Neuburg
Ein Jahr Hausarrest ist genug

07.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:57 Uhr

Neuburg (DK) Wer ohne Führerschein einen Unfall baut, bekommt üblicherweise eine harte Strafe aufgebrummt. Das Verfahren gegen zwei 14-jährige Neuburger hingegen wurde gestern eingestellt. Die beiden seien durch die Sanktionen der Eltern genug gestraft, befand das Gericht.

Es ist der Traum von vielen Jugendlichen. Wie die Formel-Eins-Stars Sebastian Vettel oder Michael Schumacher in schnellen Autos herumzufahren. Zwei 14-jährige Neuburger haben den Traum wahr gemacht. Weil aber beide keinen Führerschein besaßen und bei ihrer Spritztour einen Unfall bauten, mussten sich die zwei Schüler gestern vor dem Neuburger Jugendgericht verantworten. Fahren ohne Führerschein und unerlaubtes Entfernen vom Unfallort lautete die Anklage.

Die beiden hatten ihren Ausflug länger geplant. "Wir haben uns in der Schule über Autos unterhalten, und ich habe so getan, als könnte ich alles, was man zum Auto fahren braucht", berichtete der Ältere der beiden Jungen im Gerichtssaal. "Und er wollte halt dann auch auf cool machen", erklärte der 14-Jährige mit Blick auf seinen nur ein paar Monate jüngeren Freund. "Und dann hat es sich halt hoch geschaukelt." Also heckten die Burschen einen Plan aus.

Sie schlichen sich am 23. November des vergangenen Jahres – einem Dienstag – um kurz vor 1 Uhr nachts aus den Wohnungen ihrer Eltern, setzten sich jeweils in das auf der Straße abgestellte Auto ihrer Väter und fuhren los. In dieser Herbstnacht regnete es in Strömen. Zunächst ging alles gut, hintereinander fuhren sie von der Ostendstraße in die Franz-Hoffmann-Straße und wollten von dort weiter auf eine "kleine Runde", wie einer der beiden Angeklagten erklärte.

An der Kreuzung Franz-Hoffmann-Straße / Münchener Straße krachte es schließlich. Die Ampel stand auf Rot, der Ältere der beiden Angeklagten, der vorausgefahren war, musste anhalten. Der Jüngere, offensichtlich von den glitschigen Fahrbahnverhältnissen überrascht – schaffte es nicht mehr. "Ich habe vielleicht zehn Meter vor ihm gebremst, bin ins Rutschen gekommen und ihm draufgefahren", schilderte er vor Gericht. Doch damit war die Reise noch nicht zu Ende. In der Hoffnung, niemand würde den Schaden – immerhin 4000 Euro am einen und 8000 Euro am anderen Fahrzeug – bemerken, setzten sie die Autos wieder in Bewegung. Als ob nichts gewesen wäre, parkten sie die Autos vor der jeweiligen Haustür und legten sich ins Bett.

Das schlechte Gewissen holte die jungen Unfallfahrer aber schnell ein. Schon am nächsten Tag gestanden sie ihren Vätern die nächtliche Spritztour. "Meiner war ganz schön verärgert", erzählte der Ältere kleinlaut. "Zur Strafe durfte ich drei Wochen nicht dach Draußen und auch nicht mit dem Computer spielen". Im Vergleich mit seinem jüngeren Komplizen hat er es aber noch gut erwischt. Für den setzte es ein Jahr Hausarrest, außerdem entfernte sein Vater Fernseher, Computer und Spielekonsole aus dem Kinderzimmer. "Nur eine Stunde Fernsehen im Wohnzimmer durfte ich noch." Den Schaden wollen beide abstottern. Das hätten sie mit den Eltern so abgesprochen.

"Euer Verhalten bezeugt, dass ihr euch mit der Sache auseinandersetzt", sagte der Vertreter der Staatsanwaltschaft, Franz Burger, in seinem Plädoyer. "Ihr macht beide nicht den Eindruck, als ob ihr zu einer Kategorie gehört, die öfter bei uns aufschlägt." Dieser Meinung war auch Richter Sebastian Hirschberger. Er stellte das Verfahren ein. "Jeder hat eine zweite Chance verdient." Durch das Abstottern der Schulden und den Hausarrest seien beide genug gestraft. "Damit können wir es gut sein lassen."