Wolnzach
Ein Hopfenjahr mit Turbulenzen

Virtuelle Pflanzerverbandsversammlung streift Themen Düngeverordnung, Pflanzenschutz und Corona

01.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:46 Uhr
Regelmäßige Kontrolle ist wichtig: Pflanzerverbandspräsident Adi Schapfl ist selbst Hopfenbauer, bei der virtuellen Mitgliederversammlung zog er jetzt Bilanz zu diesem Hopfenjahr. −Foto: Hopfenpflanzerverband

Wolnzach - Eine deutliche Reduzierung der so genannten roten Gebiete in der Düngeverordnung, eine trotz schwieriger Rahmenbedingungen qualitativ und quantitativ gute Hopfenernte - das sind die guten Nachrichten. Eine nach wie vor kritische Situation bei der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, mit dem Citrus Bark Cracking ein nicht los zu werdendes Viroid, und große durch Corona verursachte Unsicherheit bei der Frage des künftigen Einsatzes von Saisonarbeitskräften, aber auch zum Bierabsatz bei fortwährender Schließung der Gastronomie und Wegfall von Veranstaltungen - das die eher schlechten. Virtuell hat der Hopfenpflanzerverband jetzt seine Mitgliederversammlung abgehalten, Fazit am Ende: Es gibt viel zu tun.

Nicht im Gasthaus, sondern im Haus des Hopfens fand jetzt die Mitgliederversammlung des Hopfenpflanzerverbandes statt - und trotzdem wurden etliche der derzeit 814 Mitgliedsbetriebe - die genauen Zahlen dazu gab es im Verlauf der Versammlung vom stellvertretenden Vorsitzenden Karl Pichlmeyer - erreicht. Grund: Der Pflanzerverband streamte die Veranstaltung, die Referenten hatten dabei etliches zu sagen. Allen voran Pflanzerverbandspräsident Adi Schapfl, der einige Zahlen mitgebracht hatte. Zur weltweiten Hopfenanbaufläche spielte er den Ball über den großen Teich: Weltweit wurde auf insgesamt 62111 Hektar Hopfen angebaut, also auf insgesamt 769 Hektar mehr als im Vorjahr. Eine Zahl steche dabei heraus, so Schapfl mit dem Blick auf die Zahlentabelle: In den USA habe die Anbaufläche um 1107 Hektar zugenommen, in Deutschland dagegen nur um 289 Hektar. "Das liegt nicht an uns", so Schapfl. Zum Thema Flächenrodung müssten sich die Pflanzer in den USA also "selbst an der Nase fassen".

Vor dem Hintergrund der Coronakrise habe man sich im Frühjahr große Sorten zum Bierabsatz gemacht, dass die Brauwirtschaft leide, sei keine Frage. Jedoch sei die Nachfrage nicht so dramatisch eingebrochen, wie man das befürchtet habe, sei aber dennoch um 4,6 Prozent zurückgegangen.

Kleine Erfolge gäbe es in Sachen Düngeverordnung zu vermelden, ein Thema, das den Pflanzerverband und die Hopfenorganisationen massiv beschäftige. Erst kurz vor der Versammlung habe dazu wieder ein virtueller Termin mit Regierungsvertretern stattgefunden, eine leichte Entspannung ist laut Schapfl in Sicht: In Zusammenarbeit mit der Erzeugergemeinschaft HVG, die einen Gutachter finanziert habe, habe man die rot kartierten Gebiete (siehe Infokasten) analysiert und eine Reduzierung erreichen können. Schapfl: "Viele Flächen sind jetzt nicht mehr rot". Die Neuabgrenzung der Gebiete stehe kurz vor Abschluss. Die große Herausforderung der Saisonarbeitskräfte habe man gemeinsam gestemmt, der Pflanzerverband sei gut vernetzt: "Es war schwierig, gab jeden Tag neue Infos, neue Vorschriften." Gemeinsam habe man es aber geschafft, "entgegen aller Befürchtungen".

Stichwort Befürchtungen. Die hat der Geschäftsführer des Pflanzerverbandes, Otmar Wiengarten, auch in Sachen Pflanzenschutz, sieht gerade den Hopfen hier aus vielerlei Sicht ungerecht behandelt. Schließlich arbeite man schon seit 30 Jahren nach den Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes - und konnte heuer mit drei Notgenehmigungen "gerade noch" über die Runden kommen: "Hier klaffen von Jahr zu Jahr mehr Lücken." Detaillierte Ausführungen zum Pflanzenschutz gab es von Magdalena Wurmdobler. Die Aussichten für das kommende Jahr seien "nicht besser", so Weingarten, man versuche permanent, "mit guten Argumenten am Ball zu bleiben", analysierte er die Lage. Frustrierend aber sei es, wenn auch diese Argumente einfach weggewischt würden: Beispielsweise habe man bei einem Mittel die Bienenungefährlichkeit sogar per Gutachten bestätigt bekommen - "und dann haben sie es uns trotzdem genommen". Eine Herausforderung sei auch das Citrus-Bark-Cracking-Viroid, das "wir wohl nicht los werden". Die Pflanzer seien hier in Sachen Hygiene und Sorgfalt stark gefordert.

Gefordert sei der Verband auch bezüglich seiner Außenwirkung. Welche neuen Wege mit Streamings, Videos, der Nutzung der Medien und der sozialen Netzwerke eingeschlagen wurden, das stellte Lutz Hädrich vor. Der Abschluss der virtuellen Versammlung gehörte dann aber einem, der sich zum Jahresende in den Ruhestand verabschieden wird: der stellvertretende Geschäftsführer Werner Brunner, der in den vergangenen Monaten seinen Nachfolger Gabriel Krieglmeier eingearbeitet hat. 30 Jahre lang war Brunner für den Verband tätig, über seine Rückschau werden wir gesondert berichten.

WZ

Karin Trouboukis