters am Dom zu Eichstätt. Seit 2012 ist er Lehrbeauftragter im Fach Orgel an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg.

Solokonzerte in Deutschland, Österreich, Portugal, Tschechien und den skandinavischen Ländern sowie die Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles vor allem als Continuospieler ergänzen seine künstlerische Tätigkeit. Rupprecht ist außerdem Referent bei Kursen für Alte und Neue Musik, Liturgisches Orgelspiel und Ensembleleitung.

Unter seiner Leitung sang der Basilikachor Charpentiers „Te Deum“ bei der Eröffnung der Sommerkonzerte 2013, das Adventskonzert 2013 und zahlreiche Messen in Gottesdiensten.

In seinen Wirkungsbereich gehören die Gesamtleitung der Basilikamusik, die Leitung der Erwachsenenchöre und des Jugendchors sowie die Gesamtleitung der Basilikasingschule, der Dienst als Basilikaorganist und die Betreuung der Kantoren. Rupprecht initiierte die regelmäßige Stimmbildung der Chorsänger bei Susanne Breu, einer in Scheyern lebenden Konzert- und Opernsängerin.

Auch die Petersberger Pfingstmusiktage finden weiterhin statt und werden als intensive Vorbereitung und Probenphase für das darauf folgende Eröffnungskonzert der Sommerkonzerte genutzt. Heuer beginnen die Sommerkonzerte am 28. Juni mit der öffentlichen Generalprobe zu Haydns „Die Schöpfung“, am 29. Juni wird dieses Werk dann ab 17 Uhr als Eröffnungskonzert im Kloster Scheyern aufgeführt.

Um den Nachwuchs braucht sich die Basilikamusik Scheyern keine Sorgen zu machen, singen doch in der Basilikasingschule in den verschiedenen Gruppen im Moment etwa. 70 Mädchen und Jungen im Alter von vier bis 15 Jahren.