Ein Jahr lang sparen für den Weihnachtsbraten

Pfarrer Pastor Mpora erzählt, wie seine Heimatgemeinde in Uganda Advent, Heiligabend und Neujahr feiert

03.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:28 Uhr
  −Foto: Mpora. privat

Ilmmünster - In den Sommermonaten ist Pater Pastor Mpora seit ein paar Jahren immer im Landkreis Pfaffenhofen: Er übernimmt die Urlaubsvertretung von Pfarrer Georg Martin in der Pfarreiengemeinschaft Ilmmünster, Hettenshausen und Reichertshausen.

Während dieser Wochen sammelt er auch stets Spenden für seine Heimat in Uganda und berichtet vom Leben im Südwesten des afrikanischen Landes. Nun geht es auch dort auf Weihnachten zu. Mpora nutzt die Gelegenheit, um die Bräuche und Traditionen in Uganda zu erklären - und hat sie für unsere Zeitung in einem Bericht niedergeschrieben:

Mit dem Monat Dezember beginnt die Regenzeit, aber seine letzten zwei Wochen sind sehr sonnig. Die Pflanzenwelt in Uganda ist dann nicht nur voll Leben, sondern auch tiefgrün - wie man es im Juni in Deutschland sieht. Der Dezember ist der Monat der Freude.

Weihnachten wird bei uns in Uganda von jedermann gefeiert: Kindern, Müttern, Frauen und Männern, Jungen und Alten. Obwohl es im christlichen Kalenderjahr so viele Feste gibt, wird in Uganda nur Weihnachten so eindrucksvoll gefeiert. Als Kind habe ich immer sehnlichst auf Weihnachten gewartet. Wichtig war dabei nicht nur, dass ich zusammen mit meinen Freunden in der Nacht in die heilige Messe gehen sollte , sondern dass mein Vater am Weihnachtsabend immer einen Kuhkopf mit nach Hause brachte. Damit war sichergestellt, dass ich zu Weihnachten Fleisch essen durfte. Wenigstens einmal im Jahr! Denn bei uns auf dem Land kann man es sich nur an Weihnachten leisten, Fleisch zu essen. Jedes Jahr im Januar schließen sich Menschen zusammen zu einer "Spargruppe" und sparen jeden Monat ein bisschen Geld. Spätestens am 24. Dezember hat diese Gruppe dann einige Kühe zum Schlachten gekauft.

Als ich letztes Jahr am 24. Dezember von der St.-Konrad-Berufsschule nach Hause fuhr, begegnete ich einem Kind am Rand der Straße. Das Kind hatte Brennholz gesammelt und es am Rand der Straße abgelegt. Und was tat es? Es tanzte. Ganz allein und ohne Musik. Ich hielt an und fragte den Buben, warum er tanzte. "Mein Vater hat Fleisch nach Hause gebracht", sagte er. "Und heute Abend essen wir Fleisch. "

Aber nicht nur die Kinder freuen sich. Auch die Hunde wissen davon, dass groß geschlachtet wird. Überall sieht man Hunde mit einem Stück Fleisch oder einem Knochen im Maul. Man wartet natürlich nicht nur auf gutes Essen, sondern bereitet sich auch auf eine schöne Weihnachtsfeier vor. Von November bis zum 23. Dezember sind die Priester in den Pfarreien sehr beschäftigt. Viele Katholiken wollen an Weihnachten unbedingt die heilige Kommunion empfangen. Jesu Fleisch und Blut in Gestalt der Eucharistie stillen den seelischen und geistlichen Hunger der Menschen so wie das Fleisch von Kuh oder Ziege ihren leiblichen Hunger stillt.

