Eichstätt
Ein "Hotspot" jahrtausendealter Zivilisation

Neuer Kipfenberg-Führer von Karl Heinz Rieder am Römer- und Bajuwaren-Museum vorgestellt

05.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:21 Uhr
Anne Müller
Präsentation vor malerischer Kulisse: Heimatforscher Karl Heinz Rieder hat auf der Burg seinen neuen Kipfenberg-Führer vorgestellt. Museumsleiterin Claudia Stougard (von links), Autor Rieder, Mitherausgeber Thomas Fischer, Archäologe Bernd Päffgen, 2. Bürgermeisterin Sabine Biberger, Stellvertretender Landrat Bernhard Sammiller und Verleger Fritz Pustet haben schon ein Exemplar. −Foto: Anne Müller

Kipfenberg - Am Römer- und Bajuwaren-Museum auf Burg Kipfenberg ist das neue Buch des Archäologen Karl Heinz Rieder präsentiert worden: "Kipfenberg: Römer und Bajuwaren im Altmühltal. Museen, Limes, Archäologische Wanderungen" . Dieser neue archäologische Führer zeigt Eines ganz klar: Der Mensch hat seit Urzeiten schon Gefallen gefunden am Altmühltal rund um Kipfenberg.

Alle waren hier: die Neandertaler, die mit ihren Faustkeilen Mammutfleisch zerhackten, die Menschen der Bronze- und Eisenzeit, die ihre Toten in Grabhügeln steckten. Später dann die Kelten, die die Viereckschanzen, ja sogar eine Nähnadel samt verkrustetem Faden, hinterließen; dann die Römer mit ihren Wällen und Kastellen, und schließlich die Ritter des Mittelalters, die Felsgipfel mit imposanten Burgen verzierten - sie alle sind durch die Gegend gestapft und hinterließen ihre Spuren.

Paradiesische Verhältnisse - nicht nur für die Menschen, die hier lebten. Sondern auch für jeden Archäologen. Und ganz besonders für "Charles" Rieder, der die archäologische Landschaft rund um Kipfenberg wie seine Westentasche kennt. Er wuchs in dieser Gegend mit den Denkmälern auf. Rieder studierte Archäologie, promovierte und war lange für die Denkmalpflege tätig. Er wirkt als Heimatpfleger für den Landkreis Eichstätt, hat das Römer- und Bajuwaren-Museum aus der Taufe gehoben und ist seither dessen wissenschaftlicher Kopf.

Nun hat Rieder sein profundes Fachwissen auch für Laien gut verständlich zusammengefasst. Sein schön illustrierter Ausflugsführer nimmt den Kipfenberger Raum des Altmühltals archäologisch unter die Lupe. Dabei schlägt das Buch gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Erstens präsentiert es anhand einiger Leitfunde aus der Kipfenberger Gegend eine Art Panoptikum der menschlichen Evolution. Zweitens verschafft es einen spannenden Einblick in die Pionierphasen der hiesigen archäologischen Forschung. Dabei werden insbesondere die Verdienste des ehemaligen Kreisheimatpflegers Anton Gäck (1902 bis 1983) gewürdigt, dem das Buch auch gewidmet ist. Drittens schließlich stellt der Führer die archäologischen Denkmäler der Gegend vor, und zwar in einer Form, die zu eigenen Entdeckungen geradezu anstachelt.

Das Spektrum der im Buch vorgestellten Objekte ist naturgemäß breit. Einen Schwerpunkt bilden die seit urgeschichtlicher Zeit von Mensch und Tier genutzten Höhlen. Darunter der "Hohle Stein" bei Schambach, die Arndthöhle bei Attenzell und die Einödhöhle bei Arnsberg. Dort haben archäologische Untersuchungen nicht nur Reste vom Stachelschwein sowie Scherben und Armreifen ans Licht gebracht, sondern sogar menschliche Schädel.

Ein weiteres Buchkapitel beleuchtet die römischen Hinterlassenschaften am Limes und am Kastell Böhming. Ebenfalls in diesem Führer vertreten: der mit Wällen und Mauerresten geradezu gespickte Kipfenberger Michelsberg.

Seit etwa 4000 Jahren haben Menschen auf dem Plateau nicht nur die schöne Aussicht genossen, sondern auch gebaut: bronzezeitliche Befestigungen, Fluchtburgen gegen die Ungarn, eine Kapelle mit Einsiedelei, ja sogar einen staufischen Wehrturm - vielleicht eine Art Probelauf für die dann wenig später in Kipfenberg vollendete Burg.

Burg Kipfenberg selbst wird in Rieders Führer ebenfalls vorgestellt. Dort war auch die perfekte Kulisse für die Buchpremiere. Allerdings durfte nur ein überschaubares Publikum die Atmosphäre in der von Abendsonne überfluteten Vorburg genießen. Einige "Geburtshelfer" des Buches waren da, darunter Verleger Fritz Pustet und Reihen-Mitherausgeber Thomas Fischer. Zusammen mit Kipfenbergs Zweiter Bürgermeisterin Sabine Biberger, dem stellvertretenden Landrat Bernhard Sammiller und Museumsleiterin Claudia Stougard waren sich alle Anwesenden mit Buchautor Karl Heinz Rieder einig, dass Kipfenberger ein "veritabler Hotspot unserer Geschichte" ist und die hiesige Landschaft archäologisch ein äußerst reizvolles Erbe bietet. Bei seiner kurzweiligen Präsentation sagte Rieder auch: "Auf viele brennende Fragen hätten wir heute zwar noch keine Antwort. Aber wachen Archäologen wirft diese Landschaft immer wieder etwas Neues zu. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft noch bringt."

Der Führer "Kipfenberg: Römer und Bajuwaren im Altmühltal. Museen, Limes, Archäologische Wanderungen" (Pustet Verlag, Regensburg 2020 (14,95 Euro) ist im Buchhandel und in Kipfenberg selbst in der Tourist-Info und - vom Autor signiert - im Römer- und Bajuwaren-Museum auf der Burg erhältlich.

EK

Anne Müller