Eichstätt
Ein Idealbild mit Jerusalem als Mittelpunkt der Welt

Das Kunstwerk des Monats November des Diözesanmuseums ist das Pilgerbild von Buchdorf

09.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr
Das Pilgerbild von Buchdorf ist das November-Kunstwerk des Bistums. −Foto: pde/Heim

Eichstätt/Buchdorf (pde) In der Pfarrkirche St. Ulrich in Buchdorf befindet sich ein großformatiges Gemälde, das Rätsel aufgibt: Seine Herkunft ist unklar und in seiner Art ist es einzigartig.

Es wird bisher als Pilgerbild betitelt, weil es Stätten im Heiligen Land zeigt. Die Ölmalerei auf Leinwand weist die Maße 220 mal 278 Zentimeter auf. Vom ikonographischen Typus her kann man es als Memorialbild eines Pilgers interpretieren, der das Heilige Land bereist hat, so Emanuel Braun, Leiter des Eichstätter Diözesanmuseums. Ein lokaler Maler hat es dann nach seinen Beschreibungen ins Bild umgesetzt. Von wem und wann es in die Buchdorfer Pfarrkirche gegeben wurde, ist nicht überliefert.
Man erkennt eine ideale Ansicht aus der Vogelschauperspektive mit Bergen, Fluss, Städten und Burgen. Die Ortsangaben finden sich in Schriftbändern: Jerusalem - betitelt als die Mitte der Welt - in mittelalterlicher Sichtweise, die Quelle des Jordan, Bethanien, der Bach Kidron ("Der Bach Kedron fleußt für Jerusalem"), das Dorf Gethsemane ("Hie ist gstunden das dörflein gethsemani an dem ölberg"). Maßstäblich dominiert wird das Bild von der bekannten Szene des Gebetes Christi am Ölberg. Es erscheint ein Engel, der ihm den Kelch reicht. In weiteren Szenen daneben wird Jesus abgebildet bei den drei vom Schlaf übermannten Jüngern und bei der Festnahme durch die Schergen des Hohenpriesters. Außerdem werden folgende Motive aus dem Neuen Testament illustriert: Jesus weint im Kreis seiner Jünger über die Stadt Jerusalem, die Himmelfahrt Christi und die Hütten, die Petrus bei der Verklärung Christi bauen wollte. Diese Orte sind als Pilgerziele empfohlen, in denen man einen Ablass erwerben kann, ebenso das Haus, in dem die Muttergottes gestorben ist.
Die Malerei ist stilistisch als provinziell zu bewerten, so Emanuel Braun. Vorlagen, auf die sie sich direkt beziehen würde, sind bislang nicht bekannt. Deshalb ist es auch nicht einfach, das Bild stilgeschichtlich genau einzuordnen. Die Komposition der Figuren für sich und in der Gruppe verrät eine Gestaltung im Übergang von Spätgotik zu Renaissance. Eine genauere Bewertung des Gemäldes ermöglichen die Schriftbänder. Sprachform und Duktus der Schrift können in das 16. Jahrhundert datiert werden. Somit kann man in der Zusammenschau der verschiedenen Kriterien feststellen, dass das Gemälde wohl in der Zeit um 1500 bis 1560 entstanden ist.
Buchdorf liegt in der Nachbarschaft des ehemaligen Zisterzienserklosters Kaisheim. Die Geschicke der Buchdorfer Kirche wurden deshalb regelmäßig vom Kloster beeinflusst. Die Pfarrkirche St. Ulrich ist eine stattliche spätbarocke Saalkirche, die reich ausgestattet ist. Der Turm, in dem im Mittelalter der Chor untergebracht gewesen ist, ist als ältestes Bauteil im 14. Jahrhundert entstanden. 1736 wurde mit dem Neubau des Langhauses und des Chors begonnen.
Bei der Forschung und Erfassung der Kunstwerke im Bereich des Bistums Eichstätt kommt es immer wieder zu überraschenden Entdeckungen. Mit der Reihe "Kunstwerk des Monats" werden auf der Homepage des Domschatz- und Diözesanmuseums (www. dioezesanmuseum-eichstaett. de) einige dieser in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Erkenntnisse vorgestellt.