Normalerweise gibt es in den kleinen Kirchen keinen Priester. Nur einmal im Monat ist es möglich, eine heilige Messe zu besuchen und die heilige Kommunion zu empfangen. An manchen Sonntagen gibt es in den Dorfkapellen Wortgottesdienste, oft ohne heilige Kommunion. Damit an Weihnachten möglichst viele Katholiken die heilige Kommunion empfangen können, müssen Pfarrer und Kaplan auf "Safari" gehen. Sie fahren überallhin, wo es befahrbare Wege und Straßen gibt. Meistens gehen sie in die Dörfer, um sich dort in den Dorfgemeinden mit den Katholiken zu treffen und ihnen die Beichte abzunehmen. Nur wer regelmäßig den Sonntagsgottesdienst besucht, Kirchensteuer zahlt, kirchlich geheiratet hat und aktiv am kirchlichen Leben teilnimmt, darf zur Beichte gehen. Der Katechist, der für den kirchlichen Alltag in einer Dorfkapelle zuständig ist, entscheidet, wer das Sakrament der Beichte empfangen darf. Nach der Beichte feiert der Priester dann die heilige Messe mit den Gläubigen und spendet die heilige Kommunion. Dann geht es weiter ins nächste Dorf.

Am 24. Dezember gibt es in bestimmten Dörfern eine Mitternachtsmesse. Gruppen von Christen aus verschiedenen Dorfkapellen versammeln sich und ein Priester feiert mit ihnen die Mette, die weit mehr von Kindern und jungen Leuten besucht wird als von Älteren. Die Liturgie der Mitternachtsmesse ist voller Schönheit. Die Menschen singen voll Freude und Begeisterung. Tanzend und im Herzen voll Dankbarkeit begrüßen sie froh das Jesuskind. Am Weihnachtstag kann der Priester fünf Messen an verschiedenen Orten feiern, so dass fast alle Christen eine heilige Messe besuchen können.

Beeindruckend am Weihnachtstag ist die große Zahl von Menschen, die zur Kirche kommen. Fast alle besuchen die heilige Messe. Generell sind die Menschen auf dem Land sehr arm. Für Weihnachten aber kaufen sie neue Kleidung. Besonders Frauen sind dann sehr bunt gekleidet. Die Ehemänner müssen dafür sorgen, dass sich ihre Frauen für Weihnachten ein neues Kleid kaufen können.

Die Liturgie ist voll Fröhlichkeit. Auch das Wetter ist oft sehr schön. Es ist der Beginn der Trockenzeit. Oft ist es sonnig, und die Menschen strahlen Freude aus. Es ist nicht Winter wie in Europa, wo es zu Weihnachten sehr kalt ist und viele Menschen von außen wirklich keine Freude haben. Die Natur in Uganda schenkt den Menschen viel Freude.

In der Liturgie wird gesungen, getanzt und mit Freude gebetet. Oft werden neue, schon vorher vom Kirchenchor einstudierte Lieder gesungen. Und alle Gottesdienstteilnehmer singen mit.

An Weihnachten werden tagsüber zu unterschiedlichen Zeiten Messen gefeiert. In einigen Dörfern gibt es Frühmessen, in anderen Dörfern eine Mittagsmesse oder eine Nachmittagsmesse. Es gibt keine Messen am Abend, da alle Menschen dann zu Hause feiern wollen.

In der Messe am Tag gibt es auch Taufen. Oft sind mehr als 20 Kinder zu taufen. Das ist ein schönes Gefühl: Das Christkind begrüßt die Kinder, die durch die Taufe in die lebendige Kirchengemeinde eingegliedert werden. Eine solche Weihnachtsfeier ist wirklich eine Feier des Lebens. Weihnachten beschränkt sich nicht nur auf einen einzigen Tag, sondern dauert bis zum Ersten des neuen Jahres. Und da gibt es in Uganda immer etwas zu feiern, wenn die Menschen im Haus genug zu essen haben. Während dieser Zeit wird nicht gearbeitet, sondern man feiert bis zum Neujahrsfest. Mit der Weihnachtsoktav enden schließlich die Weihnachtsfeiertage. Aber man denkt schon wieder an das nächste Weihnachtsfest, trifft jetzt schon Vorbereitungen und sammelt Vorräte.

Pastor Mpora